Statue der Gottesmutter
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Mütterlich

Wenn Mutter Barbara eine Schwester in den Krankendienst schickte, besprengte sie diese mit Weihwasser und segnete sie wie ihr Kind, indem sie ihr auf Stirne, Mund und Brust ein Kreuzzeichen machte.

Hierauf entließ sie die Schwester, wobei sie ihr mit ermutigendem Lächeln die Versicherung gab:

„Ich werde schon für dich beten!“

-- Dienerin Gottes M. Barbara Sicharter

Aufbauend

Mutter Barbara grübelte nie über das Wann und Wie der Erhörung. Mit vollster Zuversicht und Ruhe tröstete sie die zuweilen ratlosen und mutlosen Schwestern mit den schlichten Worten:

„Schauen wir nur zu beten!
Unser Herrgott wird schon sorgen!“

-- Dienerin Gottes M. Barbara Sicharter

Ich werde schon für dich beten (09.05.2022)

Als große Marienverehrerin, die bestrebt war, der Gottesmutter ähnlich zu werden, nahm Barbara Sicharter auch Marias ureigensten Wesenszug an: die Mütterlichkeit. Wie sehr Mutter Barbara von ihren Schwestern als Mutter verehrt und geschätzt wurde, bezeugt auch, dass sie ihre Gründerin und Vorsteherin dieser Gemeinschaft Zeit ihres Lebens als Oberin wählten. So leitete Barbara Sicharter die ständig wachsende Gemeinschaft von der Gründung 1865 bis zu ihrem Tod im Jahr 1905 vier Jahrzehnte lang mit mütterlicher Hand.

Sr. Barbara wachte über die Seelen der ihr anvertrauten Schwestern und sorgte sich um sie wie eine Mutter. Dabei fiel ihre Herzensgüte im Umgang mit ihren Schwestern auf, aber auch den Kranken und Armen wandte sie ihre Mutterliebe zu.

Ihre Sorge galt ganz besonders jenen Schwestern, die sie in die Häuser zu den Kranken schickte. Sie blieben dort oft für längere Zeit und mussten häufig auf engstem Raum mit den Bauern, Mägden und Knechten des jeweiligen Gehöfts zusammenleben, was mitunter auch sittliche Bedenken aufwarf.

Um diesen Gefahren entgegenzuwirken festigte Barbara Sicharter ihre Schwestern in ihrer jungfräulichen Liebe zu Christus. Durch ihre eigene feinfühlige Unbefangenheit den Kranken und Hilfesuchenden gegenüber gab sie ihren Schwestern ein nachahmenswertes Beispiel im Umgang mit den Menschen.

Mutter Barbara verabsäumte es nicht, die Schwestern auf die Gefahren hinzuweisen, welche sie in den Häusern antreffen könnten. Mit wertvollen Ratschlägen ausgestattet, schickte Barbara ihre Mitschwestern dann zu den Kranken.

Ihr Biograf Pius Fank schildert die Verabschiedung einer Schwester, die zum Hauskrankendienst aufbrach:
Mutter Barbara trug der Schwester „vor allem auf, mit dem Kranken recht lieb und gut zu sein.
Dann kniete die Schwester vor der Oberin nieder.

Diese besprengte sie mit Weihwasser und segnete sie wie ihr Kind,
indem sie ihr auf Stirn, Mund und Brust das Kreuzzeichen machte.
Hierauf entließ sie die Schwester,
indem sie ihr mit ermutigendem Lächeln die Versicherung gab:

Ich werde schon für dich beten!“

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Mit Sorgfalt und Bedacht wählte Mutter Barbara jene Schwestern aus, welche sie in die Häuser schickte, immer darauf bedacht, dass diese auch die nötige innere wie auch geistliche Reife für den Dienst fern des schützenden Klosters besaßen.

Jüngere Schwestern sandte sie aus diesem Grund nie alleine aus, besonders dann, wenn sie weite Wege zurückzulegen hatten. Die „gute alte Zeit“ war für die damals jungen Frauen sittlich und moralisch gesehen wohl doch keine so gute Zeit. Trotzdem war Mutter Barbaras Handeln nie von Ängstlichkeit gezeichnet, wohl aber von kluger Vorsicht und Umsichtigkeit geprägt.

Dass alle Schwestern, vor allem aber die jüngeren unter ihnen, von ihren Diensten immer wieder unbeschadet ins Kloster heimkehrten, verdankten sie in erster Linie Mutter Barbaras treuem Gebet. Darin waren sich die Schwestern einig.

Mutter Barbara selbst stellte ihr Arbeiten und Tun ganz in den Dienst Gottes, dem sie blind vertraute. Mit unerschütterlichem, heroischen Glauben legte sie ihm ihre Nöte und Sorgen ans Herz. Und von diesen hatte sie, als Leiterin einer wachsenden Gemeinschaft und eines aufstrebenden Krankenhauses, eine ganze Menge.

Geld und Lebensmittel waren immer knapp. Aber Mutter Barbara verzweifelte nie, sondern vertraute sich der Fürsorge des himmlischen Vaters an. Vermutlich liegt ihre hervorragende Fähigkeit, den Menschen Mutter zu sein, gerade darin begründet, dass sie sich zuallererst und zutiefst als Kind Gottes sah. In der Erfahrung der sorgenden und behütenden Liebe Gottes – und auch der Gottesmutter – lernte Barbara Mutter zu sein. Als Kind Gottes spiegelte sie seine Liebe wieder, so wie Kinder jene Liebe an andere wiedergeben, die sie von ihren Eltern empfangen haben.

Die Gottesmutter Maria war ein vollkommenes Kind Gottes – und als solches wurde sie erhöht zur Mutter Gottes und zur Mutter aller Menschen. Im Kindsein sind wir besonders empfänglich für die Liebe und fähig, diese empfangene Liebe zu verinnerlichen und sie dann, in der selben Weise weiterzugeben, wie wir sie empfangen haben. Umso ungetrübter unsere Liebe zu Gott ist, umso ungetrübeter können wir sie empfangen und weitergeben. Mutter Barbara hat ihr Leben ganz auf Gott bezogen gelebt und diese empfangene Liebe in mütterliche Liebe umgewandelt.

Sie wusste, wie weit sie selbst handeln konnte und musste, um den Menschen Gutes zu tun. Sie erkannte aber auch ganz klar, dass das Gebet die stärkste Macht ist, um anderen zu helfen. Wo sie ihre Schwestern nicht mehr selbst begleiten konnte, da war das Gebet der verlängerte Arm, mit dem sie ihre Schwestern beschützen konnte. Verfügte sie nicht über das Nötigste, so wusste sie, dass sie es durch ihr Gebet von Gott her erlangen konnte. Das bekannte Krapfenwunder und die Berichte, dass unter Barbaras segnender Hand das Essen letztendlich doch für alle reichte, wenn sie selbst es verteilte, sind nur einige plakative Zeugnisse für ihr Gottvertrauen und die Macht ihres Gebetes.

Mutter Barbara vertraute und mit diesem Vertrauen vermochte sie ihrem Schöpfer alles abzuverlangen. Mit Vorliebe kniete sie in der Stiftskirche in Vorau vor dem Gandenbild Mariens, der Immerwährenden Hilfe, um das helfende Eingreifen des Himmels in den großen und kleinen Anliegen zu erbitten. Mit großem Vertrauen suchte Barbara auch Zuflucht zur Mutter des Guten Rates, vor allem dann, wenn sie selbst ratlos war. Nicht zuletzt suchte unsere Gründerin Erhörung in den verschiedensten Angelegenheiten bei Jesus im Tabernakel, vor dem sie viele Stunden im Zwiegespräch verweilte.

Pius Fank schrieb über Mutter Barbara:
„Welch ein wunderbares Vertrauen zu Gott musste doch in ihrer Seele gereift sein,
wenn sie nicht über das Wann und Wie der Erhörung grübelte,
sondern mit vollster Zuversicht und Ruhe
die zuweilen ratlosen und mutlosen Schwestern
tröstete und aufmunterte mit den schlichten Worten:

Schauen wir nur zu beten! Unser Herrgott wird schon sorgen!“

Mutter Barbara lebte schon damals jenes Geheimrezept,
das Jesus Sr. Faustyna Jahre später anvertraute:
Jesus, ich vertraue auf dich!

Für Mutter Barbara waren das keine bloßen Worten. Sie füllte diesen Gebetsruf mit ehrlichem, aufrichtigem Vertrauen, ohne sich darum zu sorgen, wann und wie Gott ihr Bitten erhören wird. Hauptsache, sein Wille geschieht. Sie betete. Und damit war es gut. Damit hat sie ihre Sorge abgegeben, wie Don Dolindo, ein Zeitgenosse Mutter Barbaras letzter Jahre, die Menschen später lehrte: „Jesus, sorge du!“

Dieses Vertrauen, dass Gott ihre Sorgen zu seinen Sorgen macht und sich darum in einer Weise kümmert, die seiner wohlwollenden Liebe entspricht, verlieh Mutter Barbara jene Gelassenheit, die sie brauchte, um ihren Mitschwestern, den Kranken, Armen und Hilfesuchenden, Mutter sein zu können.

Zeichen der Verehrung

Die Dienerin Gottes, Mutter Barbara Sicharter, die vorerst nur privat verehrt werden darf, war und ist für uns Schwestern, aber auch für viele Gläubige, ein nachahmenswertes Beispiel des christlichen Lebens. Menschen, die sie zu ihren Lebzeiten kannten, nannten sie eine Heilige. Ohne dem Urteil der Kirche vorzugreifen, geben wir hier einige Zeugnisse wieder, die H.H. Pius Fank in seiner Biografie über Barbara Sicharter gesammelt hat. Wenn auch Sie ähnliche Erfahrungen machen durften, bitten wir Sie, uns diese mitzuteilen.

Heilung einer todkranken Dreijährigen

Das Mädchen M. K. aus S., drei Jahre alt, wurde am 10. Dezember 1942 wegen arger Bauchschmerzen und Fieber ins Krankenhaus in V. gebracht. Die ärztliche Untersuchung ergab Lungenentzündung und schwere Bauchfellentzündung. Das Kind litt sehr unter der von der Bauchfellentzündung hervorgerufenen Darmlähmung.

In der dritten Krankheitswoche zeigten sich starke Fieberschwankungen. Auf die Frage der Mutter, wie es mit M. stehe, gab der Arzt zur Antwort: „Sehr schlechte Herztätigkeit, es ist keine Aussicht, Sie müssen jeden Augenblick gefasst sein.“

In der Vertretung des Arztes der Anstalt kam ein zweiter Arzt, der sich auch der Mutter gegenüber sehr bedenklich äußerte mit den Worten: „Es ist ganz schlimm.“

Hierauf traten neue Entzündungsherde in der Lunge auf; die Kleine war ganz abgemagert und vom Fieber vollständig entkräftet – dem Tode nahe.

Nun begann die Mutter eine Novene zu Schwester Barbara und betete am Grab derselben für ihr Töchterlein. Von da an besserte sich der Zustand des Kindes. Am 28. März 1943 wurde es geheilt aus dem Krankenhaus entlassen.

 

Das Grab unserer Gründerin, der Dienerin Gottes Mutter Barbara Sicharter, lädt auch heute noch auf dem Stiftsfriedhof in Vorau zum stillen Gebet und Gedenken ein. (siehe Bild)

 

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