Statue der Gottesmutter
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Jahr des geweihten Lebens (29.11.2014)

Das von Papst Franziskus ausgerufene „Jahr des geweihten Lebens“ haben wir heute mit einer Anbetungsnacht eröffnet. Als Gottgeweihte können wir Schwestern nicht genug danken, für die Gnade der Berufung. Alle Menschen sind gerufen, ein heiligmäßiges Leben zu leben. Aber es gefällt dem Herrn, Menschen auszuwählen, um sie in einer besonders innigen Beziehung an sich zu binden. Damit verbunden ist aber auch eine große Verantwortung für das Volk Gottes, für die Kirche. Berufung empfängt man nicht nur für sich allein, sie ist in erster Linie ein Auftrag, sich ganz und bedingungslos in den Dienst des Herrn nehmen zu lassen für das Heil der Menschen.

Der Berufene gehört nicht mehr sich selbst, sondern Gott. Das ist ein Geheimnis, mit dem Gottgeweihte täglich konfrontiert sind, dessen Tragweite der Mensch aber niemals ganz ausloten kann. Über dem Jahr des geweihten Lebens könnte somit auch stehen:

Dem Geheimnis auf der Spur

 

Berufung kann man nur von Gott her verstehen. Das Denken der Menschen säkularisiert zunehmend. Es macht Gott und Kirche zu einem abstrakten Gebilde. Aber Gott ist konkret, so wie seine Kirche. Denn Gott ist Person und seine Kirche ist gebaut auf eine Person: Petrus, den Fels. Die Kirche ist Leib Christi und wird gebaut aus lebendigen Steinen: aus Personen, die sich in die Hände Gottes gegeben haben. Ein Ziel des Ordenslebens ist die persönliche Heiligung, die voraussetzt, sich willig von Gott formen zu lassen, um tragfähig für viele zu werden. Ordenschristen sind dazu berufen, für das Heil der Menschen zu opfern, zu sühnen und zu beten, so wie es die Spiritualität und das Charisma der jeweiligen Gemeinschaft vorgibt.

Mit diesem „Jahr der Orden“, wie dieses Jahr umgangssprachlich gerne bezeichnet wird, möchte Papst Franziskus die Ordensleute wieder dazu anleiten, in vertiefter Weise aus den Quellen zu leben: aus dem Evangelium und dem jeweiligen Charisma der Orden. Der Heilige Vater erhofft sich, dass durch dieses Zurückschauen und Zurückgreifen auf das Wesentliche und Ursprüngliche das gesamte Ordensleben wieder an Ausstrahlung und Anziehungskraft gewinnt. Ein Baum kann nur gesund sein, wenn er aus seinen Wurzeln lebt. Hat er gesunde und kräftige Wurzeln, wird der Stamm fest sein und die Äste voller Saft. Er wird fähig sein, neue Triebe hervorzubringen, er wird blühen und saftige Früchte tragen.

In diesem „Ordensjahr“, das am 30.11.2014 beginnt und am 02.02.2016 endet, geht es darum, die Wurzeln zu aktivieren, junge, gesunde Triebe zu pflegen, aber auch darum, morsche Äste abzuschneiden und Fremdkörper zu entfernen. Auf den Punkt gebracht soll dieses Jahr zu einer Erneuerung im Geiste Christi führen, denn jede wirkliche, gesunde, lebenspendende Erneuerung kann nur aus der Kraft des Heiligen Geistes hervorgehen. Beten wir deshalb gemeinsam um die Wiederbelebung des Ordensgeistes in den Gemeinschaften besonders in unserem Land. Das Jahr des geweihten Lebens ist also in gewisser Weise ein Aufruf zur Umkehr für alle Ordenschristen, eine Aufforderung zur vermehrten Hinwendung zu Christus und einem gesteigerten Hören auf den Heiligen Geist, der allein das geistliche Leben fruchtbar machen kann, sowohl für die Menschen als auch für die jeweiligen Gemeinschaften selbst. Damit die vom Heiligen Vater erhoffte Erneuerung im geistlichen Leben auch zünden kann, braucht es nicht nur das persönliche Bemühen der Ordensleute. Es bedarf vor allem auch der Begleitung dieser Erneuerungsprozesse durch das Gebet und Opfer der Gläubigen. In diesem Sinne: Beten wir füreinander.