Statue der Gottesmutter
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Dreikönig – Erscheinung des Herrn (06.01.2014)

„Die Mächtigen dieser Welt neigen den Kopf vor der einfachen Wiege eines Kindes.“ (Hl. Rafael Arnáiz Barón) Sie kamen aus dem Morgenland mit Gold, Weihrauch und Myrrhe und mit „Unruhe in den Herzen, bedeckt mit Staub von durchwanderten Wegen bei Nacht, geleitet von einem Stern. »Wo ist jener, der gerade geboren wurde?«...

Zwanzig Jahrhunderte sind vergangen: Viele Seelen durchwandern die Straßen der Erde wie die Weisen aus dem Morgenland und weiterhin fragen sie im Vorbeigehen: »Habt ihr den gesehen, den meine Seele liebt?« (Hoh 3,3). Es ist ebenfalls ein lichtvoller Stern, der - unseren Weg beleuchtend - uns zur Armut einer Krippe führt und uns zeigt, was uns »vor die Mauern der Stadt« hat hinausgehen lassen (Heb 13,13; vgl. Lk 16,27). Er zeigt uns einen Gott, dem alles fehlt, obwohl er allmächtig ist. Der Schöpfer des Sonnenlichts und der Wärme  friert; derjenige, der aus Liebe zu den Menschen in die Welt kommt, wird von Menschen vergessen.“ (ebd.)

Der heilige Raphael schlug in seinen „Geistlichen Schriften“ einen Bogen zu unserer Zeit und stellte fest: „Sowohl heute wie damals gibt es Menschen, die Gott suchen... Leider schaffen es nicht alle, ihn zu finden, da sie nicht alle auf den Stern blicken, welcher der Glaube ist; sie wagen es auch nicht, jene Wege einzuschlagen, die zu ihm führen, also Demut, Verzicht, Hingabe und fast immer das Kreuz ...“ Das Jesuskind wagte in seinem Erwachsenwerden und dann in seinem Erwachsensein den Weg der Demut und Hingabe an den Willen des Vaters, der ihn letztendlich ans Kreuz führte und wurde so zu unserem Vorbild, dem wir folgen sollen.

Den heutigen Dreikönigstag begeht die Kirche als Hochfest der Erscheinung des Herrn und fasst in dieser Definition mehrere Geheimnisse zusammen, die das Erscheinen Christi in dieser Welt beleuchten. Das erste Mal zeigte sich Christus als der König des Friedens den Weisen aus dem Morgenland. Bei der Taufe Jesu bezeugte Gott Vater selbst, dass er der Sohn Gottes ist. Beim dritten Mal offenbarte sich Jesus auf die Fürbitte Marias bei der Hochzeit zu Kana als der Messias, der der Welt das Heil bringt. Das in Erscheinung treten des Erlösers bringt die Benedictus-Antiphon in der eschatologischen Sichtweise zum Ausdruck, indem sie die drei Festgeheimnisse im Hinblick auf die Ewigkeit in Zusammenhang bringt: „Heute wurde die Kirche dem himmlischen Bräutigam vermählt: Im Jordan wusch Christus sie rein von ihren Sünden. Die Weisen eilen mit Geschenken zur königlichen Hochzeit. Wasser wird in Wein gewandelt und erfreut die Gäste.“ Diese Offenbarungen Jesu öffnen uns den Blick auf unsere Ewigkeit: Wir sind auserwählt, am himmlischen Hochzeitsmahl teilzunehmen, denn auch jedem von uns gilt: „Wie der junge Mann sich mit der Jungfrau vermählt, so vermählt sich mit dir dein Erbauer. Wie der Bräutigam sich freut über die Braut, so freut sich dein Gott über dich.“ (Jes 62,5) Auf diese Vermählung dürfen wir zugehen. Darauf dürfen wir hoffen und vertrauen. „Der Bräutigam kommt! Geht ihm entgegen!“ (Mt 25,6) Bleiben wir wachsam, damit wir den Ruf nicht überhören und bereit sind, in das Brautgemach einzutreten, wenn er uns ruft.

„Das Licht des Glaubens an Jesus erhellt auch den Weg aller, die Gott suchen, ... Ein Bild dieser Suche sind die Sterndeuter, die von dem Stern bis nach Bethlehem geführt wurden (vgl. Mt 2,1-12). Für sie hat sich das Licht Gottes als Weg gezeigt, als Stern, der einen Pfad der Entdeckungen entlangführt. So spricht der Stern von der Geduld Gottes mit unseren Augen, die sich an seinen Glanz gewöhnen müssen. Der religiöse Mensch ist unterwegs und muss bereit sein, sich führen zu lassen, aus sich herauszugehen, um den Gott zu finden, der immer überrascht. Diese Rücksicht Gottes gegenüber unseren Augen zeigt uns, dass das menschliche Licht, wenn der Mensch ihm näher kommt, sich nicht in der blendend hellen Unendlichkeit Gottes auflöst, als sei es ein im Morgengrauen verblassender Stern, sondern um so strahlender wird, je näher es dem ursprünglichen Feuer kommt, wie der Spiegel, der den Glanz reflektiert.“ (Lumen fidei)