Statue der Gottesmutter
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Heiliger Ägidius, Stadtpatron von Graz (01.09.2017)

Was haben Graz, Klagenfurt und Edinburgh, Schottlands Hauptstadt, gemeinsam? Sie haben es sicher schon erraten: Es ist der heilige Ägidius, der als Stadtpatron über diese Städte wacht. Heute ist er für die Mehrheit der Bevölkerung ein eher unbekannter Heiliger. Im Mittelalter hingegen zählte er zu den populärsten Heiligen und bis heute steht er in der Reihe der vierzehn Nothelfer und ist unter ihnen der einzige, der nicht das Martyrium erlitten hat.

Dargestellt wird Ägidius in Begleitung einer Hirschkuh. Er selbst ist von einem Pfeil getroffen und hält als Benediktinermönch den Krummstab in der Hand. Andere Darstellungen zeigen ihn auch als Einsiedler.

Um das Jahr 640 wurde er in Athen in eine noble Familie hineingeboren. Ägidius wurde später Kaufmann. Eines Tages verschenkte er sein ganzes Hab und Gut an die Armen, setzte sich in ein Boot und ließ sich flussabwärts treiben. In Camarague betrat er wieder das Land und ließ sich in dieser damals sumpfigen Gegend nieder. Dort in Südfrankreich, unweit dem Gebiet, in dem die Rhone ins Mittelmeer fließt, lebte der Pilger von da an als Einsiedler in einer Höhle. Eine Legende weiß zu berichten, dass der heilige Ägidius durch Gottes Fügung von einer Hirschkuh mit Milch ernährt wurde. In dieser Zeit begab sich dort auch Wamba, der König der Westgoten, auf die Jagd und hatte die besagte Hirschkuh im Visier. Diese flüchtete zu Ägidius, und legte sich ihm zu Füßen. Der Schütze zielte durch das dichte Gestrüpp, das die Höhle verbarg, hindurch, und traf versehentlich den Heiligen mit seinem Pfeil. Als der König das erlegte Tier bergen wollte, fand er Ägidius blutend in seiner Höhle vor. Die Hirschkuh hatte sich jedoch dicht an den Verletzten geschmiegt.

Der Einsiedler kam zu der Erkenntnis, dass die Tugend in der Schwachheit vollendet wird. Aus diesem Grund erbat er sich von Gott die Gnade, dass ihm die Gesundheit bis an sein Lebensende verwehrt bleiben möge – und Gott erhörte diese Bitte, denn die Wunde verheilte nicht. Ägidius Erkenntnis steht der heutigen Meinung, „Gesundheit ist das Wichtigste!“, äußerst konträr gegenüber. Er gibt uns auf seine Weise zu verstehen, was schon der heilige Paulus erkannt hat: Der Herr „aber antwortete mir: Meine Gnade genügt dir; denn sie erweist ihre Kraft in der Schwachheit. Viel lieber also will ich mich meiner Schwachheit rühmen, damit die Kraft Christi auf mich herabkommt. Deswegen bejahe ich meine Ohnmacht, alle Misshandlungen und Nöte, Verfolgungen und Ängste, die ich für Christus ertrage; denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark.“ (2 Korr 12,9-10)

Um seine Schuld zu sühnen, erbaute der König im Jahr 680 auf Wunsch des verletzten Einsiedlers am Ort des Unglücks ein Kloster, die Abtei von Saint-Gilles, der Ägidius bis zu seinem Tod als Abt vorstand. Schon bald beherbergte das Kloster viele fromme Mönche, die sich um Abt Ägidius gesammelt hatten. Schon zu Lebzeiten ereigneten sich Wunder auf die Fürsprache des Heiligen, unter anderem auch die Totenerweckung des Fürsten von Nimes. Eine Legende berichtet, dass Ägidius drei Fragen in den Sand schrieb, als ein Klosterbruder an der Jungfräulichkeit der Gottesmutter zweifelte. Als Antwort erblühten auf dem dürren Boden drei weiße Lilien. Sein Tod, er starb am 01. September 720, wurde dem Heiligen im Voraus verkündigt. Bei der Beerdigung bezeugten die Anwesenden, die Chöre der Engel gehört zu haben, die den verstorbenen Abt in den Himmel trugen. Sein Grab wurde zur Wallfahrtsstätte und kann heute noch in der Klosterkirche besucht werden.

Ägidius wird auch, auf eine weitere Legende zurückgehend, als Patron für eine gute Beichte und in der Bitte um Vergebung angerufen. Wenden wir uns immer wieder vertrauensvoll an unseren Stadtpatron, dass er den Bewohnern die Gnade der Umkehr, der Hinkehr zu Gott, erbitten möge. Das Wohl einer Stadt hängt unmittelbar mit der Hinwendung zu Gott zusammen. Ein herausragendes Beispiel dafür ist Ninive, wo die Umkehr der Herzen, Gottes Herz rührte und besänftigte, sodass das Unheil nicht über die Stadt hereinbrach: „Und Gott sah ihr Verhalten; er sah, dass sie umkehrten und sich von ihren bösen Taten abwandten. Da reute Gott das Unheil, das er ihnen angedroht hatte, und er führte die Drohung nicht aus.“ (Jona 3,10) Nachlesen können Sie die ganze Geschichte Ninives im Alten Testament im Buch Jona.

Und mit uns und dem heiligen Ägidius gemeinsam für die Stadt Graz beten, können Sie an jedem 1. Donnerstag im Monat von 19:00 Uhr (Heilige Messe) bis 07:00 in der Früh (in unserem Stützpunkt in Graz, Stiftingtalstraße 169). Nützen wir diese Zeit der Gnade.