Statue der Gottesmutter
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Ein Licht, das die Heiden erleuchtet (02.02.2022)

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Zu Maria Lichtmess werden wir daran erinnert, dass „das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet“ (Joh 1,9) nicht nur in die Welt gekommen ist, sondern dass es auch jeden Menschen erleuchten wird. Wie Simeon bei der Darstellung Jesu im Tempel am 40. Tag der Geburt Jesu, sagte: „Denn meine Augen haben das Heil gesehen: Ein Licht das die Heiden erleuchtet und Herrlichkeit für sein Volk Israel.“

Am 2. Februar erinnert uns die Kirche daran, dass Jesus, nicht einmal eineinhalb Monate alt, in und durch die prophetischen Reden von Simeon und Hanna dem Gottesvolk als Messias bekanntgemacht wird. Hanna war eine Prophetin, eine begeisterte Frau, die, sobald sie Jesus sah, zur Missionarin wurde und allen Interessierten vom Messias erzählte.

Von Simeon wird berichtet, dass er gerecht und fromm war. Er verbrachte seine alten Tage im Tempel und wartete auf den Messias. Er ist ein Mensch der Erwartung, der Hoffnung, der Sehnsucht. Der Heilige Geist hat ihn wissen lassen, dass er das Grab nicht schauen wird, ehe er den Messias gesehen hat. Und Simeon glaubte und wartete. Und seine Sehnsucht fand Erfüllung.

Zwischen den Zeilen des Lukasevangeliums lesen wir heraus, dass Maria und Josef nichtsahnend in den Tempel kamen, um das vom Gesetz vorgeschriebene Reinigungsopfer darzubringen und Jesus Gott darzusellen, wie es im Gesetz heißt: „Jede männliche Erstgeburt soll dem Herrn heilig genannt werden.“ Dieser Ritus bezieht sich auf das erste Pessach, als der Herr in Ägypten jede männliche Erstgeburt erschlug. Nur jene Familien wurden verschont, die ihre Türpfosten mit dem Blut eines Lammes bestrichen und das Lamm in großer Eile miteinander verzehrt hatten.

In Jesus wurde dem Herrn, Gott Vater, nicht nur Marias Erstgeborener dargestellt, sondern das Lamm Gottes, das Jesus ist und das alle vor dem ewigen Tod retten wird, die seinen Leib essen und sein Blut trinken. (vlg. Joh 6,54) Dieses Lamm Gottes kommt 40 Tage nach seiner Geburt in den Tempel, um als Messias offenbart zu werden. Maria und Josef waren erstaunt über die Offenbarungen des Simeons und der Hanna, denn sie selbst hatten das Geheimnis ihres Sohnes im Herzen bewahrt.

So kann gesagt werden, dass Gott selbst an diesem Tag seinen Sohn geoffenbart, und ihn mit Hilfe der beiden Propheten dem Volk Israel bekanntgemacht hatte. Simeon war überglücklich, dass ihm nach so langem Warten endlich die Begegnung mit dem Retter geschenkt wurde. Seinen Lobgesang singen und beten wir heute noch täglich in der Komplet: „Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden. Denn meine Augen haben das Heil gesehen,  das du vor allen Völkern bereitet hast, ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel.“ (Lk 2,29ff)

In diesem Lobpreis ergriff der Heilige Geist den alten Mann und gab ihm Erkenntnis über dieses kleine Kind vor ihm. Geisterfüllt sagte er zu Maria: „Siehe, dieser ist dazu bestimmt, dass in Israel viele zu Fall kommen und aufgerichtet werden, und er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird, – und deine Seele wird ein Schwert durchdringen. So sollen die Gedanken vieler Herzen offenbar werden.“

Das Erstaunen und Erschrecken der Gottesmutter bei diesen Worten ist gut vorstellbar. Auch wenn diese Botschaft für Maria wahrscheinlich keine Neuigkeit war, so waren dies Worte gewiss eine Erinnerung daran, was die Heilige Jungfrau ohnehin schon über das Schicksal des Messias aus der Heiligen Schrift wusste. Vielleicht sollte Simeon für die Gottesmutter ein Ermahner sein, der ihr die Sendung ihres Sohnes erneut oder noch deutlicher ins Bewusstsein rückte. Eines war Maria damit aber sicher klar: Mutter des Erlösers zu sein war mit tiefem Schmerz verbunden. Die Ehre, den Sohn Gottes zu offenbaren lag nicht bei Maria und Josef, die für ihn sorgten, sondern bei diesem hochbetagten Alten, der Tag und Nacht auf das Kommen des Messias wartete.

Hanna, die als langjährige Witwe wahrscheinlich auch das Witwenamt bekleidete, weilte ständig im Tempel. Sie versah ihren Dienst an Gott als Fastende und Betende, um im Tempel für ihr Volk einzutreten. Als sie Jesus sah, begann sie Gott zu preisen für den Messias. Der Heilige Geist ergriff auch diese alte Frau, die von missionarischem Eifer beseelt den Umstehenden die Ankunft des Retters verkündete.

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Es muss ein unvorstellbares Glück sein, den Messias zu sehen, auf den Generationen um Generationen gewartet haben. Hanna und Simeon werfen auch in uns die Frage auf, ob wir messianische Menschen sind. Warten wir auf des zweite Kommen des Messias? Oder sagen wir nur: „Es wird schon irgendetwas geben?“ Jesus wird kommen – in mein Leben – heute! Jetzt! Habe ich den Mut, mich auf ihn einzulassen? Denn er steht schon vor meiner Herzenstür.

Erwarten wir sein Kommen am Ende unseres Lebens? Wenn wir die Augen für immer schließen, wird Jesus da sein. Und er wird da sein am Ende der Zeiten, wenn er kommt in Herrlichkeit, um „zu richten die Lebenden und die Toten; seiner Herrschaft wird kein Ende sein.“ (Großes Glaubensbekenntnis)