Statue der Gottesmutter
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Heiliger Bernhard von Clairvaux (20.08.2015)

Im Jahr des geweihten Lebens darf jener nicht unerwähnt bleiben, der weithin zur Formung und Erneuerung des Ordenslebens in unseren Breiten so maßgeblich beigetragen hat: Bernhard von Clairvaux, der um 1090 in Fontaine-lès-Dijon in Frankreich geboren wurde und als Patron der klösterlichen Berufungen gilt.

Als der begeisterungsfähige junge Mann aus adeliger Abstammung 1113 zusammen mit 30 wissenschaftlich gebildeten, adligen und idealistischen jungen Leuten, darunter vier seiner fünf leiblichen Brüder, in das zum Scheitern verurteilte zisterziensische Reformkloster Cîteaux eintrat, erfuhr die klösterliche Gemeinschaft einen neuen Aufschwung und der gesamte Zisterzienserorden erlebten in Folge ein Aufblühen sondergleichen.

Bernhards faszinierendes Auftreten begeisterte viele junge Männer für die Nachfolge Christi, sodass nahezu jedes Jahr zwei neue Klöster gegründet werden konnten. Der heilige Bernhard gründete 68 Klöster, zudem waren ihm weitere unterstellt, so dass insgesamt 164 Abteien seiner geistlichen Führung unterstanden; bis zu Bernhards Tod wurden schon 343 neue Gründungen gezählt. (Vgl. Heiligenlexikon.de)

Darüber hinaus verstand er es, die Menschen durch seine feurigen, wie auch theologisch tiefgreifenden Predigten für Christus zu gewinnen. Neben seinen erhaltenen Predigten bilden die zahlreichen Schriften im Stil der großen Kirchenväter die Basis für die Erhebung zum Kirchenlehrer im Jahr 1830. Der Grund für sein fruchtbares Wirken findet sich in seiner glühenden Begeisterung für den menschgewordenen Christus, welcher der Menschheit seine unfassbare Liebe im demütigen Erlöserleiden offenbarte.

Bernhard gilt als der Begründer der mittelalterlichen Christusmystik und auch die Herz Jesu Verehrung wurzelt in seiner Lehre. Eine innige und lebhafte Liebe zu Jesus und Maria zeichnete Bernhards Leben aus. Er verstand es, in einem völlig aktiven Leben die Kontemplation nicht außer Acht zu lassen und blieb so jederzeit mit dem Herzen Gottes vereint. In ihm fand der „die Ruhe“, die „alles beruhigt“, denn, so Bernhard: „Ihn anschauen, heißt selber ruhen.“

Er stellte die Frage, die er sogleich selbst beantwortete: „Aus welchem Grund und mit welchem Maß soll man Gott lieben? Ich sage: Der Grund, weshalb wir Gott lieben sollen, ist ganz einfach Gott, und das Maß ist die Maßlosigkeit.“ Neben aller Mäßigkeit ist die Liebe das einzige menschliche Handeln, das keine Grenzen kennen darf.

Und über die Liebe hat Bernhard viel geschrieben: „Gott verlangt, gefürchtet zu werden als Herr, geehrt zu werden als Vater und geliebt zu werden als Bräutigam. Was ist das Höchste, das Beste davon? Gewiss die Liebe.“, erklärt der Heilige. „Du kannst nicht lieben, wen du nicht kennst. Kannst nicht besitzen, wen du nicht liebst.“ Auch in unserer Zeit sehen wir, dass viele Menschen Gott nicht lieben, weil sie ihn nicht (mehr) kennen. Im Glück läuft so mancher an ihm vorbei, aber „bei den mancherlei wiederkehrenden Nöten geht der Mensch immer wieder zu seinem Gott. Da lernt er ihn kennen.“ – und lieben, denn „die Liebe wandelt die Seelen um und macht sie frei.“

Diesen Wandlungsprozess beschreibt der Zisterzienser folgendermaßen: „Die Liebe Gottes gebiert die Liebe der Seele. Gott richtet als erster seine Aufmerksamkeit auf die Seele, und dadurch wird sie auf ihn aufmerksam. Er sorgt sich um sie, und sie fängt dadurch an, sich um ihn zu sorgen.“

Bernhard von Clairvaux stellte fest: „Der Grund, weshalb wir Gott lieben, ist Gott selbst. … Die Seele, die Gott liebt, sucht keinen anderen Lohn für ihre Liebe als Gott selbst. Sucht sie aber einen anderen Lohn, dann liebt sie diesen Lohn, nicht aber Gott. … Der Liebe Lohn ist: was sie liebt, und dass sie liebt.“

Neben der Gottesliebe, die für Bernhard ein Aufgehen im Willen Gottes ist, weist er auch eindringlich auf die Nächstenliebe hin, die, da wir alle Kinder eines Vaters sind, keine Unterschiede machen darf: „Die Liebe blickt zu niemandem bewundernd hinauf, sie schaut auch auf niemanden verächtlich hinab. Sie betrachtet alle als gleich, die einander vollkommen lieben. Sie gleicht durch sich selbst hoch und niedrig aus. Sie macht nicht nur alle gleich, sondern sie macht auch alle eins.“ Darum rät er, wie eine Brunnenschale zu sein, „die zuerst das Wasser in sich sammelt und dann überfließend es weitergibt“.

Nicht zuletzt legt Doctor mellifluus (honigfließender Lehrer), wie der Heilige auch genannt wird, jedem ans Herz, auf sich selbst gut zu achten mit der Begründung: „Wenn also alle Menschen ein Recht auf dich haben, dann sei auch du selbst ein Mensch, der ein Recht auf sich selbst hat. Warum solltest einzig du selbst nichts von dir haben? Wie lange noch schenkst du allen anderen deine Aufmerksamkeit, nur nicht dir selber? Bist du dir etwa selbst ein Fremder? Bist du nicht jedem fremd, wenn du dir selber fremd bist? Ja, wer mit sich selbst schlecht umgeht, wie kann der gut sein? Denke also daran: Gönne dich dir selbst. Ich sage nicht: Tu das immer. Ich sage nicht: Tu das oft. Aber ich sage: Tu es immer wieder einmal. Sei wie für alle anderen auch für dich selbst da, oder jedenfalls sei es nach allen anderen.“ Denn, „was gibt es denn Schimpflicheres, als in einem aufrechten Leibe eine bucklige Seele herumzutragen?“

Zuletzt hält uns der Heilige Bernhard von Clairvaux noch einen bedeutenden Rat für ein gelungenes Leben entgegen: „Aus dem Schweigen kommt alle Kraft.“