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Josef, Vater im Annehmen – Teil 2 (19.07.2021)

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Im heutigen Abschnitt des Apostolischen Schreibens „Patris corde“  finden wir die Fortsetzung des Gedankens über die Fähigkeit des heiligen Josef, sein Leben und alle damit verbundenen Geschicke aus der Hand Gottes annehmen zu können.:

„Jesu Kommen in unsere Mitte ist ein Geschenk des Vaters, auf dass ein jeder sich mit seiner konkreten eigenen Geschichte versöhnen möge, auch wenn er sie nicht ganz versteht.

Das, was Gott zu unserem Heiligen gesagt hat, „Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht« (Mt 1,20), scheint er auch uns zu sagen: „Fürchtet euch nicht!“ Wir müssen unseren Ärger und unsere Enttäuschung ablegen und ohne weltliche Resignation, sondern mit hoffnungsvoller Kraft Platz machen für das, was wir nicht gewählt haben und was doch existiert. Das Leben auf diese Weise anzunehmen führt uns zu einem verborgenen Sinn.

Das Leben eines jeden von uns kann auf wundersame Weise neu beginnen, wenn wir den Mut finden, es gemäß den Weisungen des Evangeliums zu leben. Und es spielt keine Rolle, ob alles schief gelaufen zu sein scheint und ob einige Dinge mittlerweile nicht mehr rückgängig zu machen sind.

Gott kann Blumen zwischen den Felsen sprießen lassen. Auch wenn unser Herz uns verurteilt, Gott ist größer als unser Herz und er weiß alles (vgl. 1 Joh 3,20).“

 

Josef zweifelte nicht an Gott und stellte seine Pläne nicht in Frage.

Schon Paulus hat darauf hingewiesen, dass wir alles „ohne Murren und Bedenken“ tun sollen. Und er nennt auch den Grund dafür: „Damit ihr rein und ohne Tadel seid, Kinder Gottes ohne Makel mitten in einer verkehrten und verwirrten Generation, unter der ihr als Lichter in der Welt leuchtet!“ Denn das Murren schafft dem Teufel Raum und wurzelt in unserem Hochmut. Wir murren, weil wir etwas tun sollen, das mit unserem Willen und unseren Vorstellungen nicht übereinstimmt. Das Bedenken hingegen zeugt vom Misstrauen Gott gegenüber. Auch hier ist in der Wurzel der Hochmut zu finden.

Ein Kind, das seinem Vater vertraut, hat keine Bedenken. Ein Kind, das seinen Vater liebt, wird alles mit Freude für ihn tun. Diese Reinheit finden wir nur in der kindlichen Einfalt, in der der Vater der Größte und Stärkste ist. Mit dem Älterwerden geht diese Einfachheit und Bedingungslosigkeit in der Liebe und im Vertrauen verloren, sodass wir uns immer wieder neu einüben müssen in das Kleinsein eines Kindes, dem das Himmelreich sicher ist: „Wer sich so klein macht wie dieses Kind, der ist im Himmelreich der Größte.“ (Mt 18,4)

Josef besaß diese kindliche Einfalt. Er zweifelte nicht an Gott und stellte seine Pläne nicht in Frage. So konnte er im Vertrauen alles annehmen, was Gott ihm zumutete: Eine Frau, die nicht von ihm schwanger war, ein Kind, dessen Vater Gott selbst war, ein Leben in Armut und Verfolgung um dieses Kindes willen, die Mühsal eines armen Handwerkers, obwohl er aus königlichem Geschlecht war.

 

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Josef, ein barmherziger Vater

Wenn wir aus der Lehre der Kirche wissen, dass Gott ausnahmslos gut ist, wenn wir die Güte Gottes sogar erfahren haben, dann dürfen wir an dieser Erkenntnis oder Erfahrung nicht mehr rütteln. Andernfalls geben wir nämlich der Versuchung Raum und der Zweifel wird sich seinen Weg bahnen.

An Gott nicht zu zweifeln, ihn nicht mehr in Frage zu stellen, ist eine Tugend, eine Herzenshaltung, die man ständig einüben muss, bis sie uns zur zweiten Natur wird. Darin ist uns Josef ein großartiges Vorbild.

Papst Franziskus führt dieses Thema weiter aus: „Hier geht es wieder um jenen christlichen Realismus, der nichts von dem, was existiert, wegwirft. In ihrer geheimnisvollen Unergründlichkeit und Vielschichtigkeit ist die Wirklichkeit Trägerin eines Sinns der Existenz mit ihren Lichtern und ihren Schatten. Deswegen kann der Apostel Paulus sagen: „Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alles zum Guten gereicht« (Röm 8,28). Und der heilige Augustinus fügt hinzu: »Auch das, was böse heißt (etiam illud quod malum dicitur)“. In dieser Gesamtperspektive gibt der Glaube jedem glücklichen oder traurigen Ereignis einen Sinn.

Es liegt uns fern, zu meinen, „glauben“ bedeute, einfache vertröstende Lösungen zu finden. Der Glaube, den Christus uns gelehrt hat, ist vielmehr der Glaube, den wir am heiligen Josef sehen, der nicht nach Abkürzungen sucht, sondern dem, was ihm widerfährt, „mit offenen Augen“ begegnet und persönlich Verantwortung übernimmt.

Die Annahmebereitschaft Josefs lädt uns ein, andere nicht auszuschließen, sondern sie so anzunehmen, wie sie sind, besonders die Schwachen, denn Gott erwählt das Schwache (vgl. 1 Kor 1,27), er ist ein „Vater der Waisen, ein Anwalt der Witwen“ (Ps 68,6) und gebietet uns, die Fremden zu lieben. Gerne stelle ich mir vor, dass die Haltung Josefs Jesus zum Gleichnis vom verlorenen Sohn und vom barmherzigen Vater inspiriert hat (vgl. Lk 15,11-32).“

So viele Menschen haben den heiligen Josef schon als einen barmherzigen Vater erfahren, der sich um jeden einzelnen annimmt, als wäre er Jesus selbst. Josef lässt uns die gleiche väterliche Sorge zukommen, wie seinem Pflegesohn. Er macht hierin keinen Unterschied zwischen Jesus und uns. Was auch aus Sicht der Kirche unmöglich ist, denn wir sind die Glieder des mystischen Leibes, dessen Haupt Christus selber ist. Wir sind eins mit Christus.

Josef, der Vater im Annehmen, nimmt auch uns als seine Kinder an. Hätten wir vor 2000 Jahren gelebt, Josef hätte uns sicher in seine Heilige Familie aufgenommen und für uns gesorgt. Heute nimmt er uns als Patron der Kirche als seine Kinder an und kümmert sich um unser irdischen Wohl ebenso, wie um unser geistliches Wohl.

 

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Josef, Helfer in der Todesstunde

Dem heiligen Josef wird auch das Patronat für die Sterbenden zugeschrieben. Gerade in diesen letzten Stunden des Leben, wo wir den göttlichen Beistand am nötigsten brauchen, ist es tröstlich zu wissen, diesen väterlichen Freund Gottes an unserer Seite zu haben.

Er, der die Gnade hatte, in den Armen Jesu und Mariens zu sterben, wird auch uns dazu verhelfen, in dem selben Gnadenvoruzug unser Leben aushauchen zu dürfen. Er, der es verstanden hat, seinen Adoptivsohn, den Sohn seines Gottes, auf Erden zu behüten, wird uns auch in den letzten Kämpfen unseres Lebens behüten und verteidigen. Josef, Vater im Annehmen, nimm uns an in deiner väterlichen Liebe! Jetzt und in der Stune unseres Todes. Amen.

Gebet um eine gute Sterbestunden

Heiliger Josef,
du bist in den Armen deines Pflegesohnes Jesus
und deiner jungfräulichen Lebensgefährtin Maria
aus diesem Leben geschieden.

Komm mir zu Hilfe mit Jesus und Maria,
besonders dann,
wenn der Tod meinem Leben ein Ende machen wird.

Lass mich an eurer Hand
hinüberschreiten ins ewige Leben.

Jesus, Maria und Josef,
euch schenke ich mein Herz und meine Seele.
Jesus, Maria und Josef, steht mir bei im Todeskampfe.
Jesus, Maria und Josef,
möge meine Seele mit euch im Frieden scheiden.
Amen.

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Gebet zur Heiligen Familie

Jesus, Maria und Josef,
in euch betrachten wir
den Glanz der wahren Liebe,
an euch wenden wir uns
voll Vertrauen.

Heilige Familie von Nazareth,
mache auch unsere Familien
zu Orten innigen Miteinanders
und zu Gemeinschaften des Gebetes,
zu echten Schulen des Evangeliums
und zu kleinen Hauskirchen.

Heilige Familie von Nazareth,
nie mehr gebe es in unseren Familien
Gewalt, Halsstarrigkeit und Spaltung;
wer Verletzung erfahren
oder Anstoß nehmen musste,
finde bald Trost und Heilung.

Heilige Familie von Nazareth,
lass allen bewusst werden,
wie heilig und unantastbar die Familie ist
und welche Schönheit sie besitzt im Plan Gottes.
Jesus, Maria und Josef,
hört und erhört unser Flehen.
Amen.

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