Statue der Gottesmutter
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Hochfest des Heiligsten Herzens Jesu (08.06.2018)

Das Herz-Jesu-Fest wird in der katholischen Kirche am Freitag in der Woche nach Fronleichnam gefeiert. Es hat seine Wurzeln in der mittelalterlichen Christusfrömmigkeit, welche sich auf das Herz des Erlösers Jesus Christus konzentrierte. Nach den Visionen der heiligen Sr. Margareta Maria Alacoque wurde es auf den jetzigen Termin festgelegt. 1856 wurde zum Fest in der gesamten römisch-katholischen Kirche. Papst Leo XIII. weihte 1899 die ganze Welt dem Herzen Jesu. 1970 wurde das Fest als Hochfest im römischen Messbuch eingetragen. (vgl. Ökumenisches Heiligenlexikon)

Jesus „war imstande, das menschliche Elend nachzuempfinden, hat das Gesicht der Barmherzigkeit Gottes gezeigt, hat sich niedergebeugt, um Leib und Seele zu heilen. So ist Jesus! So ist sein Herz, das auf uns alle schaut, das auf unsere Krankheiten, auf unsere Sünden schaut. Groß ist die Liebe Jesu!“ (Papst Franziskus, 24.03.2013) Das Herz Jesu ist nicht nur groß und zum Bersten voll mit Liebe gefüllt, es ist auch ein „Herz voller Freude“, wie der Heilige Vater einmal sagte. Jesus lässt sich die Freude durch die ihm zugefügten Verletzungen nicht trüben. Er hat seine Seele, seinen Geist, nie im Schmerz und in der Enttäuschung vergraben. Stattdessen hat er sein menschliches Wesen eingehüllt in die göttliche Liebe. Liebe macht das Herz verwundbar. In dieser Hinsicht hatte der menschgewordene Gott uns nichts voraus, ausgenommen der unbefleckten Empfängnis. Wenn Christus, der neue Adam, auch ohne Erbschuld war, so musste er dennoch durch Leiden den Gehorsam lernen, das heißt: Der Sünde in all ihren Ausprägungen stets zu entsagen. Nichts verleitet den Menschen leichter und schneller zur Sünde als ein verletztes Herz. Jesus hatte sein Herz im Griff, sein Geist wachte über die Gesinnung des Herzens und ließ keine Auflehnung gegen die Liebe – und damit gegen Gott – zu. Durch sein Menschsein hat der Herr die Regungen des menschlichen Herzens kennen gelernt, hat die Herzensstürme erfahren und bezwungen. Wie? Indem er sein Herz unentwegt mit dem Herzen des Vaters vereinigte und in ihm jenen Frieden fand, den die Welt nicht geben kann. In Jesu Gegenwart beruhigen sich auch die Stürme unseres Herzens: „Ich werde euch Ruhe verschaffen.“ (Mt 11,28), hat er uns zugesagt. An seinem Herzen ist es gut, wird unsere Seele still, wie ein Kind bei seiner Mutter. (vgl. Ps 131,2)

Auf Gemälden, die das Herz Jesu bildlich darstellen, weist Jesu Herz gewöhnlich eine einzige Wunde auf und erinnert damit an die Durchbohrung seines Herzens durch die Lanze des Soldaten, der unter dem Kreuze stand. Es ist lediglich eine physische Wunde, die ihn nicht geschmerzt hat, da sie ihm nach dem Tod zugefügt wurde. Wie aber würde Jesu Herz sich uns präsentieren, würden sich darauf alle seelischen Verwundungen abzeichnen, die er erlitten hat? Denken wir auch an dieses mystische Herz, das mit unzählbaren Beleidigungen, Schmähungen und Ablehnungen misshandelt wurde und weiterhin täglich aufs Neue gequält wird.

Jesu Herz ist auch des Vaters Herz. Dass Gott uns immer noch liebt und bereit ist, uns stets neu anzunehmen, lässt sich nur damit erklären, dass er selbst die Liebe ist. „Mein Herz wendet sich gegen mich, mein Mitleid lodert auf.“ (Hos 11,8) Diese beinahe schon im Schmerz gesprochenen Worte vernehmen wir aus Gottes Mund. Und wenn Gott noch so sehr wegen unserer Sünden und Verfehlungen leidet, er, unser Vater, kann sich nicht gegen uns stellen. Immer wird er uns gegen den Ankläger verteidigen und nach dem Quäntchen des Guten in uns suchen. Er wird uns nie fallen lassen, aber er lässt uns gehen, wenn wir nicht bei ihm bleiben wollen. Man denke an Jesu Wort an die Jünger: „Wollt auch ihr weggehen?“ (Joh 6,67) Das ist der Preis der Freiheit, jener Willensfreiheit, die für die Liebe unabdingbar ist. Wir müssen nicht bei Gott bleiben, aber wir dürfen! Wir dürfen uns jederzeit vertrauensvoll an sein Herz schmiegen, egal wie tief wir gefallen sind. Hierzu erteilt uns die kleine heilige Therese eine tröstende Lehre, indem sie mit der Kühnheit einer Heiligen feststellte: „Hätte ich die Verbrechen der ganzen Welt begangen, behielt ich immer noch das selbe Vertrauen, denn ich weiß nur zu gut, dass diese große Zahl an Verbrechen, ein Wassertropfen ist in deiner Feuersglut.“

Das Gleichnis vom verlorenen Sohn bezeugt uns die unabänderliche Liebe des Vaters. Wer am Herzen des Vaters ruht, ruht zugleich am Herzen des Sohnes und hat den Weg ins Vaterhaus wieder zurückgefunden. Was den Sünder von Gott trennt, ist nur die Entscheidung, wieder bei ihm sein zu wollen. Was uns von Gott trennt, kann in einem einzigen Augenblick überwunden werden durch unser erneutes Ja zu ihm. Das zehnfache „du sollst“ in seinen Geboten ist sein väterlicher Rat, damit wir nicht vom Weg der Liebe abkommen, indem wir die Grenzen dieses Weges kennen. So paradox es auch klingen mag, aber: Wir „dürfen“ bzw. können sündigen, denn Gott zwingt uns nicht zur Heiligkeit. Jedoch zeigt er uns die Konsequenzen unseres Verhaltens auf. Er hat uns als selbstbestimmte Wesen ins Leben gerufen, die aber auch für ihr Handeln Selbstverantwortung auf sich nehmen müssen. Wir wählen bewusst, häufig auch unbewusst im Sinne von unüberlegt, Gottes Willen oder unseren eigenen Willen. Die Auswirkungen unserer jeweiligen Wahl hat Gott uns aufgezeigt: Unsere Entscheidung kann uns mit Gott inniger verbinden oder von ihm trennen.

Wir sind veränderlich, Gott nicht. Er ist und bleibt die Liebe, die niemals aufhört uns zu lieben, uns zu retten und Gutes zu tun. Wir hingegen tun gut daran, Gott unseren Eigenwillen zu überantworten, damit er ihn seinem Heilswillen gleichmacht. Denn von uns selbst müssen wir alles befürchten, von Gott aber dürfen wir alles erhoffen, weil er unabänderlich gut ist. Darum können wir uns selbst keinen größeren Gefallen tun, als uns dem Herzen Jesu zu weihen, jenem Herzen, das immer im Willen und im Frieden Gottes war und ist.