Statue der Gottesmutter
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Geboren aus Maria, der Jungfrau (01.01.2020)

„Barmherziger Gott, durch die Geburt deines Sohnes aus der Jungfrau Maria hast du der Menschheit des ewige Heil geschenkt. Lass uns immer und überall die Fürbitte der gnadenvollen Mutter erfahren, die uns den Urheber des Lebens geboren hat, Jesus Christus, deinen Sohn, unsern Herrn und Gott.“ So betet die Kirche am Hochfest der Gottesmutter Maria in der Oration.

Jesus wurde „geboren von der Jungfrau Maria“, so bekennen wir unseren Glauben an die Gottesmutterschaft Mariens jedesmal, wenn wir das kleine (Apostolische) Glaubensbekenntnis beten: „Ich glaube … an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn, empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria.“ Noch aussagekräftiger ist das große (Nizäno-Konstantinopolitanisches)  Glaubensbekenntnis, in dem es heißt: „Wir glauben… an den einen Herrn Jesus Christus, Gottes eingeborenen Sohn, aus dem Vater geboren vor aller Zeit: Gott von Gott, Licht von Licht, wahrer Gott vom wahren Gott, gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater; durch ihn ist alles geschaffen. Für uns Menschen und zu unserem Heil ist er vom Himmel gekommen, hat Fleisch angenommen durch den Heiligen Geist von der Jungfrau Maria und ist Mensch geworden.“

Der heilige Hippolyt von Rom bekräftigt: „Nicht leeren Worten schenken wir Glauben, und wir lassen uns weder von plötzlichen Aufwallungen des Herzens hinreißen noch von trügerischer Rede einlullen. Worte göttlicher Kraft sind es, denen wir den Glauben nicht verweigern. Diese (Worte) hat Gott dem Wort aufgetragen, das Wort hat sie gesprochen und die Mneschen dadurch vom Ungehorsam bekehrt. Er hat sie nicht durch Zwang zum Sklavendienst getrieben, sondern aufgrund eigenen Entschlusses zur Freiheit gerufen. Dieses Wort hat der Vater in der Endzeit gesandt; denn er wollte nicht noch einmal durch einen Propheten sprechen. Er wollte auch nicht, dass das Wort sich in verhüllten Gesten dem Erkennen darbiete; vielmehr sollte es sichtbar erscheinen, damit die Welt es sieht und gerettet wird. Wir haben erkannt, dass dieses Wort aus der Jungfrau einen Leib angenommen, den alten Menschen neugeschaffen und getragen hat. Wir wissen, dass dieses Wort aus unserm (Erden-) Stoff Mensch geworden ist; sonst wäre es sinnlos, dass er uns gebietet, ihm als unserm Lehrer nachzueifern. Wäre dieser Mensch aus einem andern Stoff, wie könnte er dann von mir, dem gebrechlich Geborenen, erwarten, ihm ähnlich zu werden?“

Als „der Erlöser wahrer Mensch wurde,“ schrieb der heilige Athanasius an Epiktet, „erlangte der ganze Mensch das Heil. Unser Heil ist wahrlich keine erdichtete Sache, und es geht nicht bloß den Leib, sondern den ganzen Menschen an. Leib und Seele ist im Wort Heil widerfahren. Was aus Maria gemäß der Schrift hervorging, war seinem Wesen nach ein wirklicher Mensch, und es war der wahre Leib des Herrn. Wirklich: ein wahrer Leib war es, weil er dem unsern gleich war. Denn Maria ist unsere Schwester, weil wir alle von Adam abstammen.“

Das Fest der Mutterschaft Mariens wird in der katholischen Kirche am 01. Jänner, dem Oktavtag von Weihnachten, gefeiert. Der byzantinische und syrische Ritus begeht dieses Fest am 26. Dezember, während es in der koptischen Liturgie am 16. Jänner zelebriert wird.

Das große Geheimnis der Menschwerdung hat Gott schon lange vorbereitet. Leo der Große führte in einer seiner Predigten dazu aus: „Die Jungfrau aus dem Königsgeschlecht des David wird erwählt, das gottmenschliche Kind zu empfangen: zuerst im gläubigen Geist, dann auch in ihrem Leib. Damit sie nicht aus Unkenntnis des Außerordentlichen, das Gott mit ihr plant, erschrecke, erscheint ihr der Engel, und sie erfährt, was durch den Heiligen Geist in ihr geschehen wird, dass sie zur Würde der Gottesmutter erhoben wird. …Die Kraft des Höchsten ist ihr verheißen, und… Dann steigt Jesus Christus, der Sohn Gottes zur Erde nieder. Er bleibt in der Herrlichkeit des Vaters. Aber auf einer anderen Ebene und in einer neuen Ordnung und auf eine neue Art wird er geboren. In einer neuen Ordnung: Unsichtbar und unfassbar als Gott, wird er sichtbar und fassbar als Mensch. Vor aller Zeit in ewig bleibendem Sein, will er einen Anfang nehmen in der Zeit. … Auf eine neue Art wird er gezeugt, empfangen und geboren von der Jungfrau ohne das Wollen eines irdischen Vaters. Die Unversehrtheit der Mutter wird nicht verletzt. … Die Geburt ist anderer Art, aber die Natur des Kindes ist der unsrigen gleich. Anders ist die Art der Geburt, denn die Jungfrau empfängt durch göttliche Macht, durch göttliche Macht bringt sie das Kind zur Welt und bleibt Jungfrau.“

Beda Venerabilis lässt im Kommentar zum Lukasevangelium Maria sagen: „Mit so großer und unvorstellbarer Gnade hat der Herr mich erhöht, dass kein Wort es zu erklären vermag und dass es kaum mit der innersten Bewegung des Gemütes erfasst werden kann. Darum biete ich alle Kräfte meiner Seele auf, um Lob und Dank zu sagen. Indem ich seine grenzenlose Größe betrachte, gebe ich freudig dankend alles dahin, alles, was ich erlebe, fühle und denke. Denn mein Geist erfreut sich an der Gottheit Jesu, des Retters, der in der leiblichen Empfängnis die Frucht meines Leibes geworden ist.“

Maria klar, viel hochgelobte Herrin, süße, hilf mir durch deines Kindes Ehr, dass ich die Sünde büße.

Du flutige Flut der Tugend, Erbarmung, aller Güte, der süße Gottesgeist aus deinem edlen Herzen blühte:

Er ist dein Kind, dein Vater und dein Schöpfer. Wohl uns, dass du ihn durftest einst gebären!

Den Höhe, Tiefe, Breite, Länge nie umgreifen ging, dein kleiner Leib mit süßer Keusche ihn umfing.

Kein Wunder gleicht dem wunderbaren Ding: Der Engel Königin, du trugst ihn ohne alle Schweren.

(Walther v. d. Vogelweide)