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Haltet auch ihr euch bereit (01.12.2019)

Advent – Ankunft des Herrn. Das Volk Israel hat seit der Verheißung des Messias in einem jahrhunderte langen Advent gelebt. „Er wird für meinen Namen ein Haus bauen und ich werde seinem Königsthron ewigen Bestand verleihen.“ (2 Sam 7,13) Seit diese Verheißung an David erging, wartete man auf ihn, auf Christus, den Gesalbten. Wie die Israeliten damals, so leben auch wir in einem langen Advent und erwarten die Wiederkunft des Herrn.

Cyrill von Jerusalem greift diesen Gedanken in einer seiner Katechesen auf und sagt: „Wir verkündigen das Kommen Christi, nicht bloß das erste, sondern auch das zweite, das weitaus herrlicher ist als das erste. Denn jene erste Ankunft war vom Leiden geprägt, diese zweite aber wird das Diadem göttlicher Herrlichkeit tragen. Vieles ist bei unserem Herrn Jesus Christus zweifach gegeben: die zweifache Geburt, die eine vor aller Zeit aus Gott, die zweite in der Fülle der Zeiten aus der Jungfrau; ein zweifaches Kommen: das eine verborgen, wie der Tau auf das Vlies des Gideon, das andere offen vor aller Welt, freilich erst in der Zukunft. Bei seinem ersten Kommen lag er in Windeln gewickelt in der Krippe; beim zweiten wird er in Licht gekleidet sein wie in ein Gewand. Beim ersten trug er das Kreuz und wehrte sich nicht gegen die Schmach; wenn er das zweite Mal kommt, umringt und verherrlicht ihn die Heerschar der Engel.“

Die Wiederkunft des Herrn ist ein Ereignis, auf das die Welt unausweichlich zugeht. Im Glaubensbekenntnis bekennen wir Christus als den, der „in den Himmel aufgefahren ist und zur Rechten des Vaters sitzt. Er wird wiederkommen in Herrlichkeit, zu richten die Lebenden und die Toten. Seiner Herrschaft wird kein Ende sein.“

Der heilige Karl Borromäus schrieb in seinen pastoralen Briefen: „Wenn die Kirche alljährlich dieses Geheimnis feiert, mahnt sie uns immer wieder neu, an die große Liebe Gottes zu denken, die uns zuteil geworden ist. Zugleich lehrt uns die Feier, dass das Kommen Christi nicht nur seinen Zeitgenossen zum Heilge wurde, sondern dass seine Gnadengaben uns allen bis auf den heutigen Tag geschenkt werden, sofern wir bereit sind, durch den heiligen Glauben und die Sakramente anzunehmen, was uns Christus verdient hat, und mit dieser Gnade unser Leben im Gehorsam gegen Christus zu ordnen.“

Im Evangelium zum 1. Adventsonntag spricht der Herr selbst: „Seid also wachsam! Denn ihr wisst nicht, an welchem Tag euer Herr kommt. Bedenkt: Wenn der Herr des Hauses wüsste, zu welcher Stunde in der Nacht der Dieb kommt, würde er wach bleiben und nicht zulassen, dass man in sein Haus einbricht. Darum haltet auch ihr euch bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet.“

Auch Karl Borromäus spricht in seinen Auslegungen über das Kommen Jesu: „Er ist bereit, zu jeder Stunde und in jedem Augenblick zu uns zu kommen und durch seinen Geist mit der Fülle seiner Gnaden in unserem Herzen zu wohnen. Nur müssen wir wegräumen, was in uns seinem Kommen im Weg ist. … Darum soll sich unser Herz nicht weniger auf diese Zeit des Kommens Christi vorbereiten, als wenn er jetzt in diese Welt käme.“

Während das ganze Menschengeschlecht auf das letzte Kommen des Christus wartet, wartet auch jeder einzelne Mensch auf das ganz persönliche Kommen Jesu ins eigene Herz. Und darüber hinaus auf das Entgegenkommen Christi im Sterben. Diese Begegnung mit Jesus, wird allen, die sich ihm öffnen, zum ewigen Heil und zur ewigen Freude werden. Es ist nicht wichtig, Zeiten und Fristen zu kennen, wann diese Erde vergehen wird, wann Christus auf den Wolken des Himmels uns entgegengeht, denn „Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen. Doch jenen Tag und jene Stunde kennt niemand, auch nicht die Engel im Himmel, nicht einmal der Sohn, sondern nur der Vater.“, sagte Jesus. (Mt 24,35-36)

Ebenso, wie wir nicht wissen, wann Jesus am Ende der Zeiten wiederkommen wird, wissen wir nicht, wann wir aus diesem Leben scheiden werden. Der Tod wird jeden überraschen, denn wir kennen seine Stunde nicht, bis er eingetroffen ist. „Darum haltet auch ihr euch bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet.“ (Mt 24,44)

Advent ist die Zeit, sich mit dem Anbrechen des Tags in unserem eigenen Leben zu beschäftigen, die Sehnsucht nach dieser endgültigen Christusbegegnung in uns wachzurufen und wachzuhalten. Advent ist die Zeit, unser Herz zu reinigen. Die Sünde ist wie Gerümpel, das den Weg versperrt, auf dem Christus uns entgegenkommt. In der Beichte erlauben wir dem Herrn, diesen Weg wieder freizulegen, damit nichts Trennendes diese Begegnung aufhalten kann.

Nun, mein Herr und mein Gott,
lehre du mein Herz,
wo und wie es dich suchen,
wo und wie es dich finden kann.

Anselm von Canterbury