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Josef, Vater mit kreativem Mut – Teil 2 (19.09.2021)

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Im Apostolischen Schreiben „Patris Corde“ hat Papst Franziskus den heiligen Josef als einen väterlichen Mann beschrieben, dessen Mut oftmals sehr kreative Wege fand, um den Willen Gottes zu tun und das Leben seines Sohnes zu schützen:

„Das Evangelium gibt keine Auskunft über die Zeit, in der sich Maria und Josef und das Kind in Ägypten aufhielten. Sicherlich aber mussten sie essen, eine Bleibe und Arbeit finden. Es braucht nicht viel Phantasie, um das diesbezügliche Schweigen des Evangeliums zu füllen. Die Heilige Familie musste sich konkreten Problemen stellen, wie alle anderen Familien, wie viele unserer Brüder und Schwestern Migranten, die auch heute noch aufgrund von Not und Hunger gezwungen sind, ihr Leben zu riskieren. In diesem Sinne glaube ich, dass der heilige Josef in der Tat ein besonderer Schutzpatron für all jene ist, die wegen Krieg, Hass, Verfolgung und Elend ihr Land verlassen müssen.

Alles, was wir erlebt haben, macht uns verständnisvoller für Menschen, denen es ähnlich geht. Josef weiß um die Angst, die verfolgte Menschen begleitet. Es ist die Angst um das eigene Leben. Väter sind hier auch, und vielleicht vor allem, mit der Angst um das Leben ihres Kindes belastet. Man will, das es den Kindern gut geht, dass sie es besser haben, dass sie eine Zukunft haben.

Es war die Sorge um den Sohn Gottes, dessen Ziehvater er war, die ihn auf dem Weg nach Ägypten antrieb. Er versuchte sicher, jeden Tag ein größtmögliches Wegstück zurücklegen mit Mutter und Kind, um schneller zu sein als die  Verfolger, um sie in Sicherheit zu bringen – in eine ungewisse Sicherheit. Wovon werden sie leben? Es ist Josef vor dem Auftrag des Engels sicher nie in den Sinn gekommen, auszuwandern. Gott stellt ihn völlig unvorbereitet in diese Situation. Er wird wieder mutig und erfinderisch sein müssen, um seine Familie zu ernähren. Und vor allem wird er weiterhin genau auf Gott hören müssen, um zu wissen, was Gottes Plan ist, wann und wo er wieder aktiv werden soll.

Am Ende aller Szenen, in denen Josef eine wichtige Rolle spielt, vermerkt das Evangelium, dass er aufsteht, das Kind und seine Mutter mit sich nimmt und das tut, was Gott ihm befohlen hat (vgl. Mt 1,24; 2,14.21). In der Tat sind Jesus und Maria, seine Mutter, der wertvollste Schatz unseres Glaubens. Im Heilsplan kann man den Sohn nicht von der Mutter trennen. Sie ging »den Pilgerweg des Glaubens. Ihre Vereinigung mit dem Sohn hielt sie in Treue bis zum Kreuz“.

Josef spürte diese innige Verbindung zwischen Maria und ihrem Kind. Er wurde vom Engel unterrichtet, dass dieses Kind der Messias ist. Gewiss ist es ein großer Gnadenvorzug, in der Gesellschaft von Maria und Jesus zu leben. Aber mehr noch bedeutete diese Auserwählung für Josef eine ungeheure Sorge und Verantwortung. Erst durch sie ist er in viele schwierige Situationen geraten. Sein ruhiges Leben war mit der Menschwerdung Jesu vorbei. Von nun an stand er vollkommen im Dienst am Allerhöchsten. Ständig begleitet von Sorge und Unverständis der Menschen, die ja nicht wussten, wer dieses Kind war.

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Das Bewundernswerte an Josef ist, dass er niemals mutlos wurde. Er besaß Kämpfergeist, wusste sich einzusetzen für seine heilige Familie. Wir können davon ausgehen, dass seine Liebe zu Jesus und Maria seine Kreativität immer weiter steigerte. Es geht ja nicht nur um die lebensnotwendigen Herausforderungen, wie es die Flucht nach Ägypten war, es geht auch um die vielen kleinen Aufgaben, die das tägliche Leben abverlangen. Und wenn man nahezu bettelarm ist, werden diese einfachen Ansprüche zu schwer zu lösenden Problemen. Die Kreativität, die Josef allem Anschein nach in einem hohen Maß geschenkt worden ist, kann ein Leben in Armut erleichtern – und sie bewahrt vor der Mutlosigkeit. Kreativität fördert die Resilienz des Menschen. Sie macht wiederstandsfähiger und ist sinnstiftend.

Wir müssen uns immer fragen, ob wir Jesus und Maria, die auf geheimnisvolle Weise unserer Verantwortung, unserer Fürsorge, unserer Obhut anvertraut sind, mit all unseren Kräften behüten.  

Der Sohn des Allmächtigen kommt als schwaches Kind in die Welt. Er macht sich von Josef abhängig, um verteidigt, geschützt, gepflegt und erzogen zu werden. Gott vertraut diesem Mann, ebenso wie Maria, die in Josef denjenigen findet, der nicht nur ihr Leben retten will, sondern der immer für sie und das Kind sorgen wird. Deshalb ist es nur folgerichtig, dass der heilige Josef der Schutzpatron der Kirche ist, denn die Kirche ist die Ausdehnung des Leibes Christi in der Geschichte, und gleichzeitig ist in der Mutterschaft der Kirche die Mutterschaft Mariens angedeutet. Indem Josef die Kirche beschützt, beschützt er weiterhin das Kind und seine Mutter, und indem wir die Kirche lieben, lieben auch wir immerfort das Kind und seine Mutter.

In einer Zeit wie der unsrigen, zumindest in unseren Breiten, wird es ein immer dringenderer Anruf an uns, Jesus und Maria zu verteidigen. Sie zu beschützen vor Verunehrung und Herabwürdigung. Vor Beleidigungen aller Art. Wie sehr auch Maria darunter leidet, dass Gott beleidigt wird, aber auch sie selbst von den Menschen tief verletzt wird, wissen wir von Jesus und Maria selbst. In Pontevedra sah Sr. Lucia, die einstmals kleine Seherin von Fatima am 10. Dezember 1925 in Pontevedra in ihrer Klosterzelle, die Gottesmutter mit dem Jesuskind. Maria legte ihre Hand auf Lucias rechte Schulter und zeigte ihr ein von Dornen umgebenes Herz. Da wandte sich das Jesuskind an Lúcia und sagte: „Habe Mitleid mit dem Herzen deiner heiligsten Mutter, umgeben von Dornen, mit denen die undankbaren Menschen es ständig durchbohren, ohne dass jemand einen Sühneakt leisten würde, um sie herauszuziehen.“

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Maria bekräftigt die Worte ihres Sohnes und sagte: „Meine Tochter, schau mein Herz, umgeben von Dornen, mit denen es die undankbaren Menschen durch ihre Lästerungen und Undankbarkeiten ständig durchbohren. Suche wenigstens du mich zu trösten.“

Danach beauftragte sie die Seherin Lúcia, der Menschheit ihre Bitte und Verheißung zu überbringen. Maria sagte: „Teile mit, dass ich verspreche, all jenen in der Todesstunde mit allen Gnaden, die für das Heil ihrer Seelen notwendig sind, beizustehen, die fünf Monate lang jeweils am ersten Samstag beichten, die heilige Kommunion empfangen, einen Rosenkranz beten und mir während 15 Minuten durch Betrachtung der fünfzehn Rosenkranzgeheimnisse Gesellschaft leisten in der Absicht, mir dadurch Sühne zu leisten.“

Die Kirche zu schützen, können wir nicht nur dem heiligen Josef überlassen. Es ist unser aller Aufgabe, sie zu schützen – durch unsere Liebe zu ihr. Man schützt nur, was man liebt, was einem lieb und teuer ist. Die Liebe bringt dann alles andere notwendige hervor. Die Kirche ist der Leib christi, dessen Glieder wir sind durch die Taufe. Folglich bedeutet es, die Kirche nicht zu lieben, uns selbst nicht zu lieben und Christus nicht zu lieben. Wir dürfen nicht an der „Institution Kirche“ stehen bleiben. Sie ist notwendig, um die formalen Angelegenheiten der Kirche in dieser Welt zu regeln. Wir dürfen die Kirche nicht verwerfen, weil einzelne Mitglieder schwerwiegenden Verfehlungen begangen haben, weil Sünder am Werk waren oder sind. Wir dürfen nicht vergessen, dass jeder einzelne von uns ein Sünder ist. Und Gott verwirft uns nicht. Gott hat den Mut, mit uns armen sündigen Menschen seine Kirche zu bauen. Aus lebendigen Steinen, die er nicht zu verwerfen versucht, sondern zu heilen.

 

Die Kirche zu schützen bedeutet somit auch für uns, sie zu heilen, zu vergeben und aufzubauen. Die gesamte Kirche hier auf Erden, in der wir ein Teil, ein Baustein sind, ist noch auf dem Weg zur Vollendung. Sie ist geheiligt durch Christus, aber noch unvollkommen durch unsere Unvollkommenheiten.

Ein Teil der Kirche ist vollkommen heilig – nämlich jener Teil, der sich bereits im Himmel befindet. Es sind die Heiligen, die sich hier auf Erden, oder danach im Fegefeuer geheiligt haben. Das bedeutet, dass ihre Liebe vollkommen ist, in der Liebe Christi vollendet. Dahin ist unsere pilgernde Kirche hier auf Erden und die leidende Kirche im Fegefeuer unterwegs. Wir müssen uns in der Liebe vollenden lassen. Das geht nicht ohne Barmherzigkeit. Der Blick auf unsere Kirche muss ein Blick der Barmherzigkeit sein, nicht der Verurteilung. Wir leiden an den schweren Sünden einiger Mitglieder, aber wir müssen darauf mit dem Blick Gottes schauen und vergeben und den Angeklagten die Hand reichen, damit sie sich wieder auf den guten Weg machen.

In Fatima finden wir einen Weg der Liebe und der Wiedergutmachung dieser Verfehlungen. Neben Maria hat auch das Jesuskind zu uns gesproche, wie bereits erwähnt. Der Heilige Vater schreibt in „Patris Corde“:

Eben dieses Kind wird einmal sagen: »Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan« (Mt 25,40).

So ist jeder Bedürftige, jeder Arme, jeder Leidende, jeder Sterbende, jeder Fremde, jeder Gefangene, jeder Kranke „das Kind“, das Josef weiterhin beschützt. Deshalb wird der heilige Josef als Beschützer der Elenden, der Bedürftigen, der Verbannten, der Bedrängten, der Armen, der Sterbenden angerufen. Und deshalb kann die Kirche nicht umhin, in besonderer Weise die Geringsten zu lieben, weil Jesus für sie eine Vorliebe hatte und sich persönlich mit ihnen identifizierte. Von Josef müssen wir die gleiche Fürsorge und Verantwortung lernen: das Kind und seine Mutter zu lieben; die Sakramente und die Nächstenliebe zu lieben; die Kirche und die Armen zu lieben. Jede dieser Wirklichkeiten ist immer das Kind und seine Mutter.

Heiliger Josef, Du Mann nach dem Herzen Gottes!

Heiliger Josef,
Du Mann nach dem Herzen Gottes!
In allen Situationen Deines Lebens
hast Du auf Gott vertraut.
Deine feste Hoffnung und Dein unerschütterliches Vertrauen sind mir ein wertvolles Vorbild
in den Widerwärtigkeiten des Alltags.

Mein gütigster Beschützer,
erlange mir jene feste Hoffnung,
die durch nichts erschüttert wird,
jene siegreiche Hoffnung,
die alle Hindernisse überwindet
und alle Versuchungen unverletzt besteht.

Erwirke mir jenes liebende Vertrauen,
dem selbst Gott nicht widerstehen kann.
Erflehe mir jene Hoffnung,
die mir im Leben kraftvolle Stütze
und im Sterben heilsamer Trost sein wird.

Um deiner großen Verdienste willen bitte ich Dich: Gewähre mir an diesem Tag die besondere Gnade …,
die ich mit Vertrauen erhoffe.

Heiliger Josef,
mein liebster Freund und Arznei für meine Wunden, blicke auf mich armen Sünder.

Heiliger Josef, Dir vertraue ich meine Seele an!
Heiliger Josef, rette Seelen, rette die Gottgeweihten!
(Kirchenlehrerin Heilige Theresia von Avila)

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