Statue der Gottesmutter
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Familiaren-Aufnahme (08.12.2015)

Der 08. Dezember, als Festtag unserer Gemeinschaft, besteht aus vielen Höhepunkten. Neben der Postulatsweihe und der Weiheerneuerung der Schwestern zu Beginn des Tages im Rahmen der Laudes, dem Festgottesdienst am Vormittag, durften wir am Nachmittag bei der Vesper sechs neue Mitglieder, darunter zwei Ehepaare, in den Kreis der Familiaren (FIBS - Familiares Immaculatae & Barbara Sicharter) aufnehmen, während die bestehenden Mitglieder ihre jährliche Weihe erneuerten.

Leider konnten nicht alle Familiaren an der heutigen Feier teilnehmen, sodass sie ihr Versprechen erst im Jänner erneuern können. Wie schon im Vorjahr, leitete auch dieses Mal Prof. Dr. Hansjörg Rigger, Mitglied unseres Priesterfreundeskreises, den Gottesdienst. In der Homilie ging er auf einige Passagen des Versprechensgebetes und auf unsere Gründerin näher ein. Die gesamte Homilie finden Sie unten.

Der Vesper folgte die Abendmesse mit der Möglichkeit zur Marienweihe. Danach waren alle Familiaren zur festlichen Agape in den Festsaal geladen, wo der Tag gemütlich ausklingen konnte. Nähre Informationen zu den Familiaren oder zum Priesterfreundeskreis können sie bei M. Oberin Marianne Schuh CCIM unter 03337-2254-416 oder per Mail unter konvent(at)marienschwestern-vorau.at einholen.

Homilie bei der Vesper mit Aufnahme neuer Familiaren

Prof. Dr. Hansjörg Rigger

Liebe Brüder und Schwestern in Christus!

Einige von ihnen sind heute hier her gekommen, um Mitglied bei den Familiaren der Vorauer Schwestern (Familiares Immaculatae & Barbara Sicharter, kurz: „FIBS“) zu werden. Bei den FIBS werden sie für ein Jahr ein Versprechen ablegen. Das Versprechen, so heißt es im Versprechensgebet, sich in einer besonderen Weise um Heiligkeit zu bemühen. Wir könnten meinen, wenn wir das hören, Heiligkeit, das ist doch ein bisschen hoch gegriffen. Ich kann mich noch gut erinnern, als Papst Benedikt XVI. bei der Jugendvigil in Freiburg – es war unmittelbar am Ende seiner Deutschlandreise – zu Jugendlichen sagte: „Wenn man heute von Heiligen spricht, dann denkt man: Heilige das sind fade Leute. Heilige, die freuen sich nicht. Heilige, denen merkt man einen bestimmten Moralismus an, der eher abstoßend, aber nicht anziehend ist.“ Und ins Ernste gewandt, fügte er hinzu: „Und außerdem könnt ihr mir jetzt sagen, Heiligkeit, das ist ein Ziel, das für mich nicht erreichbar ist.“

Und Papst Benedikt XVI. wehrt sich dagegen und sagt: „Nein, so ist das nicht. Einmal sind Heilige die interessantesten Menschen, die die Geschichte hervorgebracht hat. Heilige überragen alle anderen an Stärke, an geistlicher Stärke. Heilige waren Menschen, mit einem tiefen Gottvertrauen. Heilige waren Menschen, die aus der Hoffnung gelebt haben, die tief geglaubt haben und nicht müde wurden zu lieben.“ Das Leben von Heiligen war zumeist ein bewegtes Leben, aber selbst das ist nicht Voraussetzung. Denken wir an die Kleine Therese von Lisieux, die mehr oder minder im Krankenbett ihr Leben verbracht hat, die mit Jesus in einem innigen Verhältnis war und sie wurde zur Patronin der Missionare. Wir würden uns erwarten, das müsse eine gewesen sein, die schon damals die Kontinente bereist hat. Nein, es war die Kleine Theresa, die sich wie ein Kind vorkam und die die Rosen betrachtete, im Garten des Herrn.

Liebe Brüder und Schwestern, die Familiaren der Kongregation der Schwestern von der Unbefleckten Empfängnis, das ist in erster Linie ein Angebot, das die Schwestern für sie machen. Das sind Schwestern – das liegt im Trend der Zeit, das ist sicherlich nicht nur in Vorau der Fall –  die auch in dieser Zeit bemüht sind, ihr Charisma neu zu entdecken. Jede Zeit, jede Generation, muss das für sich neu entdecken. Würde man das nicht tun, würde man stehen bleiben und würde man sich dabei immer noch auflehnen, es zu tun, würde man aussterben. Wir kennen viele Orden, von denen wird wahrscheinlich nur wenig in Erinnerung bleiben. Wenn ich an meine Heimat, an meine Diözese denke, ich hätte es mir als Brixner nicht vorstellen können, dass bestimmte Orden, die derartig das Stadtbild geprägt haben, die zu Brixen gehört haben, wie der Dom und die Pfarrkirche oder die Domtürme und der Pfarrkirchturm – es gibt sie nicht mehr. Sie meinten, das Charisma,  das ist etwas, was man ein für alle Mal hat. Das hat man sich wie ein Taschentuch in die Hosentasche oder in diese geheimen Taschen des Habit gesteckt. Und ich glaube und bin überzeugt, dass sich die Schwestern aufgemacht haben, ihr Charisma neu zu entdecken, es fruchtbar zu machen für unsere Zeit, einmal mehr deutlich zu machen, dass das nicht etwas Verstaubtes, Altes ist, das zurück gehört ins 19. Jahrhundert, sondern etwas Lebendiges ist. Und wenn wir heute das Hochfest der Unbefleckten Empfängnis feiern und sie betrachten, dann bin ich überzeugt, es ist etwas äußerst Modernes und Aktuelles.

Liebe Brüder und Schwestern, ich spreche nochmals jene an, die heute dieses Versprechen ablegen, aber selbstverständlich sind auch jene gemeint, die schon vor einem Jahr dasselbe Versprechen abgelegt haben. Ich möchte sie hinweisen auf das Versprechensgebet, auf ein paar Ausschnitte daraus. Ich weiß, ich habe das, vor ungefähr einem Jahr geschrieben. Es musste sehr schnell geschrieben werden, es blieb nur wenig Zeit, um es fertig zu stellen. Und ich kann mich noch erinnern, dass ich die Mutter Gottes gebeten habe, sie möchte mir die richtigen Worte für dieses Gebet geben. Und vor einem Jahr, da dachte ich mir, ja, das würde man schon noch verbessern können. Heute denke ich das immer noch, aber ich merke, dass der Geist doch auch mitgewirkt hat. Das Erste, das dieses Versprechensgebet beinhaltet, ist Dankbarkeit, ist einfach nur Dankbarkeit.

Herr Jesus Christus, Sohn Gottes

und Sohn der Ohne Makel der Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria,
wir danken dir, dass du für uns Mensch geworden bist, in allem uns gleich, außer der Sünde.
Wir danken dir, dass du Freud und Leid unseres irdischen Daseins mit uns geteilt hast. Dass du am Kreuz für uns gestorben und am dritten Tage auferstanden bist.
Wir danken dir, dass du uns in der Taufe als deine geliebten Kinder angenommen hast und deinen Heiligen Geist über uns ausgegossen hast. Er hat uns bis hierher geführt, als Männer und Frauen mitten in Familie und Welt.

Das ist der Ausgangspunkt, es geht nicht darum, dass sie jetzt Mitglieder in einem Verein werden, dass sie einen Mitgliedsausweis bekommen oder etwas Ähnliches auch, wenn sie heute eine Medaille überreicht bekommen und einen Rosenkranz und eine Urkunde. Aber darum geht es nicht. Sie sind hier, weil sie in ihrem Leben etwas entdeckt haben, und das, was sie entdeckt haben, macht sie dankbar. Und aus dieser Dankbarkeit heraus wollen sie weiter gehen, wollen sie im Glauben wachsen. Wollen sie den Glauben, der sie bereits trägt, vertiefen. Wollen sie sich inspirieren lassen von einer Kongregation von Schwestern, die in der Nachfolge einer ganz einfachen Frau hier aus diesem Lande, nämlich von Barbara Sicharter, etwas weiter pflegen. „Mitten in unserer Heimat“, heißt es dann später in diesem Weihegebet, „hast du Barbara Sicharter erwählt und geformt. Du hast ihre Einfachheit und ihre liebevolle Hingabe angenommen und sie fruchtbar werden lassen für die notleidenden Menschen ihrer Zeit. Du hast das zarte Pflänzchen ihres Lebens zu einem Baum heranwachsen lassen, der immer noch Früchte trägt. Für uns und unsere Heimat, für unsere Heilung und für unser ewiges Heil.“

Auch das ist wichtig: Dass sie Barbara Sicharter entdeckt haben oder immer mehr entdecken. Du hast das zarte Pflänzchen ihres Lebens zu einem Baum heranwachsen lassen, der immer noch Früchte trägt. Und da schauen wir in die erste Reihe, das sind jene vier Postulantinnen, die heute am Morgen in das Postulat aufgenommen wurden. Und mag das Krankenhaus Früchte tragen, schwarze Zahlen schreiben usw. – OK, dann ist man sicher froh, aber die wertvollsten Früchte, die edelsten, das sind sie – die Novizinnen nehmen wir auch mitherein. Ich glaube, da schreiben sie schon ein wenig Geschichte, liebe Schwestern, denn wenn sie sich in Österreich auf den Weg machen und eine Kongregation mit Nachwuchs suchen – die eine oder andere gibt es – aber Sie sind in der Minderheit. Das ist das zarte Pflänzchen ihres Lebens, des Lebens der Barbara Sicharter, das zu einem Baum herangewachsen ist. Der immer noch Früchte trägt. Ich denke, für Sie, die Sie zu den Familiaren dieser Kongregation gehören wollen, ist es doch wichtig, dass das Pflänzchen immer noch lebt und gute Früchte bringt. Dann kommt dieses Versprechensgebet auch auf die Schwestern:

„Wir sind hier in Vorau, den von Mutter Barbara aus reinem Gehorsam gegründeten Schwestern von der Unbefleckten Empfängnis begegnet, die diesen Baum behüten, ihn hegen und pflegen und uns teilhaben lassen an seinen Früchten.“ Das mag vielleicht für Uneingeweihte etwas eigenartig klingen, wenn es hier heißt „Wir sind hier in Vorau den von Mutter Barbara aus reinem Gehorsam gegründeten Schwestern von der Unbefleckten Empfängnis begegnet, aus reinem Gehorsam“, so ist das nicht eine Verklärung, die nach Jahrzehnten stattfindet, sondern es war wirklich so. Barbara Sicharter ist nicht angetreten und hatte sofort schon den Namen einer Kongregation auf ihre Fahne geschrieben, sondern sie folgte dem Willen Gottes. Und es genügte ihr, heute zu wissen, was er von ihr will. Aber begleitet und gestärkt durch gute, geistliche Begleiter, kam es zu dieser Gründung und wir können sagen: „Gott sei Dank“. Ihr geweihtes Leben ist tief verwurzelt und das, liebe Schwestern, ist auch etwas Wichtiges für sie, das zu hören, dass das jetzt Menschen sagen, Laien, die zu diesen Familiaren stoßen. Das geweihte Leben von ihnen, liebe Schwestern, ihr geweihtes Leben, ist tief verwurzelt in deinem Beispiel und in deiner Lehre. Ihr Leben in Armut, Keuschheit und Gehorsam verleiht deinem Wesen, oh Herr, das Liebe ist, beständige Sichtbarkeit in dieser Welt und unser Blick, wird auf das Geheimnis des Gottesreiches gelenkt, das bereits in der Geschichte wirksam ist, seine Vollendung aber im Himmel erwartet.

Herr Jesus Christus, unsere Schritte mögen gemeinsam gehen

Liebe Brüder und Schwestern, das ist ein großer Anspruch. Achten sie darauf, liebe Schwestern, dass sie diesem Anspruch immer genügen. Streben sie danach, machen sie jeden Tag einen Schritt weiter, in diese Richtung. Mit ihnen, den Schwestern von der Unbefleckten Empfängnis und mit Ihrer Gründerin, Mutter Barbara Sicharter, schauen wir gemeinsam auf das Unbefleckte Herz deiner Mutter, das aus Liebe entflammt ist. Mach, dass das Feuer ihrer Liebe auch unsere Herzen entzünde. Damit auch wir Licht werden, das entzündet und wärmt.

Dieses Weihegebet mündet in ein Gebet, das hier im Weihegebet zitiert wird, von Elisabeth Kindelmann. Ich möchte es vorlesen, weil mir vorkommt, es enthält etwas Wichtiges: „Herr Jesus Christus, unsere Schritte mögen gemeinsam gehen, unsere Hände mögen gemeinsam sammeln, unsere Herzen mögen gemeinsam schlagen, unser Innerstes empfinde gemeinsam, die Gedanken unseres Geistes seien eins, unsere Ohren mögen gemeinsam auf die Stille hören, unsere Augen mögen ineinander schauen und sich verschmelzen, unsere Lippen mögen gemeinsam zum ewigen Vater um Erbarmen flehen.“

Liebe angehende Familiare, vielleicht hatten wir das voriges Jahr noch gar nicht bedacht, dass dieses Gebet am Ende der wichtigste Abschnitt vom Ganzen ist, denn wo Menschen beisammen sind, da geht es ganz schnell so, dass der Eine mehr Recht hat, als der Andere. Der Eine gescheiter ist, als der Andere, der Eine vorlauter ist, als der Andere, der Eine so vorlaut ist, dass der Andere gar nicht zum Wort kommt.

Glaubhaft ist Kirche immer in der Einheit. Glaubhaft ist ein Orden, in der Einheit. Von Ehen brauchen wir das gar nicht zu sagen, da ist es klar. Glaubhaft ist die christliche Ehe nur in der Einheit. Die Familiaren, der Kongregation der Schwestern von der Unbefleckten Empfängnis, sind nur in dem Maße glaubhaft, als sie die Einheit suchen, als sie an der Einheit bauen, die nötige Demut immer wieder aufbringen, um sich immer wieder neu in diese Einheit einfügen zu lassen.