Statue der Gottesmutter
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Grünbeten - mehr als Brauchtumspflege (20.04.2014)

Heuer hatten wir wieder Glück, denn das Wetter hielt gerade noch so lange aus, dass wir zum traditionellen österlichen „Greanbet’n“ losziehen konnten. Früher fuhren wir zu unseren Feldern, bepackt mit Weihwasser und einigen Buschen geweihter Palmkätzchen, um für eine gute Ernte zu beten. Seit wir die Landwirtschaft aufgegeben haben, setzen wir diesen Brauch in unserem Hausgarten fort. Dabei ist es uns auch ein Anliegen, stellvertretend für jene zu beten, die dieses christliche Brauchtum nicht mehr pflegen oder gar nicht kennen.

So gehen wir, wenn es das Wetter zulässt, jeden Ostersonntag betend um unsere Häuser und erbitten auf diese Art Gottes Segen für die Felder, Wiesen und Wälder in unserer Region und darüber hinaus. Dass unser Tisch mit genügend und gutem Essen Tag für Tag reichlich gedeckt ist, scheint für die meisten Menschen in unserem Land eine Selbstverständlichkeit zu sein.

Aber es reichen ein paar Umweltkatastrophen, ein paar Ernteausfälle, um einem ganzen Land Not wieder spürbar werden zu lassen. Unwetter stehen von Jahr zu Jahr häufiger auf dem Tagesplan und erinnern uns daran, dass eigentlich gar nichts selbstverständlich ist. Ob es uns gut geht, liegt an Gottes Segen, an seiner Güte, die uns Wohlergehen zumisst. Aber Gott ist keine Maschine, die vorprogrammiert die Gaben Gottes an uns verteilt. Er ist Person und möchte mit uns in Beziehung leben. Als Schöpfer der Welt, als unser Vater, will er mit uns kommunizieren, uns an seiner Gemeinschaft teilhaben lassen. Gott weiß alles, er weiß, was wir brauchen (vgl. Mt 5,32), aber er möchte darum gebeten werden: „Bittet, dann wird euch gegeben; … Denn wer bittet, der empfängt.“ (Mt7,7-8) Das ist das Prinzip der Liebe, deren Basis und Frucht die Beziehungen sind.

Das „Grünbeten“ ist eine Form, um mit dem lebendigen Gott in einem wichtigen Anliegen in Beziehung zu treten, indem der Mensch vor Gott hintritt und sagt: „Vater, wir brauchen deine Hilfe, deinen Schutz und Segen, damit unserer Hände Arbeit gedeihen kann.“ Das Bitten ist ein Rückbesinnen darauf, dass wir nichts aus unserer eigenen Kraft hervorbringen und vollenden können. Oftmals haben wir das Eingreifen Gottes schon erlebt, wenn Unwetterfronten herannahten und er sie auf das Gebet hin abgewandt hatte. Bei Jesu sehen wir, dass Gott Herr auch über Unwetter ist, als er dem Sturm gebot: „Er stieg in das Boot, und seine Jünger folgten ihm. Plötzlich brach auf dem See ein gewaltiger Sturm los, sodass das Boot von den Wellen überflutet wurde. Jesus aber schlief. Da traten die Jünger zu ihm und weckten ihn; sie riefen: Herr, rette uns, wir gehen zugrunde! Er sagte zu ihnen: Warum habt ihr solche Angst, ihr Kleingläubigen? Dann stand er auf, drohte den Winden und dem See und es trat völlige Stille ein. Die Leute aber staunten und sagten: Was ist das für ein Mensch, dass ihm sogar die Winde und der See gehorchen?“ (Mt 8,23-27)