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Josef, Nährvater Jesu und Beschützer der Familie (10.01.2021)

Nachdem der Heilige Vater am 08. Dezember 2020 das Jahr des heiligen Josef ausgerufen hatte, war es naheliegend, dass die neue Rubrik dem Nährvater Jesu gewidmet wird.

Im Apostolischen Schreiben „Patris corde“ hält Papst Franziskus fest: „Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter“ (Mt 2,13), sagt Gott zum heiligen Josef. Ziel dieses Apostolischen Schreibens ist es, die Liebe zu diesem großen Heiligen zu fördern und einen Anstoß zu geben, ihn um seine Fürsprache anzurufen und seine Tugenden und seine Tatkraft nachzuahmen.

In der Tat besteht die spezifische Sendung der Heiligen nicht nur darin, Wunder und Gnaden zu gewähren, sondern bei Gott Fürsprache für uns einzulegen, wie es Abraham und Moses taten, und wie es Jesus tut, der eine Mittler (vgl. 1 Tim 2,5), der bei Gott unser „Beistand“ ist (1 Joh 2,1), denn „er lebt allezeit, um für [uns] einzutreten“ (Hebr 7,25; vgl. Röm 8,34).

Die Heiligen helfen allen Gläubigen bei ihrem „Streben nach Heiligkeit und ihrem Stand entsprechender Vollkommenheit“. Ihr Leben ist ein konkreter Beweis dafür, dass es möglich ist, das Evangelium zu leben.

Jesus hat gesagt: „Lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig“ (Mt 11,29); auch die Heiligen sind auf ihre Weise nachahmenswerte Vorbilder für das Leben. Der heilige Paulus ermahnte ausdrücklich dazu: »Haltet euch an mein Vorbild!“ (1 Kor 4,16). Der heilige Josef sagt dies durch sein beredtes Schweigen.

Angesichts des Beispiels so vieler heiliger Männer und Frauen fragte sich der heilige Augustinus: „Du solltest es nicht vermögen wie diese Männer, diese Frauen?“ Und so gelangte er zur endgültigen Bekehrung und rief aus: „Spät hab ich dich geliebt, du Schönheit, ewig alt und ewig neu“. So wollen wir nun vom heiligen Josef die Gnade aller Gnaden erflehen – unsere Bekehrung.“

„Patris corde“

Weitere Auszüge aus dem Apostolischen Schreiben „Patris corde“ werden uns in diesem Jahr begleiten. Papst Franziskus beginnt sein Schreiben mit der biblischen Aufzählung der verborgenen und doch so großen Taten des heiligen Josef, die zu jeder Zeit von seiner väterlichen Liebe durchdrungen waren:

„Mit väterlichem Herzen liebte Josef Jesus, der in allen vier Evangelien ,der Sohn Josefs‘ genannt wird.

Die beiden Evangelisten Matthäus und Lukas, die seine Gestalt herausgestellt haben, erzählen nicht viel, aber doch genug, dass deutlich wird, auf welche Weise Josef Vater war und welche Sendung ihm die Vorsehung anvertraut hatte.

Wir wissen, dass er ein einfacher Zimmermann war (vgl. Mt 13,55), der Verlobte Marias (vgl. Mt 1,18; Lk 1,27); er war „gerecht“ (Mt 1,19), allzeit bereit, Gottes Willen zu tun, der sich ihm im Gesetz (vgl. Lk 2, 22.27.39) und durch vier Träume (vgl. Mt 1,20; 2,13.19.22) kundtat. Nach einer langen und beschwerlichen Reise von Nazaret nach Betlehem war er zugegen, als der Messias in einem Stall geboren wurde, weil anderswo „kein Platz für sie war“ (Lk 2,7). Er war Zeuge der Anbetung der Hirten (vgl. Lk 2,8-20) und der Sterndeuter (vgl. Mt 2,1-12), welche das Volk Israel bzw. die Heidenvölker repräsentierten.

Er hatte den Mut, vor dem Gesetz die Rolle des Vaters Jesu zu übernehmen, und er gab ihm den vom Engel geoffenbarten Namen: „Ihm sollst du den Namen Jesus geben; denn er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen« (Mt 1,21). Einer Person oder einer Sache einen Namen zu geben bedeutete bei den alten Völkern bekanntlich die Erlangung einer Zugehörigkeit, so wie Adam es nach dem Bericht der Genesis tat (vgl. 2,19-20).

Gemeinsam mit Maria stellte Josef vierzig Tage nach der Geburt im  Tempel das Kind dem Herrn dar und hörte mit Staunen die Prophezeiung des Simeon über Jesus und Maria (vgl. Lk 2,22-35). Um Jesus vor Herodes zu beschützen, hielt er sich als Fremder in Ägypten auf (vgl. Mt 2,13-18). Nach seiner Rückkehr in die Heimat lebte er in der Verborgenheit des kleinen unbekannten Dorfes Nazaret in Galiläa – von wo man sich keinen Propheten und auch sonst nichts Gutes erwartete (vgl. Joh 7,52; 1,46) – weit entfernt sowohl von Betlehem, seiner Geburtsstadt, als auch von Jerusalem, wo der Tempel stand. Als sie just auf einer Wallfahrt nach Jerusalem den zwölfjährigen Jesus verloren hatten, suchten Josef und Maria ihn voller Sorge und fanden ihn schließlich im Tempel wieder, wo er mit den Gesetzeslehrern diskutierte (vgl. Lk 2,41-50).“

Josef, ein Mann der Tat

In klaren Worten zeichnet Papst Franziskus das biblische Bild des heiligen Josef. Er war ein Mann, der Gott gehorchte; ein Mann der Tat, nicht des Wortes. Und so legte er in Jesus jene Haltung des Gehorsams fest, die er benötigte, um sein Erlösungswerk voranzutreiben. Jesus sagte einmal, dass er nur das redet, was er von seinem Vater gesehen hat. (vgl. Joh 8,38) Er bezieht sich hier auf seinen himmlischen Vater, und er fügt dem hinzu: „und ihr tut, was ihr von eurem Vater gehört habt.“ Ohne Umschweife erklärt er ihnen, dass sie den Teufel zum Vater haben, denn sie tun was er verlangt. (vgl. Joh 8,44) Wenngleich es hier um höhere Dinge geht, kann man daraus auch ableiten, dass Kinder prinzipiell das tun, was sie vom Vater gesehen und gehört haben. Väter sind für ihre Kinder die ersten Lehrmeister.

Als Josef die Vaterschaft für Jesus annahm, übernahm er auch die Aufgabe des ersten Lehramtes für den Sohn Gottes. Von ihm – und natürlich auch von Maria – lernte er das rechtschaffene Leben eines Juden. Von Josef lernte er, wie man als Zimmermann arbeitet. An Josef konnte Jesus ablesen, wie ein Mann beten und seine Standespflichten übernehmen und ausführen soll. Von Josef lernte er den respektvollen Umgang mit Frauen, die Bescheidenheit im Lebensstil.

Kurzum: Josef sorgte dafür, dass aus Jesus ein gottesfürchtiger, ehrbarer und „gestandener“ Mann wurde, der fähig war, Gott und die Welt zu verstehen. Er hat ihm Halt gegeben und gleichzeitig jene Freiheit gelassen, die nötig war, dass der Mensch Jesus seinen wahren Vater kennen und lieben lernen konnte. Er hat ihm darin so viel Freiheit gegeben, dass ihn sein jugendlicher Sohn im Tempel in Jerusalem daran erinnern musste: „Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meinem Vaters gehört?“

Von Josef und seinem himmlischen Vater wurde dem Herzen Jesu die väterliche Liebe aufgeprägt. Wie alle Kinder schaute Jesus auf das, was seine Väter getan haben, um zu lernen, wie man selbst ein guter Vater wird.

Die Vaterschaft des heiligen Josef war die geglückte Vaterschaft eines Mannes, der seinem Sohn den Weg zum wahren Vater eröffnete und ihm durch sein Beispiel und seine Lehre zu einem rechtschaffenen Leben anleitete. Er meisterte sein Vatersein mit viel Geschick, Glaubenskraft, Demut, Geduld und Liebe – immer darauf bedacht, dass er das Kind seines Gottes zu formen und zu führen hatte, bis er die Hand dieses Kindes getrost in die Hand Gottes, des Vaters, legen konnte, um ihn als Mann und Sohn Gottes aus seiner Verantwortung zu entlassen, als die Zeit gekommen war.

Es mag für Josef und Maria gleichermaßen beglückend und befremdend gewesen sein, den Sohn Gottes zu erziehen, der auf der einen Seite ihr Kind war und auf der anderen Seite auch ihr Gott war. Diese Aufgabe konnten nur Josef und Maria in ihrer außergewöhnlichen Demut und in ihrem beständigen Gottvertrauen erfüllen.

Gerade in der heutigen Zeit, die kein rechtes Vaterbild mehr kennt, ist Josef prädestiniert, einer vaterlosen Gesellschaft wieder das Bild des Vaters einzuprägen und einer haltlosen Gesellschaft wieder Halt in Gott zu geben. Josef, dieser einfache Zimmermann aus Nazareth, ist das gelungenste Abbild des Ewigen Vaters. Papst Franziskus wird uns dieses Jahr in dieser Rubrik die väterlichen Vorzüge des heiligen Josef vorstellen.

Gebet zum heiligen Josef

Sei gegrüßt, du Beschützer des Erlösers und Bräutigam der Jungfrau Maria.

Dir hat Gott seinen Sohn anvertraut; auf dich setzte Maria ihr Vertrauen; bei dir ist Christus zum Mann herangewachsen.

O heiliger Josef, erweise dich auch uns als Vater, und führe uns auf unserem Lebensweg.

Erwirke uns Gnade, Barmherzigkeit und Mut, und beschütze uns vor allem Bösen. Amen.