Statue der Gottesmutter
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Heiliger Ägidius (01.09.2018)

Der Heilige mit der Hirschkuh wurde für die Stadt Graz als Schutzpatron erwählt. Ägidius war Grieche und entstammt einer vornehmen Familie. Geboren wurde er 640 in Athen. Er wurde Kaufmann und verspürte eines Tages den Ruf, in die Einsamkeit zu gehen. Deshalb verschenkte er alles, was er besaß, setzte sich in ein Boot und ließ sich treiben bis er in Südfrankreich Camargue erreicht hatte. Dort ging er an Land und begann sein Einsiedlerleben in einer Höhle.

Gott schickte diesem frommen Mann eine Hirschkuh, die ihn mit Milch ernährte. Während Wamba, der König der Westgoten, auf einer Jagd war, geriet diese Hirschkuh ins Visier des Königs. Das Tier flüchtete und nahm Zuflucht bei Ägidius, dem sie sich in der Höhle vertrauensvoll zu Füßen legte. Der Schütze zielte auf die Hirschkuh und traf Ägidius, den er wegen des Gestrüpps nicht sehen konnte. Das Tier dicht an seinen Beschützer geschmiegt, fand der König den Verwundeten vor. Wamba war über dieses Unglück so bestürzt, dass er als Sühne für seine Schuld auf Wunsch des Einsiedlers im Jahr 680 am Unglücksort ein Kloster, die Abtei von Saint-Gilles, baute.

Ägidius leitete als erster Abt bis zu seinem Tod die klösterliche Gemeinschaft, die schon bald entstand. War der König auch untröstlich über die Verwundung des Heiligen, so erbat sich Ägidius von Gott die Gnade, dass diese Wunde nie heilen möge. Denn er hatte eines begriffen: Dass die Tugend in der Schwachheit vollendet wird. Gott erhörte diese Bitte und noch viele andere Bitten, die der Heilige ihm zum Wohl der Menschen vorbrachte. Auf seine Fürsprache hin wurde der Fürst von Nimes vom Tode erweckt. Einem an der Jungfräulichkeit der Gottesmutter zweifelnden Klosterbruder schrieb er drei Fragen in den Sand. Als Antwort erblühten dort drei weiße Lilien. Der Heilige gilt auch als Patron für eine gute Beichte und wird in der Bitte um Vergebung angerufen. Sein Todestag wurde Ägidius vorausgesagt. Er starb mit 80 Jahren am 01. September 720, nachdem er 40 Jahre an jener unheilbaren Wunde gelitten hatte, die durch den Pfeil des Königs gerissen wurde.

Vielleicht lernen wir aus der Weisheit des heiligen Ägidius, dass Gott nicht jede Wunde in uns heilen muss und dass so manche Verwundung des Herzens auch unsere Tugend vollenden kann, wenn wir lernen, mit unseren Lebenswunden heilvoll umzugehen. Auch eine Stadt wird immer wieder durch Ereignisse verwundet. Eine dieser Wunden ist sicher die Amokfahrt in Graz im Jahr 2015. Wunden muss man pflegen, damit sie heilen können oder nicht zu noch größerem Schaden führen. Das beste Heilmittel ist die Vergebung. Angstbesetztes oder hasserfülltes Hineinstarren in seelische und geistige Wunden verhindert den Heilungsprozess oder vergrößert sogar die Wunden. Bitten wir den heiligen Ägidius, dass er uns im Umgang mit den Verwundungen unseres Lebens oder mit verwundeten Orten einen liebevollen Umgang erwirken möge. Denn dann können Verletzungen auch zum Freund und Wegbegleiter werden, die uns in der Tugend zur Vollendung führen.