Statue der Gottesmutter
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Fensterkreuzweg – ein stiller Botschafter (20.02.2015)

Nicht nur in der Fastenzeit lädt unser Kreuzweg entlang der Glasfenster zum Betrachten der einzelnen Kreuzwegstationen ein. Das Beten des Kreuzweges wurde in der Kirche immer gepflegt und ist mehr als fromme Tradition. Dieses Gebet verbindet den Betrachter zutiefst mit dem Erlösungswerk des Heilands, der uns durch sein demütiges, opfervolles Leiden den Weg zum ewigen Leben eröffnet hat. Dieses Heilsmysterium verkünden die Glasfenster allen Vorüberkommenden, vor allem in den dunklen Stunden des Tages und der Nacht, sobald das Licht in der Kapelle eingeschaltet wird.

Die beleuchteten Fenster überbringen eine zweifache Botschaft: Die erste ist die Einladung, Jesu Leiden zu betrachten und von ihm zu lernen, was Liebe ist und in welcher geistlichen Haltung und Gesinnung man das Kreuz tragen soll. Die zweite Botschaft ist die Aufforderung Jesu:

„Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.“ (Mt 16,24)

Die Symbolik des beleuchteten Kreuzweges deutet noch eine weitere Wirklichkeit an. Paulus sagt: „Das Wort vom Kreuz ist denen, die verloren gehen, Torheit; uns aber, die gerettet werden, ist es Gottes Kraft.“ (1 Kor 1,18) Für die Welt ist der Kreuzweg ein Weg der Finsternis, denn die Augen der Welt bleiben haften an Leid und Schmerz und sind letztendlich fixiert auf den Tod als Ende allen Seins. Für den, der zum Glauben gekommen ist und sich entschieden hat, Christus nachzufolgen, wird der dunkle Weg des Kreuzes erhellt durch das Licht der Auferstehung, das bereits seine Strahlen voraus wirft. Das Kreuz lässt uns im Tragen vorerst die Finsternis erfahren. Wie die bitteren Kräuter für den Leib, so ist das Kreuz ein Heilmittel für unsere Seele und darüber hinaus auch für andere, wenn wir die Schwierigkeiten unseres Lebens stellvertretend aufopfern.

Ein aus Liebe angenommenes Kreuz lässt in unserer Seele immer etwas absterben, nämlich das ungesunde Ego, jenen Teil, der uns unfähig macht, Gott und die Menschen zu lieben. Dieses Sterben wird eingeleitet von der Entscheidung zur Selbstverleugnung, welche den ganzen Sterbeprozess in Gang setzt, antreibt und begleitet. Durch das Sterben der schlechten Neigungen in uns, kann das Gute unserer Seele zu neuem Leben erwachen. Kreuzesliebe meint nicht den Hang, sich selbst zu quälen, um ein Opfer bringen zu können. Kreuzesliebe besteht darin, das Unabänderliche unseres Lebens anzunehmen und es mit Liebe und Geduld durchzutragen und auf diese Weise wie Jesus durch Leiden den Gehorsam zu lernen, den wir unserem Vater im Himmel schulden.

Nochmals auf die beleuchteten Glasfenster zurückkommend: Mögen wir unseren persönlichen Kreuzweg auch manchmal als finster und trüb wahrnehmen, so dürfen wir ihn dennoch im Bewusstsein gehen, dass er in Gottes Augen ein lichtvoller Weg ist, weil wir Christus, dem Licht der Welt folgen, der uns in die Herrlichkeit des Himmel führt. Und an den Heiligen sehen wir es: Wer Christus nachfolgt, zieht die Gnade auf sich und hinterlässt der Welt durch die empfangene Gnade eine Spur des Lichtes, ein leuchtendes Beispiel, das andere anspornt, Christus nachzufolgen.