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Josef, Vater im Annehmen – Teil 1 (19.06.2021)

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Im Apostolischen Schreibens „Patris corde“ greift Papst Franziskus unter anderem ein Thema auf, mit dem sich heute viele Menschen – auch viele Gläubige – sehr schwer tun: das Annehmen des Gegebenen:

„Josef nimmt Maria ohne irgendwelche Vorbedingungen an. Er vertraut auf die Worte des Engels. „Der Edelmut seines Herzens lässt ihn das, was er vom Gesetz gelernt hat, der Liebe unterordnen. Heute stellt sich Josef dieser Welt, in der die psychische, verbale und physische Gewalt gegenüber der Frau offenkundig ist, als Gestalt eines respektvollen und feinfühligen Mannes dar, der, obwohl er nicht im Besitz aller Informationen ist, sich zugunsten des guten Rufs, der Würde und des Lebens Marias entscheidet. Und in seinem Zweifel, wie er am besten handeln soll, half ihm Gott bei der Wahl mit dem Licht der Gnade für sein Urteil.

Oft geschehen in unserem Leben Dinge, deren Bedeutung wir nicht verstehen. Unsere erste Reaktion ist oft die der Enttäuschung und des Widerstandes. Josef lässt seine Überlegungen beiseite, um dem Raum zu geben, was geschieht. Wie rätselhaft es ihm auch erscheinen mag, er nimmt es an, übernimmt Verantwortung dafür und versöhnt sich mit seiner eigenen Geschichte. Wenn wir uns nicht mit unserer Geschichte versöhnen, werden wir auch nicht in der Lage sein, den nächsten Schritt zu tun, denn dann bleiben wir immer eine Geisel unserer Erwartungen und der daraus resultierenden Enttäuschungen.“

Gerade im genannten Beispiel der Annahme seiner Braut, die ein Kind erwartete, das nicht von ihm war, zeigt, wie demütig Josef sich dem durch Gott gefügten Schicksal unterzuordnen wusste.

Hierin ist Josef uns ein wunderbares Vorbild, von dem wir lernen können, mit dem Schicksal nicht zu hadern, sondern stattdessen ehrlich und aufrichtig darum zu ringen, die Geschehnisse vertrauensvoll anzunehmen und aus allem das Beste zu machen. Dabei geht es nicht darum, dass wir das Beste für uns selbst herausholen, sondern um eine echte Sorge um unsere Mitmenschen und für das Reich Gottes. Die Liebe sorgt sich immer um das Du. Liebe, die um sich selbst kreist, ist keine echte Liebe.

Annehmen hat viel zu tun mit Hingabe, die das Resultat eines tiefen Vertrauens ist. Umso mehr wir uns Gott hingegeben haben, umso leichter wird es uns fallen, das, was auf uns zukommt, aus seiner gütigen Hand anzunehmen. Die Annahmefähigkeit des heiligen Josef zeugt somit von seiner lebendigen und vertrauensvollen Verbundenheit mit seinem Schöpfer und Herrn. Der Heilige Vater schreibt weiter:

„Das geistliche Leben, das Josef uns zeigt, ist nicht ein Weg, der erklärt, sondern ein Weg, der annimmt. Nur von dieser Annahme her, von dieser Versöhnung her können wir auch eine größere Geschichte, einen tieferen Sinn erahnen. Es scheint wie ein Widerhall der leidenschaftlichen Worte Ijobs, der auf die Forderung seiner Frau, sich gegen all das Böse aufzulehnen, das ihm widerfährt, antwortet: „Nehmen wir das Gute an von Gott, sollen wir dann nicht auch das Böse annehmen?“ (Ijob 2,10).“

Probleme dankbar annehmen

 

Wir müssen uns fragen, warum wir so häufig Probleme haben, die Ereignisse unseres Lebens dankbar anzunehmen. Oft spiegelt diese Unfähigkeit unsere mangelnde oder falsch geprägte Gottesbeziehung wieder. Manchmal zeigt sie einfach nur auf, wie egozentrisch unser Handeln, Denken und Fühlen beschaffen ist. Das Hadern mit unserem Schicksal können wir ablegen, wenn wir auf Gott schauen und versuchen, ihn und seinen Willen – der immer gut für uns ist – kennenzulernen.

Wie können wir Gott näher kommen? Eine Antwort, die wir heute schnell präsentiert bekommen, ist: In der Natur. Und das stimmt auch. Gott hat überall seine Spuren hinterlassen, versteckte Botschaften seiner Liebe zu uns. Es ist aber zuwenig, Gott nur in der Natur zu suchen. Es braucht eine Beziehung, ein Gespräch von Herz zu Herz und einen Glauben, der dieser gelebten Freundschaft mit dem Schöpfer ein Fundament gibt. Diese Grundlage dazu finden wir in der Heiligen Schrift. Sie berichtet uns, in vom Geist Gottes inspirierten Niederschriften, vom Wirken Gottes in der Schöpfung und seinem Handeln an uns Menschen, die er als seine Kinder liebt.

Sollen unser Glaube und Gebet authentisch sein, müssen sie sich ausrichten an den Lehren Christi, wie auch des Alten Bundes, und an den Lehren der Kirche, doppelt belegt sind: Zum Einen bekräftigen sie die Biblische Lehre, zum Anderen unterstreichen sie diese durch die geprüften Glaubens- und Gotteserfahrungen der Gläubigen.

Gut katholisch können wir nur sein, wenn wir unser Leben nach diesen Lehren geformt haben – und nichts ausklammern oder hinzufügen.

Wir leben in einer Zeit, in der wir als Christen immer häufiger unser Glaubensleben überprüfen müssen. Zuviele andere Strömungen werden oftmals bedenkenlos in den christlichen Glauben integriert. Der Wahrheitsgehalt schwindet und  wird verwässert.

Josef war ein Jude, der sich an Gottes Wort orientierte. Nur so konnte er der „Gerechte“ werden, weil er von Gott, dem Gerechten, lernte, wie er in seinem Leben agieren sollte.

Christen sind wir durch die Taufe. Heilige und Gerechte werden wir durch die Art und Weise, wie wir unsere Taufe leben.

Paulus wandte sich an die Römer, um ihnen das Geschehen bei der Taufe bewusst zu machen: „Wisst ihr denn nicht, dass wir alle, die wir auf Christus Jesus getauft wurden, auf seinen Tod getauft worden sind? Wir wurden mit ihm begraben durch die Taufe auf den Tod; und wie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters von den Toten auferweckt wurde, so sollen auch wir als neue Menschen leben. Wenn wir nämlich ihm gleich geworden sind in seinem Tod, dann werden wir mit ihm auch in seiner Auferstehung vereinigt sein.“ (Röm 6,3ff)

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Josef ist kein passiv resignierter Mann.

Kann die Welt an uns erkennen, dass wir Menschen sind, die von der Hoffnung auf die Auferstehung getragen sind? Tragen wir die Freude des neuen Menschen in uns? Oder lassen wir gerne die Hände in den Schoß sinken, um bedauernd zu sagen: „Da kann man halt nichts machen?“ Wir können immer etwas machen. Das Schicksal anzunehmen ist ein aktives Mitwirken im Plan Gottes und keine missmutige Ergebenheit in eine Situation. Der Christ ist immer gefordert, aktiv zu sein, weil er Partner Gottes sein darf.

Ein Mann, der viele größere und kleiner Missgeschicke in seinem Leben erfuhr, sagte einmal: „Jedesmal, wenn in meinem Leben etwas Schlimmes passiert, ist meine erste Frage: Gott, was willst du mir damit sagen?“ Im Hinterfragen des Ereignisses können wir Gottes Willen erkennen. Wir müssen geduldig auf seine Antwort warten. Meistens liegt es ja nicht an Gott, der so langsam ist mit seiner Antwort – meistens sind es ja wir selbst, die so schwer von Begriff sind, dass wir seine Antwort nicht erkennen oder verstehen können.

Was für die Gottesbeziehung essentiel wichtig ist, ist das Hinhören auf Gott, die Geduld mit Gott und uns selbst im Hören und Erspüren seiner Antwort, seines Willens.

„Josef ist kein passiv resignierter Mann.“, stellte Papst Franziskus fest. „Er ist ein mutiger und starker Protagonist. Die Fähigkeit, etwas annehmen zu können, ist ein Weise, wie sich die Gabe der Stärke, die vom Heiligen Geist kommt, in unserem Leben offenbart. Nur der Herr kann uns die Kraft geben, das Leben so anzunehmen, wie es ist, und selbst dem, was darin widersprüchlich, unerwartet oder enttäuschend ist, Raum zu geben.“

Josef ist auch heute vom Himmel aus ein „mutiger und starker Protagonist“, der für unsere Sorgen und Nöte vor Gott eintreten wird. Sein Leben ist ein ausgezeichneter Maßstab für unser Arbeiten und Beten. Es kann für uns sehr fruchtbar sein, das Leben dieses großen Heiligen zu betrachten. In ihm finden wir immer einen väterlichen Freund, der weiß, wo es lang geht.

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Heiliger Josef, wo finde ich den Herrn?

 

Heiliger Josef, wo finde ich den Herrn?

Auch du hast ihn gesucht

und du hast ihn gefunden.

Sag mir wo er ist!

 

Sag mir wo er ist,

wenn die Tage dahinfliegen,

ohne Spuren zu hinterlassen.

 

Sag mir wo er ist,

wenn Prüfung und Leid

mein täglich Brot sind.

 

Sag mir wo er ist,

wenn ich ihn nicht mehr suchen will

in meiner Bequemlichkeit.

 

Sag mir wo er ist,

wenn man zu mir kommt,

um Trost, Rat,

Freundschaft und Freude zu suchen.

 

Hl. Josef, mein Freund,

lehre mich im Alltag des Lebens

dem Herrn zu begegnen!

 

 

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