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Josef, Vater und Arbeiter (19.10.2021)

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Im Jahr des heiligen Josef betrachten wir das Apostolische Schreiben „Patris corde“, das Papst Franziskus anlässlich des Josefsjahrs verfasst hat.

In diesem Schriftstück bringt er uns Josefs Vaterherz sowie seine hervorragenden Tugenden näher. Im heutigen Abschnitt lesen wir:

„Ein Aspekt, der den heiligen Josef auszeichnet und der seit der Zeit der ersten Sozialenzyklika Rerum novarum von Leo XIII. hervorgehoben wurde, ist sein Bezug zur Arbeit.

Der heilige Josef war ein Zimmermann, der ehrlich arbeitete, um den Lebensunterhalt seiner Familie zu sichern. Von ihm lernte Jesus, welch ein Wert, welch eine Würde und welch eine Freude es bedeutet, das Brot zu essen, das die Frucht eigener Arbeit ist."

 

Wenn wir hören, dass Josef seiner Arbeit nachging, dann liegt es nahe auch daran zu denken, dass er das nicht nur deshalb tat, weil die Not seiner Familie drückend schwer auf ihm lag. Josef ließ sich angesichts der in regelmäßigen Abständen wiederkehrenden Notlagen nicht entmutigen. Er verfiel nicht der Resignation, sondern hat einfach an dem Ort, an den Gott ihn hingestellt hat, wieder neu begonnen.

Die Arbeit brachte nicht nur Linderung seiner Not. Er fand darin auch Sinn und Würde. Als Gottesmann wusste er, dass die Arbeit ein Auftrag Gottes ist. (vgl. Koh 3,10) „Wer arbeitet, hat ein Recht auf seinen Lohn.“ (vgl. Lk 10,7), sagt Jesus.

Für unserer Hände Arbeit haben wir Anspruch auf gerechten Lohn. Darüber hinaus werden wir für unser Tun, besonders wenn es mit Gottes- oder Nächstenliebe verbunden ist, von Gott selbst unseren Lohn dafür erhalten. „Und wer einem von diesen Kleinen auch nur einen Becher frisches Wasser zu trinken gibt, weil es ein Jünger ist – Amen, ich sage euch: Er wird gewiss nicht um seinen Lohn kommen.“ (Mt 10,42)

 

 

Von Josef dürfen wir annehmen, dass er alles, was er getan hat, aus Liebe zu Gott gemacht hat. Entsprechend groß ist sein Lohn im Himmel: Ihm wurde die Kirche, die Braut Christi, anvertraut. Hier finden wir Jesu Wort bestätigt: „Wer in den kleinsten Dingen zuverlässig ist, der ist es auch in den großen.“ (Lk 16,10) Weil Gott gesehen hat, dass Josef in den kleinsten, in den geringsten Angelegenheit, treu gewesen ist, wurde ihm Großes anvertraut: Zuerst die Gottesmutter, dann Gottes Sohn und zuletzt die Kirche, alle Glieder des Leibes Christi.

Angesichts dieses enormen Vertrauens Gottes in den Nährvater seines Sohnes können wir davon ableiten, dass Josef außerordentlich treu in seinen Pflichterfüllungen war. Und es versteht sich von selbst, dass er seine Arbeiten mit der größten Liebe versah. Diese liebevolle Hingabe bei der Arbeit geht nur, wenn man bei seinem Tun den Blick auf Gott, auf den, den die Seele liebt, nicht aus den Augen verliert.

Von Josef lernen wir, dass unsere Arbeit von dieser Liebesbeziehung zu Gott getragen sein muss. Nur im Blick auf Gott wird die Arbeit wirklich erfüllend und zur reinen Freude. Diese Freude wird sich hinsichtlich manch schwerer Arbeit nicht als lauter Jubel zeigen, aber sie kann zu einer tragenden Grundmelodie in unserem Herzen werden.

Im Blick auf Gott, der gelebte Gottesbeziehung ist, erlangen wir einen Lohn, den die Welt nicht geben kann. Wer sich in seiner Arbeit unter den Blick des liebenden Vaters stellt, erhält jenen Lohn, nach dem sich alle Menschen sehnen: Anerkennung. Gott erkennt unsere Liebe, die wir in eine Arbeit investiert haben. Er erkennt unsere Mühe, die sie uns bereitet hat. Und er anerkennt unser Tun. Er schmälert nicht, sondern erhöht. Er sieht auch das, was den Augen der Menschen verborgen bleibt. Oft bleibt es sogar unseren eigenen Augen verborgen. Gott hingegen übersieht nicht einmal den kleinsten Funken Liebe, den er in uns entdeckt.

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In Gott finden wir, was so viele in der heutigen Leistungsgesellschaft suchen: Anerkennung und Dankbarkeit. Und wenn wir nur ein Glas Wasser reichen: Gott sieht es und belohnt diese Liebestat – ohne dass wir um diese Anerkennung ringen müssten.

Diese Entlohnung unserer guten Werke beleuchtet aber nur eine Komponente der Arbeit. In seinem Schreiben zum Josefsjahr zeigt Papst Franziskus einen noch viel weitreichenderen Aspekt unseres Wirkens auf:

„In dieser unserer Zeit, in der die Arbeit wieder zu einem dringenden sozialen Thema geworden zu sein scheint und die Arbeitslosigkeit manchmal drastische Ausmaße annimmt – auch in Ländern, in denen seit Jahrzehnten ein gewisser Wohlstand herrscht –, ist es notwendig, die Bedeutung einer Arbeit, die Würde verleiht, wieder ganz neu verstehen zu lernen. Unser Heiliger ist dafür Vorbild und Schutzpatron.

Die Arbeit wird zur Teilnahme am Erlösungswerk selbst, sie wird zu einer Gelegenheit, das Kommen des Reiches Gottes zu beschleunigen, das eigene Potential und die eigenen Qualitäten die eigenen Möglichkeiten und Fähigkeiten weiterzuentwickeln und sie in den Dienst der Gesellschaft und der Gemeinschaft zu stellen; die Arbeit wird nicht nur zu einer Gelegenheit der eigenen Verwirklichung, sondern vor allem auch für den ursprünglichen Kern der Gesellschaft, die Familie. Eine von Arbeitslosigkeit betroffene Familie ist Schwierigkeiten, Spannungen, Brüchen, ja der verzweifelten und weiter in die Verzweiflung führenden Versuchung der Auflösung stärker ausgesetzt. Wie können wir über die Menschenwürde sprechen, ohne uns dafür einzusetzen, dass alle und jeder Einzelne eine Chance auf einen würdigen Lebensunterhalt haben?

Der Mensch, der arbeitet, egal welcher Aufgabe er nachgeht, arbeitet mit Gott selbst zusammen und wird ein wenig zu einem Schöpfer der Welt, die uns umgibt.“

Die vielfältigen Aufgaben des heiligen Josefs rankten sich alle um den Sohn Gottes und damit um das Heil der Menschheit, um die Rettung und Erlösung des Menschengeschlechtes. So wurden die einfachen Handgriffe eines unbedeutenden Zimmermanns zu einem bedeutenden Mitwirken an der Schöpfung, die in Christus vollendet wird. In seinem bescheidenen Wirken als einfacher Arbeiter und Familienvater hat Josef einen bedeutungsvollen Beitrag zum Erlösungswerk Christi geleistet. Er war auf seine Weise Miterlöser und ergänzte schon vorweg, „was an den Leiden Christi noch fehlt.“ (Kol 1,24) Paulus hat uns gezeigt, dass wir durch unser Leiden, in das wir auch alle unsere Mühsale einbinden können, an der Erlösung mitwirken. Papst Franziskus lenkt unseren Blick wieder auf die gegenwärtigen Nöte der Menschheit, wenn er schreibt:

„Die Krise unserer Zeit, die eine wirtschaftliche, soziale, kulturelle und geistliche Krise ist, mag allen ein Aufruf sein, den Wert, die Bedeutung und die Notwendigkeit der Arbeit wieder neu zu entdecken, um eine neue „Normalität“ zu begründen, in der niemand ausgeschlossen ist. Die Arbeit des heiligen Josef erinnert uns daran, dass der menschgewordene Gott selbst die Arbeit nicht verschmähte. Die Arbeitslosigkeit, von der viele Brüder und Schwestern betroffen sind und die in jüngster Zeit aufgrund der Covid-19-Pandemie zugenommen hat, muss zum Anlass werden, unsere Prioritäten zu überprüfen. Bitten wir den heiligen Josef, den Arbeiter, dass wir einmal verbindlich sagen können: Kein junger Mensch, keine Person, keine Familie ohne Arbeit!“

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Gebet zu Josef, dem Arbeiter

 

Glorreicher Heiliger Josef,
du Vorbild aller, deren Anteil hienieden die Arbeit ist,
erlange mir die Gnade,
im Geiste der Sühne zu arbeiten,
um meine vielen Sünden abzubüßen.

Lass mich gewissenhaft arbeiten,
indem ich die Pflichterfüllung
meinen natürlichen Neigungen vorziehe;
mit Dank und Freude arbeiten,
indem ich meine Ehre darein setze,
die von Gott empfangenen Talente
zu verwerten und weiter zu entwickeln.

Lass mich arbeiten mit Ordnung, Ruhe, Mäßigung und Geduld,
ohne je vor Ermüdung oder Schwierigkeiten zurückzuschrecken.
Ganz besonders aber erbitte mir die Gnade,
dass ich der Arbeit in reiner Absicht und Selbstentäußerung obliege.

Lass mich stets den Tod und die Rechenschaft vor Augen haben,
welche ich über die verlorene Zeit,
über die nicht angewandten Talente,
über das unterlassene Gute und über alles eitle,
der Ehre Gottes so nachteilige Wohlgefallen
an den erzielten Erfolgen ablegen muss.

Alles für Jesus, alles für Maria,
alles nach deinem Beispiel,
o Heiliger Patriarch Josef,
dies sei meine Losung im Leben und im Tode. Amen.

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