Statue der Gottesmutter
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Pfingsttag: Hochfest des Heiligen Geistes (08.06.2014)

Das Pfingstfest, an dem die Kirche gegründet wurde, erinnert alle Jahre wieder an die Herabkunft des Geistes Gottes, der seither als dritte göttliche Person gegenwärtig ist in unserer Welt – mitten in unserem Alltagsgeschehen. Bemerken wir es? Wir sind uns seiner Gegenwart nur selten bewusst, dennoch verweilt er still unter uns und wartet darauf, dass wir ihn einladen, an unserem Leben Teil zu haben. Sein Eintreten in diese Welt war damals äußerst Aufsehen erregend. Davon berichtet uns der heilige Lukas in der Apostelgeschichte:

„Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie waren. Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder. Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und begannen, in fremden Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab. (Apg 2,2-4)

Mit deutlichen sicht- und hörbaren Zeichen gab sich der Heilige Geist zu erkennen. Als schwache Menschen machen wir ständig die Erfahrung, dass der Glaube nicht stark genug ist. Wie Thomas wollen auch wir erst glauben, wenn wir sehen. Paulus mahnt uns aber: „Als Glaubende gehen wir unseren Weg, nicht als Schauende.“ (2 Kor 5,7) Im Johannesevangelium (14,17) spricht Jesus über den „Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht und nicht kennt. Ihr aber kennt ihn, weil er bei euch bleibt und in euch sein wird.“ Auch hier ertappt sich der eine oder andere dabei, wiederum wie der ungläubige Thomas zu sagen: Herr, zeige uns den Heiligen Geist! Und wir erwarten uns ein gewaltiges Schauspiel, das sich vor unseren Augen abspielt. Nein, „Ihr kennt ihn!“ sagt Jesus. Also keine Feuerzungen, kein lautes Brausen vom Himmel her. Und wir erahnen es: Der Heilige Geist ist ein stiller Gast, der sich nicht aufdrängt. Wir können ihn nicht einfangen, nicht halten, denn in Freiheit ist er unter uns. Nicht als unser Sklave ist er gekommen, sondern um dort zu wehen, wo er will! (Joh 3,8) „Er kann sich auf sehr freie, unvorhersehbare Weise offenbaren: »Er spielt auf dem Erdenrund« (vgl. Spr 8,31)… Aber wer die übernatürlichen Wellen des Heiligen Geistes auffangen will, für den gilt eine Regel, eine einfache Erfordernis: inneres Leben. Im Inneren der Seele vollzieht sich die Begegnung mit diesem unbeschreiblichen Gast:

»Gast, der Herz und Sinn erfreut«

So nennt ihn der wunderbare Pfingsthymnus. Der Mensch wird zum „Tempel des Heiligen Geistes“, sagt uns wiederholt der hl. Paulus (1 Kor 3,16; 6,19). Der heutige Mensch – häufig auch der heutige Christ, sogar der Gottgeweihte – hat die Tendenz, in der Welt aufzugehen. Er kann, darf aber das Grunderfordernis des inneren Lebens nie vergessen, wenn er möchte, dass sein Leben christlich und vom Heiligen Geist beseelt bleibt. … Die innere Stille ist notwendig, damit man das Wort Gottes hört, seine Gegenwart spürt, den Anruf Gottes vernimmt.“ (Papst Paul VI., 17.05.1972) Der heilige Vater kannte auch das Grundproblem seiner Zeit, das in unseren Tagen gewiss noch ausgeprägter vorhanden ist. Deshalb fuhr er fort: „Heutzutage ist unser Geist zu sehr nach außen gerichtet…: wir können nicht meditieren, nicht beten; wir können den Lärm nicht zum Schweigen bringen, den in uns die von außen herangetragenen Interessen, Vorstellungen, Stimmungen verursachen. Es gibt in den Herzen keinen ruhigen und geheiligten Raum für das Pfingstfeuer.“

Papst Paul VI., der am 19. Oktober 2014 seliggesprochen wird, gibt uns mit seiner Antwort ein Programm vor: „Der Schluss liegt nahe: Wir müssen dem inneren Leben Raum geben in der Planung unseres gehetzten Lebens, einen Vorzugsplatz, still und rein. Wir müssen uns selbst wieder finden, damit der belebende und heiligende Geist in uns wohnen kann.“ Beten wir darum mit dem heiligen Franz von Sales, der den Wunsch äußerte: „Das Feuer des Heiligen Geistes, das alles in sich verwandelt, möge auch unser Herz umgestalten, damit es nur mehr Liebe sei.“

Es liegt an uns, ob wir ihm Raum geben in unserem Denken, Handeln und Entscheiden. Entscheiden wir uns für die Gemeinschaft mit dem Heiligen Geist, der seinen Auftrag leben möchte: nämlich uns zu trösten und in allen Lebenslage beizustehen. Er hat aber auch eine unstillbare Sehnsucht: Uns Christus zu zeigen und das Wort Gottes verstehen zu lassen. Als Persongewordene Liebe des Vaters und des Sohnes möchte er die Liebe in unserem Leben sein. Laden wir den Heiligen Geist täglich aufs Neue ein, in uns zu wohnen, uns an alles zu erinnern, was Jesus uns gelehrt hat. Bitten wir ihn, uns zu trösten und zu heilen und mit seinen Gaben und Charismen zu beschenken. Komm, Heiliger Geist!