Statue der Gottesmutter
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Heiliger P. Pio von Pietrelcina (23.09.2018)

„Ein gutes Herz ist immer stark: Es weiß zu leiden, sich Gott und dem Nächsten hinzugeben, und wäre es auch unter Tränen.“ Der genannte Ausspruch stammt von einem Heiligen mit einem starken Herzen – vom heiligen P. Pio aus Pietrelcina, dessen Reliquie wir seit Mai 2014 in unserer Kapelle in Vorau verehren dürfen. Auch er gehört seit dem Vorjahr zu den neuen Ordenspatronen unserer Gemeinschaft. Sein opfervolles Leben – er trug die Wundmale Christi an seinem Leib – zog viele Gnaden auf die Erde herab. Wunder während seines Lebens, wie auch nach seinem Tod, werden ohne Ende berichtet. „Glaubt ihr nicht, dass ich nach dem Tode noch mehr für euch tun könnte?“, fragte P. Pio einmal und versicherte sogleich: „Ich werde nach meinem Tode mehr Lärm machen, als während meines Lebens!“

Geboren wurde der Heilige am 25. Mai 1887 in Pietrelcina in Italien als achtes Kind einer Bauernfamilie. Schon in seiner Kindheit war er mit dem Leiden vertraut geworden, war er doch häufig krank, konnte kaum essen und schlafen. Schwere Fieberanfälle überlebte er wie durch ein Wunder. Bereits in seiner Kindheit fiel er durch seine außergewöhnliche Frömmigkeit auf. Das Gebet war ihm wichtiger als das Spiel. Sein Wunsch, Priester zu werden, erforderte von der armen Familie große Opfer.

Am 06. Jänner 1903 war es dann soweit: Francesco Forgione trat in das Noviziat der Kapuziner ein und nahm den Namen Pio an. Das Leiden zog sich durch sein ganzes Leben und erschwerte sein Theologiestudium ungemein. Schon im Noviziat litt er an Tuberkulose. Schmerzen und Opfer wendete er dem Heiland zu für die Bekehrung der Sünder und als Hilfe für die Armen Seelen. Aufgrund seines ständig kränklichen Gesundheitszustandes musste er immer wieder um den Empfang der Priesterweihe bangen.

Aber am 10. August 1910 sah er seine Hoffnung erfüllt: Er wurde in Benevento zum Priester geweiht. Anschließend war er dem Priester in seinem Heimatdorf Pietrelcina beigestellt. Nur fünfeinhalb Jahre nach seiner Weihe wurde er zum Militärdienst als Sanitäter eingezogen und letztendlich wegen seines schlechten Gesundheitszustandes als untauglich wieder entlassen. Es folgten Aufenthalte in verschiedenen Klöstern, bis er 1916 in das Kapuzinerkloster von San Giovanni Rotondo kam, das er bis zu seinem Tod nicht mehr verließ.

Vor dem Chorkreuz betend empfing P. Pio am 20. September 1918 die Wundmale des Herrn. Sie sollten sich 50 Jahre lang – bis kurz vor seinem Tod – nicht mehr schließen. Offen, stets frisch und blutig zeigten sich die Wunden, die er zu verbergen suchte. Aber diese Gnade ließ sich nicht lange verheimlichen und bald schon blickte die ganze Welt auf den stigmatisierten Priester. Er war übrigens der erste Priester, der die Wunden Jesu an seinem Leib tragen durfte – so, wie sie der heilige Paulus und der heilige Franziskus schon vor ihm trugen. Jeden Tag verlor P. Pio eine Tasse voll Blut. Mitbrüdern gelang es, blutgetränkte Kleidung des heiligen Paters beiseite zu schaffen. Nach seinem Tod wurden sie als Reliquien verteilt. Um die heiligen Wunden vor neugieriger Schaulust zu verbergen, trug er immer fingerlose Handschuhe. Viele oftmals demütigende und von der Kirche angeordnete Untersuchungen musste der Kapuzinerpater über sich ergehen lassen. Durch keine Behandlung ließen sich die Wunden schließen, bis sie kurz vor seinem Tod von selbst wieder verschwanden.

Für die Menschen war P. Pio schon damals ein Heiliger. In Scharen pilgerten sie zu ihm, um bei ihm zu beichten, ein helfendes Wort zu hören oder auf seine Fürsprache hoffend.

Wen Gott liebt, den züchtigt er, heißt es. Das musste auch P. Pio schmerzlich erfahren. Denn nach und nach distanzierte sich die Kirche von ihm, nannte ihn einen Hysteriker und erlaubte ab 1922 die Beantwortung der seelsorglichen Briefe nicht mehr. Bald darauf wurde ihm die Beichterlaubnis entzogen. Zwischen 1931 und 1933 griff die Kirche zu noch drastischeren Maßnahmen: P. Pio durfte in diesen Jahren die heilige Messe nicht mehr öffentlich zelebrieren. Unter großem Schmerz unterwarf er sich demütig und gehorsam diesen Anordnungen.

1964 konnte er wieder aufatmen, denn Papst Paul VI. erlaubte ihm wieder die freie Amtsausübung. Weitere medizinische Untersuchungen sollten dennoch folgen. Als er einmal gefragt wurde, ob seine Wunden denn auch wehtun, antwortete er, dass er sie nicht zur Zierde erhalten habe. Als Leidender war er den Leidenden besonders nahe. In den Armen und Kranken erkannte er Christus und wo er helfen konnte, trug er das Seinige bei – sei es durch materielle oder durch geistliche Hilfe. Viele erfuhren durch Gebet und Handauflegung Heilung.

Selbst Johannes Paul II., damals noch einfacher Priester, suchte den Heiligen auf, der ihm nicht nur sein Papstamt voraussagte, sondern auch das Attentat prophezeite. Als Karol Woityla schließlich Weihbischof von Krakau war, wandte er sich in einem Brief an P. Pio, in dem er um seine Fürsprache für eine krebskranke Mutter bat. Sie wurde auf unerklärliche Weise geheilt. Weitere Briefe sandte er ihm während dem II. Vatikanischen Konzil, an dem der Weihbischof teilnahm.

Ein weiteres Phänomen „passierte“ dem heiligen P. Pio von Zeit zu Zeit: die Bilokation. So verhinderte er in seiner Zelle betend einen Selbstmordversuch eines Generals, weil P. Pio zur gleichen Zeit neben diesem stand. Auch an der Heiligsprechung der heiligen Therese von Lisieux nahm P. Pio auf dieselbe Weise teil.

Er wurde einmal gefragt, wann er denn am meisten leide, worauf er zur Antwort gab: „Ich leide immer. Doch am meisten leide ich, wenn ich das heilige Messopfer darbringe, denn dann bin ich auf Golgota.“ Davon wurden die Gottesdienstbesucher Zeugen. In der Messe ist
P. Pio eins geworden mit Christus und eine Vielzahl von Heilungen geschah während der Messfeier. Täglich stand er um 02:30 Uhr auf, um nach guter Vorbereitung eine Stunde später die heilige Messe zu feiern. Wenngleich P. Pio zu jeder Zeit körperlich und seelisch litt, denn Anfeindungen begleiteten sein ganzes Leben, so leistete er zugleich unmenschlich viel. Er verbrachte Stunden im Beichtstuhl, vor dem die Menschen Schlange standen.

Unermüdlich hielten sie dort aus, weil sie um eine weitere Gabe des frommen Priesters wussten: die Herzensschau. Keine Herzensregung der Beichtenden blieb ihm unbekannt, was manchmal auch dazu führte, dass er die Absolution verweigerte, wenn einer seine Sünden nicht aufrichtig bereute. P. Pio sagte einmal: „Denkt wohl daran: Der Übeltäter, der sich seiner bösen Taten schämt, steht Gott näher als der Christ, der über seine guten Taten errötet.“ Der „Apostel des Beichtstuhls“, wie P. Pio auch genannt wird, betreute noch ein weiteres zeitaufwendiges Apostolat, indem er unermüdlich als Seelsorger Brief um Brief beantwortete. Immer größer wurde die Zahl seiner geistigen Kinder.

Während des II. Weltkriegs folgte P. Pio einem Gebetsappell des Papstes an die Gläubigen, und bildete Gebetsgruppen. Heute gibt es ungefähr 3.000 solcher Pater-Pio-Gebetsgruppen, die auf der ganzen Welt verbreitet sind. Neben all diesen und anderen Tätigkeiten baute er mittels Spendengeldern ein Krankenhaus mit 1.000 Betten, das er selbst einweihte und heute wie damals zu den modernsten Krankenhäusern zählt.

Jederzeit bereit, Gutes zu tun, wusste der geschäftige Heilige um eine goldene Regel: „Demut und Reinheit sind die Flügel, die bis zu Gott erheben und vergöttlichen.“ Bei all seinem Wirken und Schaffen fand er immer noch Zeit zum Gebet. Er, der selbst von einem „Duft der Heiligkeit“ umgeben war und einen Wohlgeruch von Jasmin, Rosen und Veilchen verströmte, sprach einmal den Wunsch aus: „Maria möge deine Seele mit dem Duft immer neuer Tugenden durchtränken und ihre mütterliche Hand auf dein Haupt legen.“