Statue der Gottesmutter
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Josef, Vater mit Erbarmen (19.04.2021)

Im Jahr des heiligen Josef betrachten wir anhand des Apostolischen Schreibens „Patris corde“ die verschiedenen Facetten und Tugenden des heiligen Kirchenpatrons. In diesem Schreiben lesen wir:

„Josef erlebte mit, wie Jesus heranwuchs und Tag für Tag an Weisheit zunahm und bei Gott und den Menschen Gefallen fand (vgl. Lk 2,52). Wie es der Herr mit Israel tat, so brachte Josef Jesus das Gehen bei und nahm ihn auf seine Arme. Er war für ihn wie ein Vater, der sein Kind an seine Wange hebt, sich ihm zuneigt und ihm zu essen gibt (vgl. Hos 11,3-4).

Jesus erlebte an Josef Gottes Barmherzigkeit: »Wie ein Vater sich seiner Kinder erbarmt, so erbarmt sich der Herr über alle, die ihn fürchten“ (Ps 103,13).“

Wir haben von der Heiligen Familie oft ein sehr frommes Bild: völlige Harmonie, der verträumte Blick nach oben bei häuslicher Arbeit an einem idyllischen Ort… Aber, Maria und Josef sind die Tugenden nicht in den Schoß gefallen. Sie waren Menschen wie wir. Tugenden muss man sich erarbeiten und zweifellos waren die Mutter Jesu und Josef, das Familienoberhaupt, Meister in der Übung der Tugenden. Harmonie in der Familie muss man schaffen. Das geht nicht ohne Opfer, ohne, dass man sich zurücknimmt, um den anderen groß sein zu lassen. Die Liebe, welche diese Opfer leicht erscheinen lässt, ist kein bloßes Gefühl. Sie ist in erster Linie die Entscheidung zu einer guten Tat oder zu einem heilenden, tröstenden und aufmunternden Wort. Die Nächstenliebe lernen wir am besten, wenn wir zuerst Erbarmen haben mit uns selbst und daraus resultierend auch mit den Schwächen unserer Mitmenschen.

Als Gott seinen Sohn als Neugeborenes in Josefs Arme legte, war Jesus kein mächtiger Messias. Im Gegenteil, er war schwach, hilflos, unfähig, ohne die Hilfe seiner Eltern zu überleben. In seinen eigenen Armen hat Josef einen schwachen Gott erfahren und kennengelernt, der sich ihm bedingungslos in seiner menschlichen und göttlichen Natur ausgeliefert hatte. Gleichzeitig durfte Josef Gott als den Barmherzigen wahrnehmen, denn an der Menschwerdung Gottes konnte er erkennen, dass der allmächtige Herr ein Herz voll Erbarmen für die Menschheit hatte.

Im Apostolischen Schreiben heißt es weiter: „Sicher wird Josef in der Synagoge während des Psalmengebets wiederholt gehört haben, dass der Gott Israels ein barmherziger Gott ist, der gut zu allen ist und dessen Erbarmen über all seinen Werken waltet (vgl. Ps 145,9).

Die Heilsgeschichte erfüllt sich „gegen alle Hoffnung […] voll Hoffnung« (Röm 4,18) durch unsere Schwachheit hindurch. Allzu oft denken wir, dass Gott sich nur auf unsere guten und starken Seiten verlässt, während sich in Wirklichkeit die meisten seiner Pläne durch und trotz unserer Schwachheit realisieren. Eben das lässt den heiligen Paulus sagen: „Damit ich mich wegen der einzigartigen Offenbarungen nicht überhebe, wurde mir ein Stachel ins Fleisch gestoßen: ein Bote Satans, der mich mit Fäusten schlagen soll, damit ich mich nicht überhebe. Dreimal habe ich den Herrn angefleht, dass dieser Bote Satans von mir ablasse. Er aber antwortete mir: Meine Gnade genügt dir; denn die Kraft wird in der Schwachheit vollendet“ (2 Kor 12,7-9).

Wenn dies die Perspektive der Heilsökonomie ist, müssen wir lernen, unsere Schwachheit mit tiefem Erbarmen anzunehmen. Der Böse lässt uns verächtlich auf unsere Schwachheit blicken, während der Heilige Geist sie voll Erbarmen ans Tageslicht bringt. Die Sanftmut ist der beste Weg, um mit dem Schwachen in uns umzugehen. Der ausgestreckte Zeigefinger und die Verurteilungen, die wir anderen gegenüber an den Tag legen, sind oft ein Zeichen unserer Unfähigkeit, unsere eigene Schwäche, unsere eigene Zerbrechlichkeit innerlich anzunehmen. Nur die Sanftmut wird uns vor dem Treiben des Anklägers bewahren (vgl. Offb 12,10).

Gottes Sanftmut

Aus diesem Grund ist es wichtig, der Barmherzigkeit Gottes zu begegnen, insbesondere im Sakrament der Versöhnung, und eine Erfahrung von Wahrheit und Sanftmut zu machen. Paradoxerweise kann uns auch der Böse die Wahrheit sagen, aber wenn er dies tut, dann nur, um uns zu verurteilen. Wir wissen jedoch, dass die Wahrheit, die von Gott kommt, uns nicht verurteilt, sondern aufnimmt, umarmt, unterstützt und vergibt. Die Wahrheit zeigt sich uns immer wie der barmherzige Vater im Gleichnis (vgl. Lk 15,11-32): Sie kommt uns entgegen, sie gibt uns unsere Würde zurück, sie richtet uns wieder auf, sie veranstaltet ein Fest für uns, denn „dieser, mein Sohn, war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden“ (V. 24).“

Wie oft hat Josef wohl seine eigene Schwachheit in schwierigen Situtaionen erfahren? Man denke an die Flucht nach Ägypten: Ein Esel, eine junge Mutter und ein zweijähriges Kind durch unwegsames Gelände zu bringen – möglichst im Eiltempo, war sicher eine besondere Herausforderung. Josef musste sich hüten, seinen Blick auf seine Schwäche zu richten.

Gott zu vertrauen ist immer wie ein Gang über das Wasser: Nur der vertrauensvolle Blick auf Jesus lässt uns unmögliches vollbringen. Josef verließ sich ganz auf den Herrn. Er ließ sich nicht beirren, vor allem baute er nicht auf seine eigene Stärke und Klugheit.

„Auch durch Josefs Besorgnis hindurch verwirklicht sich der Wille Gottes, seine Geschichte, sein Plan. So lehrt uns Josef, dass der Glaube an Gott auch bedeutet, daran zu glauben, dass dieser selbst durch unsere Ängste, unsere Zerbrechlichkeit und unsere Schwäche wirken kann. Und er lehrt uns, dass wir uns inmitten der Stürme des Lebens nicht davor fürchten müssen, das Ruder unseres Bootes Gott zu überlassen. Manchmal wollen wir alles kontrollieren, aber er hat alles wesentlich umfassender im Blick.“

Heiliger Josef

 

Heiliger Josef, Nährvater Jesu Christi
und treuer Bräutigam
der seligsten Jungfrau Maria:
Bitte für uns, die ganze Welt,
die Sterbenden dieser Nacht/dieses Tages
und für meine persönlichen Anliegen.
Amen.

Bitten an den heiligen Josef

Heiliger Josef, du Schutzherr der Kirche, schütze den Heiligen Vater, die Bischöfe und Priester und die ganze heilige Kirche, bewahre sie im rechten Glauben und in der Einheit.

Heiliger Josef, du väterlicher Beschützer unserer Familien schenke uns gegenseitige Liebe und den häuslichen Frieden;
hilf uns in allen unseren Ängsten, Nöten und Sorgen und bei der Erziehung unserer Kinder.

Heiliger Josef, du Schrecken der bösen Geister, verwehre ihnen den Zugang zu unseren Familien und lass nicht zu, dass eine Seele unserer Angehörigen verloren gehe.

Heiliger Josef, du Vorbild und Beschützer der Arbeiter, rette sie und ihre Familien aus allen Gefahren und Bedrängnissen der Zeit; hilf ihnen und bitte für sie.

Heiliger Josef, du Beschützer der Jungfrauen, Witwen und Waisen, hilf ihnen in allen Anliegen des Leibes und der Seele.

Heiliger Josef, du Schutzpatron der Sterbenden, erflehe allen heute Sterbenden und einst auch uns eine glückliche Sterbestunde.

Heiliger Josef, du Fürsprecher der Armen Seelen, tröste sie in ihrer Betrübnis und führe sie zur baldigen Anschauung Gottes.

Heiliger Josef, wir bitten dich: sei du unser Vater und Beschützer, Führer und Helfer, damit wir alle in dem gegenwärtigen Kampf gegen die drohende Macht des Bösen standhalten und zur himmlischen Heimat gelangen. Amen.