Statue der Gottesmutter
Menü

Heiliger Apostel Thomas (03.07.2019)

Wer kann an den heiligen Apostel Thomas denken, ohne nicht sogleich den Begriff „ungläubig“ im Mund zu führen? Aber war er wirklich so ungläubig? So viel „schlechter“ als die übrigen Apostel? Diese hatten den Auferstanden am Osterabend gesehen, Thomas nicht. Die Apostel glaubten, weil sie Gottes Sohn lebendig gesehen hatten, weil er zu ihnen gesprochen hatte.

Thomas hatte Jesus weder gesehen noch gehört, er musste sich auf Menschenwort verlassen, das ihm unbegreifliches offenbarte. Thomas entgegnete den Aposteln: „Wenn ich nicht das Mal der Nägel an seinen Händen sehe und wenn ich meinen Finger nicht in das Mal der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht.“ (Joh 20,25)

Thomas war einer, der Aussagen nicht ungeprüft hinnehmen wollte. Sein Zweifel war in gewisser Weise berechtigt. Er hatte ja erlebt, was mit seinem Herrn geschehen war, wie roh und grausam sein Meister gequält und hingerichtet wurde.

Er wollte diese Wunden sehen. Warum suchte er am Auferstandenen Wunden, wenn Jesus ihnen versprochen hatte, dass es im Himmel kein Leid mehr gäbe? Er wollte sehen, dass es wahrhaft der Gekreuzigte ist, der auferstanden ist. Jesus hat den übrigen Aposteln am Ostersonntag als erste Handlung seine Wunden gezeigt, damit sie ihn als den Gekreuzigten erkannten. Diese Wunden sind sozusagen Jesu „Visitenkarte“, mit der er zeigt und sagt: Ich bin es, ich, der ich mein Leben für euch gegeben habe. Ich bin derselbe Christus. Seine Wunden bezeugen seine Identität. Thomas will aber mehr als sehen. Er will die Auferstehung begreifen. Er will den Auferstandenen berühren.

Wie oft sagt man Kindern, wenn sie etwas sehen wollen: „Schauen tut man mit den Augen, nicht mit den Händen.“ Kinder wollen das, was sie sehen im wahrsten Sinn des Wortes be-greifen. Thomas wollte nicht nur verstehen, sondern begreifen, ertasten, erfühlen.

Und Jesus gewährte ihm, wonach er sich sehnte. Als er acht Tage später den Aposteln wieder erschien, ging er auf Thomas zu und sagte: „Streck deinen Finger hierher aus und sieh meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite und sei nicht ungläubig, sondern gläubig!“ (Joh 20,27)

Thomas erkennt, es ist derselbe Jesus, der am Kreuz gestorben war. Er entdeckt, dass die Wunden nicht mehr schmerzen, denn er darf sein Finger auf die Wundmale legen und seine Hand in die geöffnete Seite Jesu. Bei seiner Antwort spürt man förmlich, dass Thomas anbetend auf die Knie gesunken sein muss, als er sprach:

„Mein Herr und mein Gott!“

Anbetend bezeugte er die Menschheit und Gottheit Christi. Einen leisen Tadel kann Jesus ihm aber nicht ersparen: „Weil du mich gesehen hast, glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.“ (Joh 20,29) Er hat Jesus gesehen wie ein Blinder, er brauchte seine Hände dazu, um die Wahrheit in ihrer ganzen Tiefe erfassen zu können. Der Zweifel war für Thomas zu einer großen Chance geworden, die ihn in die Tiefe des Glaubens geführt hatte. So weiß Thomas jetzt mit Sicherheit, dass Jesus kein Geist ist, denn er hat gespürt, dass sein göttlicher und menschlicher Geist umhüllt war von Fleisch und Knochen. Es war der Leib eines Auferstandenen, denn er konnte durch verschlossene Türen gehen, seine Wunden waren nicht ausgelöscht, schmerzten aber trotzdem nicht mehr. Thomas, der einstige Fischer, auch Didymus (Zwilling) genannt, hat das alles erforscht und überprüft. Seinem Zeugnis dürfen wir trauen.

Dass dieser Apostel immer alles gerne ganz genau wissen wollte, geht auch aus einer anderen Evangeliumsstelle beim Letzten Abendmahl hervor: „Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, hätte ich euch dann gesagt: Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten? Wenn ich gegangen bin und einen Platz für euch vorbereitet habe, komme ich wieder und werde euch zu mir holen, damit auch ihr dort seid, wo ich bin. Und wohin ich gehe - den Weg dorthin kennt ihr. Thomas sagte zu ihm: Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst. Wie können wir dann den Weg kennen?“ (Joh 14,2-5) Und Jesus antwortete ihm: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich.“ (Joh 14,6)

Diese Frage ist auch ein Beweis seiner Liebe zu Jesus. Denn er wollte bei Jesus sein, koste es, was es wolle. Er war bereit, mit Jesus in den Tod zu gehen. Als Jesus hörte, „dass Lazarus krank war, blieb er noch zwei Tage an dem Ort, wo er sich aufhielt. Danach sagte er zu den Jüngern: Lasst uns wieder nach Judäa gehen. Die Jünger sagten zu ihm: Rabbi, eben noch suchten dich die Juden zu steinigen und du gehst wieder dorthin?“ (Joh 11,6-8) Jesus erklärte ihnen: „Lazarus ist gestorben. Und ich freue mich für euch, dass ich nicht dort war; denn ich will, dass ihr glaubt. Doch wir wollen zu ihm gehen. Da sagte Thomas, genannt Didymus, zu den anderen Jüngern: Lasst uns mit ihm gehen, um mit ihm zu sterben!“ Darin hatte Thomas keine Zweifel. Er war bereit mit seinem Meister überall hinzugehen, bis die Stunde der Festnahme Jesu kam, in der dann alle Apostel schwach wurden und im Garten Getsemani die Flucht ergriffen.

Einer Legende nach soll Thomas auch an der leiblichen Aufnahme Mariens gezweifelt haben, weil er damals nicht dabei gewesen sein soll. Thomas wird legendär nochmals als Zweifler dargestellt. Diesmal erbarmte sich die Gottesmutter und schenkte ihm in einer Erscheinung ihren Gürtel, um ihm zu beweisen, dass sie mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen wurde. Aus dieser Begebenheit leitet sich das Bild mit dem Motiv der „Gürtelspende“ ab.

Thomas gilt als der Begründer der Kirche in Indien

Davor soll er auch im Irak und Iran das Evangelium verkündigt haben. Die indischen Christen bezeichnen sich noch heute als „Thomaschristen“.

Thomas landete im Jahr 52 im Hafen von Kodungallur und gründete dort eine der sieben Urgemeinden entlang der Malabarküste in Kerala im Süden Indiens. In Palayur, einer weiteren Urgemeinde, bekehrte der Apostel die dort ansässigen Brahmanen und wandelte den Hindutempel in eine Kirche um. In Malayattoor zog sich Thomas eine Zeit lang in die Stille und zum Gebet zurück. Bei Chennai, auf dem Little Mount, soll sich der Heilige vor seinem Martyrium in einer Höhle versteckt haben. Auf dem Platz seines Martyriums steht heute  auf dem St. Thomas Mount eine Kirche. Auch an der Stelle seines Grabes in Mylapore steht die St. Thomas Basilica. Thomas wurde von seinen Feinden mit Lanzen durchbohrt.

Einer Legende nach soll er die Heiligen Drei Könige getroffen haben. Er taufte sie und ernannte sie zu Bischöfen. Thomas wird auch der Verfasser des Thomasevangeliums sein, das nur Worte von Jesus enthält – es fehlen die Erzählungen und die Passionsgeschichte.

Die Reliquien des heiligen Thomas wurden angeblich im 3. Jahrhundert an einem 03. Juli nach Edessa überführt. Darauf zurückgreifend ist seit 1969 der 03. Juli sein Gedenktag.

Quellen: https://de.wikipedia.org/wiki/Thomas_(Apostel)

https://www.heiligenlexikon.de/BiographienT/Thomas.html