Statue der Gottesmutter
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Josef, krisenfester Kirchenpatron (03.03.2021)

In den einleitenden Worten des Apostolischen Schreibens „Patris corde“ umriss Papst Franziskus kurz und prägnant das Leben des heiligen Josef, der sein Vaterherz ganz und gar dem Sohne Gottes geöffnet hatte. Im zweiten Abschnitt der Einleitung stellt der Heilige Vater uns den Schutzpatron der Kirche als einen krisenfesten Heiligen dar, der uns in den Zeiten einer durch die Krisen der Corona-Pandemie geschüttelten Welt als Vorbild dienen will:

„Nach Maria, der Mutter Gottes, nimmt kein Heiliger so viel Platz im päpstlichen Lehramt ein wie Josef, ihr Bräutigam. Meine Vorgänger haben die Botschaft, die in den wenigen von den Evangelien überlieferten Angaben enthalten ist, vertieft, um seine zentrale Rolle in der Heilsgeschichte deutlicher hervorzuheben.

Der selige Pius IX. erklärte ihn zum „Patron der katholischen Kirche“, der ehrwürdige Diener Gottes Pius XII. ernannte ihn zum „Patron der Arbeiter“, und der heilige Johannes Paul II. bezeichnete ihn als „Beschützer des Erlösers“. Das gläubige Volk ruft ihn als Fürsprecher um eine gute Sterbestunde an.

Anlässlich des 150. Jahrestages seiner Erhebung zum Patron der katholischen Kirche durch den seligen Pius IX. am 8. Dezember 1870 möchte ich daher – wie Jesus sagt – „mit dem Mund von dem sprechen, wovon das Herz überfließt« (vgl. Mt 12,34), einige persönliche Überlegungen zu dieser außergewöhnlichen Gestalt mit euch teilen, die einem jeden von uns menschlich so nahe ist. Dieser Wunsch ist jetzt in den Monaten der Pandemie gereift.

In dieser Krise konnten wir erleben, dass „unser Leben von gewöhnlichen Menschen – die gewöhnlich vergessen werden – gestaltet und erhalten wird, die weder in den Schlagzeilen der Zeitungen und Zeitschriften noch sonst im Rampenlicht der neuesten Show stehen, die aber heute zweifellos eine bedeutende Seite unserer Geschichte schreiben: Ärzte, Krankenschwestern und Pfleger, Supermarktangestellte, Reinigungspersonal, Betreuungskräfte, Transporteure, Ordnungskräfte, ehrenamtliche Helfer, Priester, Ordensleute und viele, ja viele andere, die verstanden haben, dass niemand sich allein rettet. […]

Wie viele Menschen üben sich jeden Tag in Geduld und flößen Hoffnung ein und sind darauf bedacht, keine Panik zu verbreiten, sondern Mitverantwortung zu fördern. Wie viele Väter, Mütter, Großväter und Großmütter, Lehrerinnen und Lehrer zeigen unseren Kindern mit kleinen und alltäglichen Gesten, wie sie einer Krise begegnen und sie durchstehen können, indem sie ihre Gewohnheiten anpassen, den Blick aufrichten und zum Gebet anregen. Wie viele Menschen beten für das Wohl aller, spenden und setzen sich dafür ein“.

Alle können im heiligen Josef, diesem unauffälligen Mann, diesem Menschen der täglichen, diskreten und verborgenen Gegenwart, einen Fürsprecher, Helfer und Führer in schwierigen Zeiten finden. Der heilige Josef erinnert uns daran, dass all jene, die scheinbar im Verborgenen oder in der „zweiten Reihe“ stehen, in der Heilsgeschichte eine unvergleichliche Hauptrolle spielen. Ihnen allen gebührt Dank und Anerkennung.“

Die Zeugnisse über das Eingreifen des heilgen Josef in das Leben und die Nöte der Menschen sind von so großer Zahl, dass niemand sie zählen könnte. Es gibt ganze Bücher, in denen das Wirken des heiligen Josef in Erfahrungsberichten aufgezeigt wird. Der heilige Josef hilft immer – und dabei kommt er so gehorsam und treu unseren Bitten nach; gleichzeitig ist er dabei äußerst still und diskret, so dass man seine Hilfe mitunter auch leicht übersehen kann.

Dieser Wesenszug der treuen Bescheidenheit ist sicher etwas, das wir uns vom Bräutigam der Gottesmutter abschauen dürfen und sollen. Auch unsere Hilfestellungen sollen still und diskret von sich gehen, wie Jesus es sagte: „Wenn du Almosen gibst, soll deine linke Hand nicht wissen, was deine rechte tut.“ (Mt 6,3) Die Pandemie und ihre Auswirkungen werden immer komplexer und wir werden vermutlich noch lange Zeit in dieser prekären Situation ausharren müssen. Es mag uns ein Trost sein, dass wir und die Kirche unter der Schirmherrschaft eines so wunderbaren, fürsorgenden Heiligen stehen.

Es heißt: „Wer glaubt, ist nie allein!“ Es ist eine so große Gnade, dass wir in der Taufe in diese Heilsgemeinschaft mit Christus eingebunden wurden. Wir sind nie allein, weil Gott in seiner ganzen Herrlichkeit und Majestät mit uns ist. Darüber hinaus sind wir eingebunden in die Gemeinschaft der Heiligen, die uns tagtäglich dienend zur Seite stehen und darauf warten, dass sie von uns einen Auftrag erhalten, um uns in den Schwierigkeiten unseres Lebens zu helfen – aber, und das vor allem, auch um uns näher zu Christus zu führen; um diese Bindung an Christus, die in der Taufe grundgelegt wurde, zu erneuern, zu vertiefen und zu festigen.

Genau das ist die erste Sorge des heiligen Josef: dass wir – greade auch jetzt in der Pandemie – seinem Ziehsohn, seinem Gott und Herrn, näher kommen; dass wir uns mit Gott versöhnen lassen; dass wir wieder lernen, auf Gott zu hören, auf Christus zu schauen; dass wir den Mut finden, uns von Christus lieben zu lassen – denn dann wird alles gut!