Statue der Gottesmutter
Menü

Gottesmutter vom Blute (02.07.2018)

„Aus dem keuschen und reinen Blute der Jungfrau“, sagte der heilige Johannes von Damaskus, wurde das Kostbare Blut Jesu Christi gebildet.

Im Jahr 1494 ereignete sich am 29. April in Re, einem Ort im Vigezzotal in Italien, ein Blutwunder an einem Marienbild. An diesem Tag fand ein Würfelspiel mit Steinen statt. Giovanni Zuccone war ein schlechter Verlierer. Wutentbrannt warf er einen Stein gegen die Außenwand der Sankt-Mauritius-Kirche und traf dabei ein Fresco, das Maria zeigt, die gerade ihr Kind stillt. Der Stein verletzte das Bildnis der Gottesmutter an ihrer Stirn, worauf der Angreifer von Reue ergriffen wurde.

Am Morgen darauf   berührte der fromme Bartholomäo das Bild der Madonna und küsste ihre Hand. Als er seine Hand wieder zurückzog, bemerkte er, dass sie nass war. Die Flüssigkeit war Blut. Er forschte nach und sah, dass dieses Blut aus der Kopfwunde der Heiligen Jungfrau herabfloss. Ganze zwanzig Tage, dauerte das Bluten an, wobei der Blutfluss wie bei einer heilenden Wunde immer weniger wurde. An manchen Tagen war der Blutfluss so stark, dass es mit einem Kelch oder einem Tüchlein aufgefangen werden musste. Auffällig war dabei, dass das Blut nicht den Gesetzen der Natur folgte, also von der Wunde auf dem gemalten Bild nicht gerade herunterlief, sondern sich so verteilte, als würde das Blut über eine gewölbte Stirn fließen.

Das Wunder wurde schnell bekannt und die ersten Pilger kamen in Strömen herbei. Schon bald wurden gnadenvolle Heilungen bekannt.  Einen Monat später begann das Bildnis erneut zu bluten. Um das Fresko zu schützen, baute man eine Wallfahrtskirche herum. Sie trägt den Namen Madonna del Sangue – Muttergottes vom Blut. Später integrierte man das Bild in den Hochaltar. Bald fanden Kopien des wundertätigen Bildes durch Handwerker und bettelarme Kaminkehrer, die abwandern mussten, ihren Weg in den deutschsprachigen Raum und weiter bis in die Tschechoslowakei und sogar bis nach Nord- und Südamerika.

Die Madonna vom Blut trugen die Abwanderer als gerollte Leinwand in ihrem Gepäck mit.

Bartholomäus Rizolt ist einer von ihnen. Um 1650 herum ließ er sich in Klattau im Böhmerwald nieder. Auf seinem mitgebrachten Bild ließ er die nackte Brust der Madonna schamhaft übermalen. Er verehrte es sehr und betete gerne davor. Als Erbstück geht die Gottesmutter vom Blut an seine Adoptivtochter Anna über. Ihr Gatte, Andreas Hirschberger, ein Schneider, erweist sich zu ihrem Leidwesen als arbeitsscheu. Die Familie verarmt und denkt daran, das Bild für neun Dukaten zu verkaufen. Wenn er auch der Arbeit nicht sehr zugetan ist, so ist Annas Ehemann doch geleitet von Gottesfurcht, die der Herr reich belohnen wird. Das Bild bleibt in der Familie. In großer Not, als Frau und Kinder schwer erkrankt waren, wandte sich der Familienvater flehentlich an die Gottesmutter vom Blute. Der Himmel antwortete und wiederholte das Wunder von einst an dieser Nachbildung: Die Madonna schwitzte Blut. Erzbischof, Kaiser und Papst wurden informiert und das Wunder wurde per Dekret bestätigt. Klattau erblüht zu einem Wallfahrtsort. Das Gnadenbild wird in die Pfarrkirche gebracht und mit Edelsteinen verziert. Hirschberger verkauft sein Haus, um damit einer Kapelle Platz zu machen.

Im 16. und 17. Jahrhundert, als die Kindersterblichkeit sehr hoch war, ereigneten sich vor der Madonna vom Blut zahlreiche weitere Wunder an Säuglingen. Um den ungetauft verstorbenen Kindern den Seelenfrieden zu erlangen, legten die Eltern ihre toten Säuglinge vor dem Bild nieder und erflehten ein Lebenszeichen für ihr Kind. Meistens wurde ihnen diese Gnade geschenkt. Die Kinder erwachten nochmals kurz zum Leben, wurden sofort getauft und verstarben im nächsten Moment wieder – als Kinder Gottes und von der Erbschuld befreit. Mit dem Gnadenbild der Gottesmutter vom Blut hat der Himmel selbst Zeugnis dafür abgelegt, welch unermesslichen Wert die Taufgnade für die Ewigkeit hat.

Zeigte das ursprüngliche Gnadenbild eine Abbildung der Maria lactans, also die stillende Gottesmutter, so änderte man im Laufe der Jahrhunderte die Darstellung in Mutter mit Kind Gemälde, um dem Unverständnis und der wachsenden Schamhaftigkeit Genüge zu tun.

Auch in das unterfränkische Sonderhofen gelangte ein solches Bildnis, das im Jahr 1693 entstanden ist. Es wurde erst 1982 auf einem Dachboden des ehemaligen Pfarrhauses wiederentdeckt. In der Pfarrkirche Bergatreute befindet sich eine weitere Kopie der Blut-Madonna von Re mit dem Titel: „Im Schoß der Mutter sitzt die Weisheit des Vaters“. In Bergatreute wird das Bild bis heute an jedem 02. Juli durch Wallfahrten geehrt. Am Bildrand des Gnadenbildes von Sonderhofen steht in alter Schreibweise: „Maria vom Blut so zu Regio im Vigletertal Wundertätig auch zu Bergatreuten bei Weingarten, diese wahrhaftige Abbildung will Wunderzeichen tun wie dann in 4 Jahr über 1000 tote ungetaufte Kinder zum leben bracht und getauft worden“.

Durch viele weitere Nachbildungen der blutenden Madonna von Re  wurden Wunder und Heilungen geschenkt und Wallfahrtskirchen errichtet.

Das aufgefangene Blut vom Blutwunder aus dem Jahr 1494 in Re wird in einem kunstvollen Reliquiar aufbewahrt und verflüssigt sich von Zeit zu Zeit wieder. Mit dem Bau der Wallfahrtskirche in Re wurde zwar bald begonnen, aber widrige Umstände erlaubten ihre Fertigstellung erst im vergangen Jahrhundert. Die Einweihung der Kirche fand erst 1911 statt.

(Quellen: Die Mirakel der Maria vom Blut von Manuela Mayr; www.sonderhofen.de; Heilig Blut Gemeinschaft; www.glaubenswege.ch)