Statue der Gottesmutter
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Hochfest Fronleichnam (04.06.2015)

Der Leib und das Blut des Herrn stehen am Fronleichnamstag im Mittelpunkt. Jesu Leib, den er für uns am Kreuz hingegeben hat, den wir in jeder konsekrierten Hostie empfangen können, ist wohl eines der größten Mysterien der Heilsgeschichte, vor dem wir nur staunend anbeten können. Im Sakrament der Eucharistie schenkt sich Jesus uns jedes Mal neu, um beim Empfang der heiligen Kommunion in unsere Herzen hinabzusteigen – oder um im Tabernakel bei uns zu sein.

„In der heiligen Eucharistie werden wir eins mit Gott wie die Speise mit dem Körper.", erklärte Franz von Sales. „Es gibt nichts, was der Eucharistie an Größe gleichkäme!“, betonte der heilige Pfarrer von Ars und fügte erklärend hinzu: „Stellt alle guten Werke der Welt einer guten Kommunion gegenüber,­ das ist wie ein Staubkörnchen neben einem Gebirge…

Die Kommunion! ...Oh, welche Ehre erweist Gott seinem Geschöpf! Die Kommunion wirkt auf die Seele wie ein Windstoß in ein erlöschendes Feuer, in dem noch Glut vorhanden ist. Ein Windstoß, und das Feuer brennt wieder.“

Das Fronleichnamsfest, das wir der mutigen Anregung der Chorfrau und Mystikerin Juliana von Lüttich verdanken, soll für uns alle ein Anstoß sein, seine eigene Beziehung zum eucharistischen Herrn zu überdenken, sich zu fragen, ob Liebe und Ehrfurcht in rechter Weise in unseren Herzen vorhanden sind. Für manche stellt sich vielleicht sogar die Frage: Glaube ich, dass mir in dieser kleinen weißen Oblate Gott selbst gegenüber tritt? Dass er mich anschaut, sich an mich ausliefert?

Johannes Maria Vianney sagte: „Man spürt es, wenn eine Seele das Sakrament der Eucharistie würdig empfangen hat. Sie ist so in Liebe versunken, von ihr durchdrungen und verändert, dass man sie in ihrem Handeln und in ihren Worten nicht wiedererkennt. Sie ist demütig, liebenswürdig und bescheiden; sie ist in friedlichem Einklang mit der ganzen Welt. Sie ist eine zu den größten Opfern fähige Seele.“

Die Kirche betet am Fronleichnamstag: „Herr Jesus Christus, der Empfang deines Leibes und Blutes ist für uns ein Vorgeschmack der kommenden Herrlichkeit. Sättige uns im ewigen Leben durch den vollen Genuss deiner Gottheit.“

Wie Pfingsten, so hat auch Fronleichnam seine eigene Sequenz, die kein geringerer als der heilige Thomas von Aquin anlässlich der Einführung dieses Hochfestes geschrieben hat. Franz Xaver Riedl dichtete sie später ins Deutsche um. Und weil die Fronleichnamssequenz einer der schönsten Texte über das eucharistische Geheimnis ist, geben wir sie hier im Anschluss zur Betrachtung wieder.

Fronleichnamssequenz

1. Deinem Heiland, deinem Lehrer,
deinem Hirten und Ernährer,
Sion, stimm ein Loblied an!
Preis nach Kräften seine Würde,
da kein Lobspruch, keine Zierde
seinem Ruhm genügen kann.
2. Dieses Brot sollst du erheben,
welches lebt und gibt das Leben,
das man heut‘ den Christen weist.
Dieses Brot, mit dem im Saale
Christus bei dem Abendmahle
die zwölf Jünger hat gespeist.
3. Laut soll unser Lob erschallen
und das Herz in Freude wallen,
denn der Tag hat sich genaht,
Da der Herr zum Tisch der Gnaden
uns zum ersten Mal und geladen
und dies Mahl gestiftet hat.
4. Neuer König, neue Zeiten,
neue Ostern, neue Freuden,
neues Opfer allzumal!
Vor der Wahrheit muss das Zeichen,
vor dem Licht der Schatten weichen,
hell erglänzt des Tages Strahl.
5. Was von Christus dort geschehen,
sollen wir fortan begehen,
seiner eingedenk zu sein.
Treu dem heiligen Befehle
wandeln wir zum Heil der Seele
in sein Opfer Brot und Wein.
6. Doch wie uns der Glaube kündet,
der Gestalten Wesen schwindet,
Fleisch und Blut wird Brot und Wein.
Was das Auge nicht kann sehen,
der Verstand nicht kann verstehen,
sieht der feste Glaube ein.
7. Unter beiderlei Gestalten
hohe Dinge sind enthalten,
in den Zeichen tief verhüllt.
Blut ist Trank, und Fleisch ist Speise,
doch der Herr bleibt gleicherweise
ungeteilt in beider Bild.
8. Wer ihm nahet voll Verlangen,
darf ihn unversehrt empfangen,
ungemindert, wunderbar.
Einer kommt, und tausend kommen,
doch so viele ihn genommen,
er bleibt immer, der er war.
9. Gute kommen, Böse kommen,
alle haben ihn genommen,
die zum Leben, die zum Tod.
Bösen wird er Tod und Hölle,
Guten ihres Lebens Quelle,
wie verschieden wirkt dies Brot!
10. Wird die Hostie auch gespalten,
zweifle nicht an Gottes Walten,
dass die Teile das enthalten,
was das ganze Brot enthält.
Niemals kann das Wesen weichen,
teilen lässt sich nur das Zeichen,
Sach‘ und Wesen sind die gleichen,
beide bleiben unentstellt.
11. Seht das Brot, die Engelspeise!
Auf des Lebens Pilgerreise
nehmt es nach der Kinder Weise,
nicht den Hunden werft es hin!
Lang im Bild war‘s vorbereitet:
Isaak, der zum Opfer schreitet;
Osterlamm, zum Mahl bereitet;
Manna nach der Väter Sinn.
12. Guter Hirt, du wahre Speise,
Jesus, gnädig dich erweise!
Nähre uns auf deinen Auen,
lass uns deine Wonnen schauen
in des Lebens ewigem Reich!
Du, der alles weiß und leitet,
uns im Tal des Todes weidet,
lass an deinem Tisch uns weilen,
deine Herrlichkeit uns teilen.
Deinen Seligen mach uns gleich!