Statue der Gottesmutter
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Die Arme der Schmerzensmutter: ein Altar für den Leib Christi (10.04.2020)

Karfreitag – der Weg der Erlösung geht zu Ende; schmachvoll am Kreuz. Jesus hat unsere Sünden ans Kreuz getragen, um uns zu erlösen, das Heil neu und noch größer zu schenken als vor dem Sündenfall. Er war auf dem langen Weg der Erlösung nicht allein. Eine war immer an seiner Seite: seine Mutter.

Als Gottes Sohn Mensch wurde und für uns die Herrlichkeit des Himmels aufgab, um wie wir als Mensch zu leben, war Maria sein erster Berührungspunkt in dieser Welt. Sie, ganz rein und nur Liebe, sie war sein Trost in seinen ersten Stunden im Mutterleib. Ihre Arme umfingen ihn nach der Geburt und gaben ihm Geborgenheit. In seiner Kindheit fand er in ihrer Gottesliebe eine sichere Orientierung. Sein Geheimnis war in ihrem Herzen gut behütet. Aus dem Johannesevangelium wissen wir, dass Jesus Maria zweimal geheimnisvoll mit dem Wort „Frau“ ansprach: bei der Hochzeit zu Kana und unter dem Kreuz. Damit brachte er zum Ausdruck: Sie war die Frau des neuen Adam.

Wie Eva die Ergänzung für Adam war, wie es die Frau für den Mann ist, so bildet Maria die Ergänzung zu Jesus. Er wusste, dass er sich auf Maria verlassen konnte. Sie war sein Leben lang seine Stütze auf dem Weg, eine Helferin in seiner einzigartigen Mission. Auch wenn das Dogma noch ausständig ist, wird Maria schon von vielen Christen als Miterlöserin verehrt. Ihr ganzes Leben war in das Erlösungswerk des Sohnes eingebunden, ja noch mehr: auf dieses Ziel hin ausgerichtet. Maria war dabei, als Jesus gekreuzigt wurde. Sie stand tapfer unter seinem Kreuz, um mit ihm gemeinsam zu leiden und zu ergänzen, was an seinen Leiden noch fehlte.

Bei der Betrachtung zur 13. Kreuzwegstation im Vatican 2010 heißt es dazu: „Jetzt hat sich die Stunde Jesu erfüllt, und Jesus ist vom Kreuz abgenommen. Die Arme seiner Mutter sind schon bereit, ihn aufzunehmen. Nachdem er die Einsamkeit des Todes bis zum Grund ausgekostet hat, findet Jesus – in seinem leblosen Leib – unverzüglich die stärkste und zärtlichste seiner menschlichen Bindungen wieder, die Wärme der Liebe seiner Mutter. Die größten Künstler – denken wir an die Pietà von Michelangelo – haben es verstanden, die Tiefe und die unzerstörbare Widerstandskraft dieser Bindung auszudrücken. Indem wir uns daran erinnern, dass Maria zu Füßen des Kreuzes auch die Mutter eines jeden von uns geworden ist, bitten wir sie, in unser Herz jene Gefühle zu legen, die sie mit Jesus verbinden. Um wirklich Christen zu sein, um Jesus wirklich nachfolgen zu können, müssen wir nämlich mit allem, was in uns ist, an ihn gebunden sein: mit Geist, Willen, Herz, mit unseren kleinen und großen täglichen Entscheidungen. Nur so kann Gott im Zentrum unseres Lebens stehen und nicht reduziert sein auf eine Tröstung, die immer verfügbar sein sollte, ohne sich jedoch in die konkreten Belange einzumischen, aufgrund derer wir handeln.“

Ein Jahr später blickte der Heilige Vater beim Kreuzweg in Rom auf die Herzwunde Jesu: „Die Durchbohrung der Seite Jesu wird von einer Wunde zum Durchschlupf, zur offenen Pforte zum Herzen Gottes. Hier kann man seine unendliche Liebe zu uns schöpfen wie belebendes Wasser und wie ein Getränk, das unsichtbar sättigt und wieder aufleben läßt. Auch wir nähern uns dem vom Kreuz abgenommenen Leib Jesu, der von den Armen der Mutter gehalten wird. Wir nähern uns „nicht indem wir gehen, sondern indem wir glauben, nicht mit den Schritten des Leibes, sondern mit der freien Entscheidung des Herzens“. In diesem leblosen Leib erkennen wir uns selbst als seine verletzten und leidenden Glieder, die aber von der liebevollen Umarmung der Mutter behütet werden. Doch wir erkennen uns auch in diesen mütterlichen Armen, die stark und zugleich zärtlich sind. Die offenen Arme der Mutter Kirche sind wie der Altar, der uns den Leib Christi anbietet, und dort werden wir zum mystischen Leib Christi.“

Herr Jesus, übergeben an die Mutter, das Urbild der Mutter Kirche

Vor der Ikone der Pietà lernen wir die Hingabe an das „Ja“ der Liebe, das Sich-Überlassen und die Aufnahme, das Vertrauen und die konkrete Achtsamkeit die Zärtlichkeit, die das Leben heilt und Freude erweckt.

Komm, Heiliger Geist, führe uns, wie Du Maria geführt hast, in der strahlenden Unentgeltlichkeit der Liebe, die „von Gott ausgegossen ist in unsere Herzen mit dem Geschenk Deiner Gegenwart“!

(Kreuzweg in Rom 2011)