Statue der Gottesmutter
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Frisch ans Werk (08.09.2012)

Die Ferien und damit auch die Urlaubssaison gehen nun zu Ende. Arbeit oder Schule bürden Kindern und Erwachsenen wieder Lasten auf. Die Arbeit aber gibt unserem Leben Sinn, ernährt uns und ist ein bedeutendes Mittel, um die Gottes- und Nächstenliebe zu üben. Arbeit ordnet und strukturiert unser Leben. Deshalb forderte Paulus die Thessalonicher eindringlich im Namen Jesu Christi auf, „in Ruhe ihrer Arbeit nachzugehen und ihr selbst verdientes Brot zu essen.“ (2.Thess 3,12)

Für Christen hat die Arbeit einen weitaus tieferen Sinn, als lediglich für den notwendigen Lebensunterhalt zu sorgen. Arbeit kann in der richtigen Geisteshaltung zu einem starken Bindeglied an Gott werden. Aus der Feder von Beato Luigi Orione (1872-1940) stammen folgende Gedanken, die er am 3.September 1899 zu Papier brachte: „Gestern befand ich mich im Zimmer eines guten Priesters. Dort fiel mein Blick auf folgende Worte: Gott allein!

In diesem Moment war mein Blick voller Müdigkeit und Schmerz und mein Verstand durchdachte erneut viele Tage, die, wie der gestrige, angefüllt von Kummer waren. Über dem Wirrwarr vieler Ängste und über dem Klang verworrener Seufzer, schien mir die freundliche und gute Stimme meines Engels zu erklingen: Gott allein! ungetröstete Seele, Gott allein! ... Dann sah ich hinter mir stehend den Grund meiner gegenwärtigen Leiden: Ich sah, dass ich statt zu versuchen in meiner Arbeit Gott allein! zu gefallen seit Jahren das Lob der Menschen erbettelt hatte. Ich war in einer ständigen Suche, in der ständigen Besorgnis, jemanden zu finden, der mich sieht, mich wertschätzt, mir Beifall spendet. So kam ich zu dem Entschluss: auch hier muss ein neues Leben beginnen: arbeiten und dabei Gott allein! suchen. Der Blick Gottes ist wie der Tau, der stärkt. Er ist wie ein leuchtender Strahl, der fruchtbar macht und weitet: arbeiten wir deshalb ohne Lärm und Rast, arbeiten wir gemäß des Blickes Gottes, Gottes allein! Der menschliche Blick ist wie ein sengender Strahl, der auch die haltbarsten Farben erblassen lässt: Er wäre in unserem Fall wie ein eisiger Windhauch, der den noch zarten Stengel einer armen Pflanze biegt, krümmt, zerbricht. Jede Handlung, die ausgeführt wird, um Lärm zu machen, um gesehen zu werden, verliert vor den Augen Gottes ihre Frische. Sie ist wie eine Blume, die von einem zum anderen weitergereicht wird und die gerade noch einmal vorzeigbar ist. (...) Gott allein! Oh wie nützlich und tröstend ist es Gott allein als Zeugen haben zu wollen! Gott allein, das ist die Heiligkeit in ihrer erhabensten Stufe! Gott allein, das ist die am besten begründete Sicherheit eines Tages im Himmel anzukommen. Gott allein, meine Kinder, Gott allein!" (Aus “L’Opera della Divina Providenza”)

Vor seinem Einzug in Jerusalem am Palmsonntag sagte Jesus zu seinen Jüngern: „Geht in das Dorf, das vor euch liegt; gleich wenn ihr hineinkommt, werdet ihr einen jungen Esel angebunden finden, auf dem noch nie ein Mensch gesessen hat. Bindet ihn los, und bringt ihn her!“ (Mk11,2) Und die zwei ausgesandten Jünger „brachten den jungen Esel zu Jesus, legten ihre Kleider auf das Tier und er setzte sich darauf.“ (Mk11,7) Wie oft gehören wir fremden Herren und stehen ihnen zu Diensten. Muss Jesus nicht auch uns manchmal losbinden (lassen), damit wir in seinen Dienst zurückkehren? P. Emiliano Tardif, ein Herz Jesu Missionar, dessen Seligsprechungsverfahren angestrebt wird, sagte von sich selbst, dass er Jesu Esel sei, um Christus auf seinen zahlreichen Missionsreisen in die Welt zu tragen. Haben auch wir die Demut, nur der Esel zu sein, auf den kein Mensch achtet? Tragen wir Jesus bereitwillig zu den Menschen? Lassen wir Jesus im Mittelpunkt sein? In der Bibel steht, dass die Menschen ihre Kleider auf den Esel legten. Wahrscheinlich sind die Kleider nicht frisch gewaschen sondern staubig und verschwitzt. Aber sie wollten es Jesus bequem machen. Jesus hat sich nicht daran gestoßen. Und wie steht es mit uns? Würden wir durch unsere Empfindlichkeit andere vor den Kopf stoßen? Der Esel lässt es sich gefallen, dass man ihn mit Lasten belädt. Wie weit sind wir bereit, seelische und körperliche Lasten um Jesu willen zu tragen?

Betrachten wir den kleinen Esel, der geduldig seinen Herrn trägt und alle Unannehmlichkeiten erträgt. Und wenn wir nicht gebraucht werden, lassen wir uns dann wieder in den Stall stellen? P. Tardif verglich sich mit diesem Esel, und wenn er in sein Kloster zurückkehrte, sagte er: „Jetzt ist der Esel wieder in seinem Stall.“

Das Bild des Esels wirft vor allem die Frage auf: Geht es in meinem Leben, in meinem Beten, Arbeiten und Ruhen um mich oder um die Verherrlichung Christi? Wie der Esel im Stall dürfen auch wir von unseren Mühen ausruhen, denn der Herr selbst lädt uns dazu ein: „Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen. Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele.“ (Mt 11,28-29)