Statue der Gottesmutter
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Herbstgedanken (18.11.2012)

Der Herbst neigt sich dem Ende zu und der Winter steht schon vor der Tür. Nur wenige Bäume und Sträucher tragen in diesen Tagen noch etwas Laub an ihren Zweigen. Der Herbst, der sich zu Beginn in seinem schönsten Kleid gezeigt hat, erklärt sich uns an seinem Ende als eine Zeit des Loslassens. Aber geht es uns nicht auch manchmal so wie diesen Bäumen, die ihr Laub nicht abwerfen wollen? Wie oft ertappen wir uns nicht dabei, dass wir an alten Dingen, Strukturen und Gewohnheiten festhalten, auch wenn sie ihren Wert und ihre Strahlkraft verloren haben? Sie hängen dann an uns wie dürre Blätter, die zu nichts mehr nützen. Und dennoch lassen wir sie nicht fallen. Das gilt auch für unser Glaubensleben, für unser in vielen Punkten verfälschtes Gottesbild, unsere sündhaften Neigungen und Schwächen. …

In der Beschreibung der „Inneren Burg“  spricht Teresa von Avila über die (schlechten) Gewohnheiten und meint dazu:

„Es gibt Menschen, die so krank und aus Gewohnheit so sehr mit Äußerlichkeiten beschäftigt sind, dass ihnen nicht zu helfen ist; es sieht so aus, als seien sie unfähig, in ihr Inneres einzutreten, weil sie die Gewohnheit, sich immer nur mit dem Ungeziefer und dem Viehzeug auf der Ringmauer abzugeben, schon so fest im Griff hat, dass eine solche Seele fast schon wie dieses geworden ist; und obwohl sie von Natur aus so reich wären und sich mit niemand Geringerem als Gott abgeben könnten, ist ihnen nicht zu helfen ... sobald man sich an diese nichtigen Dinge gewöhnt und erlebt, dass alle Welt sich damit abgibt, wird das Ganze verdorben, denn der Glaube ist so tot, dass wir uns lieber an das halten, was wir sehen, als an das, was er uns sagt.“

Wohnungen_der_Inneren_Burg

Der oft trübe, nebelige November lädt uns ein, die eigenen Nebel, welche unseren Geist und unsere Seele verdunkeln und niederdrücken, einmal gründlich im Lichte Gottes zu beleuchten und das Gewissen zu durchforschen, um unsere heimliche Schuld anzuschauen und vor Gott zu bringen. In Jesus Sirach (16,17-23) lesen wir: „Sag nicht: Ich bin vor Gott verborgen, wer denkt an mich in der Höhe? In der großen Menge bleibe ich unbemerkt, was bin ich in der Gesamtzahl der Menschen? Der Himmel, der höchste Himmel, das Meer und das Land, sie wanken, wenn er sie heimsucht. Der Untergrund der Berge und die Grundfesten der Erde, sie erbeben gewaltig, wenn er sie anschaut. Doch an mich denkt er nicht und wer achtet auf meine Wege? Sündige ich, sieht mich kein Auge, betrüge ich ganz heimlich, wer weiß es? - Das gerechte Tun, wer macht es bekannt? Und was darf ich hoffen, wenn ich das Gebot halte? Nur ein Unvernünftiger behauptet solches, nur ein törichter Mensch denkt so.“, beschließt Sirach seine Gedanken. Ebenso rät auch Teresa von Avila davon ab, sich durch Selbstbetrug in Sicherheit zu wiegen: „Wenn ein Mensch mitten in seinen schweren Sünden in großer Ruhe lebt und so in seinen bösen Gewohnheiten schlummert, dass ihm sein Gewissen über nichts mehr einen Vorwurf macht, so ist dieser Friede ein Zeichen, dass er mit dem bösen Feind in Freundschaft lebt.“

Mit Riesenschritten eilen wir der kommenden Adventzeit zu, die uns einmal mehr dazu einlädt, sich Gottes Liebe erneut und in vertiefter Weise zuzuwenden – und das geht am Besten in einer guten Beichte, in der wir unsere Altlast an Gott abgeben dürfen.

Achtsamkeit

Achte auf Deine Gedanken, denn sie werden Worte.
Achte auf Deine Worte, denn sie werden Handlungen.
Achte auf Deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheiten.
Achte auf Deine Gewohnheiten, denn sie werden Dein Charakter.
Achte auf Deinen Charakter, denn er wird dein Schicksal. (Talmud)