Statue der Gottesmutter
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Gründonnerstag – Da er die Seinen liebte… (02.04.2015)

Mit bewegender Liturgie beginnen mit dem Gründonnerstag die drei österlichen Tage. Der Hauptzelebrant, Prof. Dr. Rigger, erläuterte in den einleitenden Worten: „Wenn wir es genau beachten, beginnen wir mit dieser Eucharistiefeier den Karfreitag. Es ist gut jüdisch christliche Tradition, mit der ersten Vesper am Vorabend, das große Fest beginnen zu lassen. Diese drei heiligsten Tage des Kirchenjahres sind österliche Tage, wahrhaft österliche Tage. Jesus wird uns im Evangelium ein Zeichen geben, das bleibenden Wert hat, bleibenden Anspruch darstellt.

Jesus kniet sich nieder, um uns die Füße zu waschen.

Er tut es auch heute noch. Alles, was jetzt in diesen Tagen folgt, macht deutlich, wie weit er in seiner Liebe geht. Und es ist gut, heute, am Anfang dieser Tage, uns durchaus ganz hinten aufzustellen. Uns einmal ganz am letzten Platz hinzustellen, um zu verstehen:

Bis dorthin kommt er. Wir würden uns manchmal lieber nach vorne drängen, schneller dran sein, früher, aber in diesen Tagen können wir es wagen, uns innerlich in unserem Herzen klein zu machen, denn wir wissen, er zertritt uns nicht. Er wird uns nicht übersehen. Ihm ist kein Weg zu weit, als dass er uns doch noch abholen könnte.“

Die Kartage sind geprägt von zeichenhaften Handlungen, die uns wesentliches verständlich machen wollen. Am Gründonnerstag fliegen die Glocken nach Rom, sagt der Volksmund. Sie schweigen bis zur Auferstehung am Ostersonntag. Das Verstummen der Glocken im Gloria, die stillgelegte Orgel, die in diesen Trauertagen nicht mehr erklingen wird, sind deutliche Zeichen, die uns signalisieren: Jetzt geschieht etwas Neues. Ein großes Geheimnis vollzieht sich nun vor unseren Augen. Mehr noch, wir werden in dieses Geheimnis hineingenommen. Es ist jenes Geheimnis, das wir tagtäglich feiern dürfen: das heilige Messopfer. Auch wenn es das größte Geheimnis ist, das wir feiern können, so ist es heute doch etwas Besonderes:

Wir feiern den Gedächtnistag der Einsetzung des Allerheiligsten Altarsakramentes.

Jesus feierte ein letztes Mal im Kreise seiner Jünger das Pascha des Alten Bundes. Doch vorweggenommen hat er es an diesem Abend schon gewandelt in das Mahl des Neuen Bundes. Er selbst macht sich zum Opferlamm, zur Speise seiner Jünger im gewandelten Brot. Dann geht er hin, um zu sterben und uns durch seinen Sühnetod als Akt des Gehorsams mit dem Vater zu versöhnen. Da er die Seinen, die in der Welt waren, liebte, erwies er ihnen seine Liebe bis zur Vollendung, berichtet uns Johannes. (Joh 13,1) Diese vollendete Liebe erkennen wir nicht nur im Kreuzestod Jesu, sondern auch in besonderer Weise in der Geste der Fußwaschung vor dem heiligen Mahl. Sie ist Sinnbild für die Beichte, in der uns Jesus vom Schmutz der Sünde befreit, um ganz rein zu sein, wenn wir ihn in der heiligen Kommunion empfangen dürfen. Wenn Jesus uns im Empfang der Sakramente die Füße wäscht, dann sagt er uns damit: „Gott macht sich ganz klein, so klein, dass er von unten nach oben blicken muss, um uns anzusehen, er lässt uns sogar noch den Blick von oben nach unten. Er holt uns dort ab, wo wir mit unserem Stolz getroffen werden, und gibt uns damit ein Beispiel, unendlich liebevoll es ihm doch gleichzutun, in unseren alltäglichen Situationen, wo wir die Hand ausstrecken, wo wir verzeihen, wo wir den ersten Schritt machen, wo wir einmal den Mund halten und auf das letzte Wort verzichten.“, führte Prof. Rigger in der Predigt aus, die Sie hier unten nachlesen können.

Predigt vom Gründonnerstag Prof. Dr. Hansjörg Rigger

Liebe Brüder uns Schwestern!

Wer vom Bad kommt ist ganz rein und braucht sich nur noch die Füße zu waschen, sagt Jesus, nachdem Petrus den Einwand formuliert hatte, er würde es nicht zulassen, dass Jesus an ihm diesen Sklavendienst versieht. Und um die Brisanz dieser Geste Jesu besser zu verstehen, muss man wissen, dass es im jüdischen Volk ein Gesetz gab, im Bezug auf die Sklaven. Vom Sklaven konnte man im Grunde alles verlangen. Natürlich nichts was den 10 Geboten Gottes widersprach. Aber man konnte von ihm jede Tätigkeit, jede Arbeit jeden Dienst verlangen, außer, sagt das jüdische Gesetz, dass dir der Sklave die Füße wäscht. Jesus setzt sich über ein Gesetz hinweg, das müssen wir als erstes festhalten. Und schon das ist eine Katechese über die Liebe. Die Liebe geht über jedes Gesetz hinaus. Die Liebe kann man nicht in das Korsett eines Gesetzes zwingen. Würde eine Mutter sagen, sie hätte für Ihre Kinder alles getan, was das Gesetz fordert, würden wir zucken und sagen, dann wohl nicht alles. Die Liebe kennt keinen Dienst nach Vorschrift.

Wer vom Bad kommt ist ganz rein und braucht sich nur mehr die Füße zu waschen. Auch da müssen wir zurückgehen in die damalige Zeit. Man hatte keine sanitären Anlagen zu Hause. Man ging ins Bad. Griechen und Römer haben daraus einen ganzen Kult daraus gemacht. Aber auch im Jüdischen gab es so was Ähnliches in den öffentlichen Bädern und Badeanstalten. Da sorgte man für die ausreichende Hygiene und wer vom Bad kam, war ganz rein. Er brauchte sich nur mehr die Füße waschen, denn er war entweder barfuss unterwegs oder barfuss in den Sandalen. Der Schmutz des Weges war das Problem.

Und Jesus, das Wort Gottes, wendet sich uns zu und uns wird heute gesagt, wer vom Bad kommt ist ganz rein. Wer von der Taufe kommt ist ganz rein, aber dazwischen liegen nun mal ein paar Jährchen. Er ist ganz rein, aber der Weg forderte seinen Tribut. Da sind wir in manche Pfütze getreten. Vielleicht haben wir uns selbst an der Schlammschlacht beteiligt. Vielleicht haben wir uns beschmutzt. Sünde beschmutzt. Hier bei Ihnen, liebe Schwestern, bei der Kongregation der Schwestern von der Unbefleckten Empfängnis, da haben wir ein besonderes Gespür für Reinheit, denn diese Reinheit steht für das Paradies. Diese Reinheit steht für eine Ursprünglichkeit, die es nirgendwo anderswo gibt. Diese Reinheit ist Unschuld. Diese Reinheit kennt die Sünde nicht. Diese Reinheit ist reine Liebe. Und umso mehr wir das betonen und unterstreichen, umso mehr fällt uns auf, wie weit wir von dieser Reinheit entfernt sind und wie sehr wir es notwendig haben, ja dass wir gereinigt werden. Sagen wir es mit dem Bild des heutigen Abends: dass uns die Füße gewaschen werden.

Und auch uns ist es peinlich. Wenn ich in die Runde schaue, wahrscheinlich sehe ich an der roten Farbe der Bäckchen, welche Schwestern heute hier zur Fußwaschung vortreten müssen. Die Aufregung steigt mit jeder Minute die die Predigt dauert. Manche Schwester wird sich heute das einzige Mal im Jahr denken: Wenn die Predigt nur lange dauert.

Liebe Brüder und Schwestern, wir lachen darüber, aber gleichzeitig ist dieses Lachen entlarvend. Uns ist es nicht weniger peinlich als Petrus. Oder wir könnten rüber gehen ins Krankenhaus und dort mit Menschen reden, die gepflegt werden müssen, gewaschen werden müssen.

Vielleicht haben sie es zu Hause bei einer alten Oma oder beim Opa gemacht. Noch bevor Sie hier her gekommen sind. Das ist gewöhnungsbedürftig. Denn wer mich wäscht, sieht auch den Schmutz. Wer mich wäscht, wird selber schmutzig.

Liebe Brüder und Schwestern, der ganze Gründonnerstag ist wie ein einziges Loblied, ein Hymnus auf die Liebe Gottes. Wir waren schon ganz rein in der Taufe, aber der Weg, den wir zurücklegen mussten, hat uns vielfältig beschmutzt. Und wir fragen uns: Ja, Herr, dann nicht nur meine Füße, sondern auch die Hände und das Haupt. Und wir wissen, das darf wirklich geschehen. Die Sakramente sind unsere Bademittel. Das sind unsere Reinigungsmittel. Natürlich fällt uns als Erstes die Beichte ein und liebe Gläubige, lassen Sie es mich sagen, bei den Schwestern brauche ich das nicht zu sagen, ich hoffe, dass Sie die Osterbeichte schon gemacht haben. Die Osterbeichte ist verpflichtend. Das habe nicht ich erfunden, nicht dass Sie meinen der kommt da jetzt von Südtirol her und sagt uns das hier einfach so rein. Das ist ein Gebot der Kirche und wenn Sie dann zu Ostern ohne die Beichte zur Kommunion gehen, ja ich wage es fast nicht zu sagen, was dann die Kirche sagt. Die Kirche gibt uns Reinigungsmittel, die Eucharistie. Ein Reinigungsmittel, wir sollen rein werden. Rein und immer ist Er es, der sich niederkniet und uns die Füße wäscht, in jedem Sakrament in jeder Eucharistiefeier, er ist es, der heute, hier und jetzt, morgen, übermorgen, an jedem Tag unseres Lebens, wenn wir wollen und es nur annehmen, sich niederkniet, um uns die Füße zu waschen, um uns ganz rein zu haben, denn so möchte er uns mitnehmen, dorthin, wo Maria, die Unbefleckt Empfangene, schon ist.

Liebe Brüder uns Schwestern. Jesus sagt zu den Jüngern: Begreift ihr, was ich euch getan habe? Habe ich begriffen, was er an uns tut? Habe ich es wirklich begriffen? Heute ist der Auftakt zu diesen heiligsten drei österlichen Tagen. Und jeden Tag, Karfreitag, Karsamstag, Osternacht, sollen wir tiefer hineingeführt werden, tiefer begreifen, was er an uns tut. Und wir werden sehen, wie er am Kreuz stirbt, wir werden das betrachten. Wir werden am Karsamstag im Gebet daran denken, dass er hinabgestiegen ist in das Reich des Todes, in die Hölle, und dann wissen wir, für ihn ist tatsächlich kein Weg zu weit. Denn wie Papst Benedikt XVI. es einmal sagt: Die Hölle, das ist der Ort, der am weitesten von Gott entfernst ist. Es gibt keinen Ort, der weiter von ihm entfernt ist, auch dort ist er bereit, in seiner vollkommenen Liebe hinzugehen. Ich denke, wir dürfen hoffen, dass er bei uns schon auf halbem Weg zum Ziel kommt. So weit muss er bei uns gar nicht mal gehen, Gott sei Dank, seien wir froh.

Liebe Brüder und Schwestern, ich habe angekündigt was heute für die Kirche selbstverständlich ist, der Papst wird es heut in der Nacht machen, viele Bischöfe, Priester auf der ganzen Welt. Wir haben es nicht erfunden hier in Vorau, die Fußwaschung, aber es ist ein sehr tiefes Zeichen, dass wir mit aller Ernsthaftigkeit aufnehmen sollten. Denn an diesem Zeichen soll uns sichtbar gemacht werden, worum es geht. Gott macht sich ganz klein, so klein, dass er von unten nach oben blicken muss, um uns anzusehen, er lässt uns sogar noch den Blick von oben nach unten. Er holt uns dort ab, wo wir mit unserem Stolz getroffen werden, und gibt uns damit ein Beispiel, unendlich liebevoll es ihm doch gleichzutun, in unseren alltäglichen Situationen, wo wir die Hand ausstrecken, wo wir verzeihen, wo wir den ersten Schritt machen, wo wir einmal den Mund halten und auf das letzte Wort verzichten usw. usw.