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Ein Tag im Zeichen des Kreuzes (14.09.2020)

Die Kirche hat den heutigen Tag unter das Zeichen des Kreuzes gestellt und diesem Festtag den Namen „Kreuzerhöhung“ gegeben. „Denn das Wort vom Kreuz ist denen, die verloren gehen, Torheit; uns aber, die gerettet werden, ist es Gottes Kraft.“, verkündete Paulus in seinem Brief an die Korinther. (1 Kor 1,18)

Häufig beklagen sich Menschen darüber, dass sie leiden müssen oder schweres zu tragen haben. Sie haben die heilbringende Botschaft vom Leiden noch nicht gehört oder nicht verstanden. Der heilige Johannes vom Kreuz konnte den Sinn des Leidens, nach dem so viele fragen, in einfachen Worten zusammenfassen: „Im Leiden erfährt der Mensch Gottes Kraft, im Handeln baut er zu sehr auf sich und wird schwach. Im Leiden wird er geläutert und daher weise und besonnen.“

Das hat auch Paulus festgestellt: „In der Schrift steht nämlich: Ich werde die Weisheit der Weisen vernichten und die Klugheit der Klugen verwerfen. Wo ist ein Weiser? Wo ein Schriftgelehrter? Wo ein Wortführer in dieser Weltzeit? Hat Gott nicht die Weisheit der Welt als Torheit entlarvt? Denn da die Welt angesichts der Weisheit Gottes auf dem Weg ihrer Weisheit Gott nicht erkannte, beschloss Gott, alle, die glauben, durch die Torheit der Verkündigung zu retten. Die Juden fordern Zeichen, die Griechen suchen Weisheit. Wir dagegen verkünden Christus als den Gekreuzigten: für Juden ein Ärgernis, für Heiden eine Torheit, für die Berufenen aber, Juden wie Griechen, Christus, Gottes Kraft und Gottes Weisheit. Denn das Törichte an Gott ist weiser als die Menschen und das Schwache an Gott ist stärker als die Menschen.“ (1 Kor 1,19ff)

In einer Antiphon des heutigen Tages beten wir: „In der Mitte der heiligen Stadt Jerusalem steht der Baum des Lebens; die Blätter des Baumes heilen die Völker.“ Diesen Baum hat die heilige Helena um das Jahr 325 in Jerusalem gefunden: Das Kreuz wurde einer Legende nach unter einem Heidentempel ausgegraben. Als Kreuz Christi identifiziert wurde es, als durch die Berührung des Kreuzes ein Toter wieder zum Leben erweckt wurde. Dieses „wahre Kreuz Christi“ wurde alljährlich am 14. September vor den Augen der Gläubigen erhoben und dem ganzen Volk gezeigt.

Das Kreuz soll uns mahnen, das Erlösungswerk Christi nicht zu vergessen. Denn mit schmerzvollster Liebe wurde uns das Leben wiedergeschenkt. Das Kreuz möchte uns daran erinnern, dass es uns Gott näher bringt. Es will uns ein Mahnmal sein, das uns auf Jesus Wort hinweist: „Wenn einer hinter mir hergehen will, verleugne er sich selbst, nehme täglich sein Kreuz auf sich und folge mir nach.“ (Lk 9,23)

Kreuzesnachfolge macht uns stark – auch wenn wir schwach sind. „Die Kraft der Seele wächst und festigt sich in dem Maße, als man die Beschwerden mit Geduld erträgt.“, sagte Johannes vom Kreuz. Das tägliche Kreuz ist bitterer Ernst und zugleich das Trainingsgerät für unsere Seele. Wer sich in der Kreuzesnachfolge übt, wird immer stärker werden, wird eines Tages den Sieg davontragen.

Kreuzesnachfolge ist die totale Unterwerfung unter den Willen Gottes: „Nicht mein, sondern dein Wille geschehe!“ Der Kreuztragende wie auch der Gekreuzigte sind nach außen hin schwach. Das Kreuz tötet den Menschen für diese Welt, aber es lässt die Seele stark werden und in das ewige Leben übertreten.  Dort wird es dann keine Tränen und kein Leid mehr geben. Wie die Früchte reif werden durch die Glut der Sonne, durch Wind und Wetter, so reifen wir heran unter der Schmach des Kreuzes.

Heilig Kreuz, du Baum der Treue Venantius Fortunatus

Heilig Kreuz, du Baum der Treue, edler Baum, dem keiner gleich,
keiner so an Laub und Blüte, keiner so an Früchten reich:
Süßes Holz, o süße Nägel, welche süße Last an euch.

Beuge, hoher Baum, die Zweige, werde weich an Stamm und Ast,
denn dein hartes Holz muß tragen eine königliche Last,
gib den Gliedern deines Schöpfers an dem Stamme linde Rast.

Du allein warst wert, zu tragen aller Sünden Lösegeld,
du, die Planke, die uns rettet aus dem Schiffbruch dieser Welt.
Du, gesalbt vom Blut des Lammes, Pfosten, der den Tod abhält.
Lob und Ruhm sei ohne Ende Gott, dem höchsten Herrn, geweiht.

Preis dem Vater und dem Sohne und dem Geist der Heiligkeit.
Einen Gott in drei Personen lobe alle Welt und Zeit. Amen.