Statue der Gottesmutter
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Fastenzeit (05.03.2014)

Die Fastenzeit, auch österliche Bußzeit genannt, umfasst jene 40 Tage, in denen wir uns auf die Feier des Osterfestes, des höchsten Festes im Kirchenjahr, vorbereiten. Das 40-tägige Fasten verbindet uns mit Jesus, der 40 Tage in der Wüste gefastet hatte als Vorbereitung auf seine Sendung, sein öffentliches Wirken. Die fünf Fastensonntage und der Palmsonntag unterbrechen jeweils die Fastenzeit für einen Tag. Beendet wird die Fastenzeit mit dem so genannten „Fastenbrechen“, der ersten Speise nach der Feier der Osternacht.

In unserer Region ist es üblich, als erste festliche Speise gemeinsam das am Karsamstag gesegnete „Weihfleisch“ mit den anderen gesegneten Osterspeisen wie Kren, Eier und Brot zu essen. Aber bis dahin dürfen wir uns in der Abtötung des Fleisches und der Sinne üben. Maßvolles Fasten stärkt den Menschen an Leib und Seele. Es macht den Geist frei für Gott, von dem alles Leben stammt.

Der Kirchenvater Petrus Chrysologus  wusste um die befruchtende Wirkung des Fastens: „Gebet, Barmherzigkeit und Fasten, diese drei bilden nur eines. Sie geben einander das Leben. Denn die Seele des Gebetes ist das Fasten. Das Leben des Fastens ist die Barmherzigkeit. Niemand reiße sie auseinander. Wenn man nur eines von diesen dreien hat, so hat man nichts. Wer also betet, der faste! Wer fastet, der übe Barmherzigkeit!“ Unser Leib ist sehr erdgebunden. Er unterliegt den verschiedenen Trieben der Natur und verlangt sein Recht. Aber der Geist ist Herr über den Leib. Darum müssen wir über das natürliche Verlangen des Leibes wachen. Der Leib ist der schwächere Teil in unserer Ganzheit, er ist oftmals der sture Esel, den wir bändigen und lenken müssen. Geist und Seele sind gleichsam die beiden Kräfte, mit denen wir dem Leib das zukommen lassen, was gut für den „Bruder Esel“ ist. Ein irisches Sprichwort sagt: „Der Körper würde gern der Seele das Fasten überlassen.“ Indem der Leib in der Befriedigung seiner Triebe Verzicht übt, werden auch unser Geist und unsere Seele stärker, da Fasten ohne Willenskraft und Opferbereitschaft nicht funktioniert. Der griechische Kirchenlehrer Johannes Chrysostomus erkannte dieses Zusammenspiel: „Das Fasten ist die Speise der Seele. Wie die körperliche Speise stärkt, so macht das Fasten die Seele kräftiger und verschafft ihr bewegliche Flügel, hebt sie empor und lässt sie über himmlische Dinge nachdenken.“

Beim Fasten ist natürlich auch auf die rechte Gesinnung zu achten, darauf weist der heilige Antonius von Padua hin: „Der Heuchler fastet, damit man ihn lobe; der Geizhals, damit man seine Börse fülle; der Gerechte, um Gott zu gefallen.“ Neben der entsprechenden Geisteshaltung kommt auch dem Maß des Verzichtes eine bedeutende Rolle zu. „Ein Mensch, der seinen Körper durch zu viel Fasten unterdrückt, in dem steigt Überdruss auf; solcher Verdrossenheit gesellen sich mehr Fehler zu, als wenn er seinem Körper die rechte Nahrung gegönnt hätte.“, erklärte die deutsche Mystikerin Hildegard von Bingen. Und schon die Juden wussten: „Von zuviel Essen kann man sterben, von zuviel Fasten kann man sterben.“

Der heilige Franz von Sales hat für die Fastenzeit einige weitere Ratschläge parat: „Nun, hinsichtlich des Fastens braucht man gewiss nicht engherzig zu sein; besser mehr Liebe als mehr Strenge, das ist auch der Wunsch der Kirche." (DASal 2,135) „Fasten und Arbeit zügeln und beherrschen in gleicher Weise das Fleisch. Ist deine Arbeit notwendig oder der Ehre Gottes besonders dienlich, so erachte ich die Anstrengung der Arbeit für besser als die des Fastens." (DASal 1,165) „Die Beharrlichkeit ist auf alle Fälle die wünschenswerteste Gabe, die wir in diesem Leben erhoffen können und zwar von Gott allein, von ihm, der allein den zu festigen vermag, der steht, und den aufrichten kann, der daran ist zu fallen. Deshalb sollen wir auch nie aufhören, um diese Gabe zu bitten und die Mittel zu gebrauchen, durch die wir sie nach Gottes Weisung erlangen, nämlich Gebet, Fasten und Almosen, Sakramentenempfang, Umgang mit guten Menschen, Anhören und Lesen der Heiligen Schrift." (DASal 3,174)

Anlässlich des Angelusgebetes am 21. Februar 2010 sagte Benedikt XVI. zu den Gläubigen: „Man verbessert die Welt, indem man bei sich selbst anfängt und mit der Gnade Gottes das ändert, was im eigenen Leben nicht in Ordnung ist. … Die Fastenzeit ist wie eine lange Zeit der »Einkehr«, bei der es darum geht, in sich zu gehen und die Stimme Gottes zu vernehmen, um die Versuchungen Satans zu besiegen und die Wahrheit unseres Seins zu finden. Eine Zeit, so könnten wir sagen, des geistlichen »Kämpfens«, die es zusammen mit Jesus zu leben gilt, ohne Stolz und Anmaßung, sondern mit den Waffen des Glaubens, das heißt mit dem Gebet, dem Hören des Wortes Gottes und der Buße. Auf diese Weise wird es uns gelingen, Ostern wahrhaftig zu feiern, in der Bereitschaft, unsere Taufversprechen zu erneuern. Die Jungfrau Maria helfe uns, dass wir, geleitet vom Heiligen Geist, freudig und fruchtbringend diese Zeit der Gnade leben.“ In diesem Sinne wünschen wir eine gesegnete Fastenzeit, damit am Ende dieser Zeit der Ostermorgen strahlend in uns anbrechen kann.