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Gründonnerstag – Liebe bis zur Vollendung (17.04.2014)

Am Hohen Donnerstag setzte Christus das Sakrament der Eucharistie ein. Mit seinen Aposteln versammelte er sich zum Paschamahl. Doch bevor sie das Mahl begannen, erteilte Jesus ihnen eine Lehre, die zur Grundregel ihres priesterlichen Dienstes werden sollte. Johannes überlieferte das Geschehen vom Abendmahlsaal mit den schlichten Worten:

„Jesus wusste, dass seine Stunde gekommen war, um aus dieser Welt zum Vater hinüberzugehen. Da er die Seinen, die in der Welt waren, liebte, erwies er ihnen seine Liebe bis zur Vollendung.“ (Joh 13,1f.) Wie sieht vollendete Liebe aus? Der Liebende macht sich klein, macht sich zum Diener. Jesus „stand vom Mahl auf, legte sein Gewand ab und umgürtete sich mit einem Leinentuch. Dann goss er Wasser in eine Schüssel und begann, den Jüngern die Füße zu waschen und mit dem Leinentuch abzutrocknen, mit dem er umgürtet war.“ (Joh 13,4-5)

„Jesus hat den Jüngern und uns gezeigt, dass im religiösen Leben immer die Gefahr bestehen kann, leicht abzuheben. Deshalb ist es gut, manchmal wie Jesus die Feierlichkeiten zu unterbrechen und zur Fußwaschung zu gehen.“, merkte Prälat Rupert Kroisleitner in der heutigen Predigt an.

Zeichenhaft findet am Gründonnerstag in Erinnerung an den Demutsakt Jesu in vielen Kirchen die Fußwaschung statt. Prälat Kroisleitner führte den Gedanken weiter aus: „Als Christen müssen wir bis zu den Füßen gehen. Wir müssen von unserem Thron heruntersteigen – bis hin zu den Füßen unserer Mitmenschen. Wir wissen, dass die Menschen oft am Boden leben. Und am Boden ist sehr viel Staub, der sich an den Füßen anlegt. Dieser Staub hat viele Namen: Neid, Hass, Missgunst, … all das sammelt sich wie Staub um die Füße. Fußwaschung bedeutet auch Versöhnung mit Gott. Wir müssen uns selber eingestehen, dass wir Schuld auf uns geladen haben, Staub, den wir abwaschen lassen müssen.“

Als Jesus diese Dienstbotenarbeit verrichtend zu Simon Petrus kam, sagte dieser zu ihm: „Du, Herr, willst mir die Füße waschen? Jesus antwortete ihm: Was ich tue, verstehst du jetzt noch nicht; doch später wirst du es begreifen. Petrus entgegnete ihm: Niemals sollst du mir die Füße waschen! Jesus erwiderte ihm: Wenn ich dich nicht wasche, hast du keinen Anteil an mir. Da sagte Simon Petrus zu ihm: Herr, dann nicht nur meine Füße, sondern auch die Hände und das Haupt. Jesus sagte zu ihm: Wer vom Bad kommt, ist ganz rein und braucht sich nur noch die Füße zu waschen.“ (Joh 13,6-10) Die Taufe ist das reinigende Bad, in dem unsere Erbschuld von uns abgewaschen wurde. Die Fußwaschung hingegen ist ein Bußakt. Jesus reinigt uns, nimmt den Staub, die lässlichen Sünden, von unseren Füßen weg, um uns Anteil an ihm zu geben. Für die schweren Sünden wird Jesus nach seiner Auferstehung das Sakrament der Beichte einsetzen. Der Herr will uns ganz rein haben. Nur der Reine hat Anteil am ganz Reinen, der Schuldlose am Lamm ohne Fehl und Makel.

„Wenn nun ich, der Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, dann müsst auch ihr einander die Füße waschen.“ (Joh 13,14)

Der heilige Antonius von Padua versucht uns Jesu Haltung noch einmal anschaulich einzuprägen: „Wie ein Kind verneigt er sich vor ihnen; er verneigt sich und wäscht ihnen die Füße. Eine unbegreifliche Demut, eine unbeschreibliche Güte. Er, den die Engel im Himmel anbeten, zu Füßen dieser Sünder! Das Antlitz, das die Engel zittern macht, neigt sich über die Füße dieser armen Leute.“

An Jesus Anteil zu haben, bedeutet zu sein wie er: ein Diener der Mitmenschen, ein Überbringer der Liebe Gottes, der den Thron des Himmels verlassen hat, um den Menschen die Füße zu waschen, damit sie durch unser Handeln Anteil erhalten an Christus, der sein Leben für sie gegeben hat.

„Als er ihnen die Füße gewaschen hat, lässt er sie »unter dem Baum sich ausruhen«, wie es im Hohenlied heißt: »Im Schatten meines Geliebten begehre ich zu sitzen. Wie süß schmeckt seine Frucht meinem Gaumen« (2,3). Diese Frucht – es ist sein Fleisch und Blut, das er ihnen an jenem Tage gegeben hat, der „Bissen Brot“, den er ihnen vorgesetzt hat und der sie für das Werk, das sie tun sollten, gestärkt hat… Im Obergemach, dort, wo die Apostel am Pfingsttag den Heiligen Geist empfangen werden, bereitet der Herr des Universums allen Völkern, die an ihn glauben, ein Festmahl… Das macht die Kirche heute in der ganzen Welt. Für die Kirche hat Christus auf dem Berg Sion dieses Festmahl bereitet, die Nahrung, die uns wieder aufbaut, seinen wahren Leib, reich an jeder Art von spiritueller Kraft und Barmherzigkeit. Er hat ihn seinen Aposteln gegeben und ihnen befohlen, ihn an die weiterzugeben, die an ihn glauben.“

Im Allerheiligsten Altarsakrament erfüllten sich Jesu Worte: „Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt.“ (Joh 15,13) Vollendete Liebe ist demütig und opferbereit. Das Evangelium vom Gründonnerstag lehrt uns, dass wir rein sein müssen, wenn wir an den Tisch des Herrn treten wollen. Denn in diesem Mahl vollzieht sich jedes Mal sein Opfertod: Golgotha und Ostern werden gleichermaßen gegenwärtig. Bei jeder Wandlung wird seine vollendete Liebe offenbar.