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Kreuzerhöhung (14.09.2012)

„Wir feiern das Fest des Kreuzes und werden mit dem Gekreuzigten zur Höhe emporgehoben.“, begann Andreas von Kreta seine Rede anlässlich dieses Festes. Etwas später drang er tiefer in das Geheimnis ein und beschreibt, was wir im Kreuz verehren: „Wäre das Kreuz nicht, dann wäre Christus nicht gekreuzigt. Gäbe es das Kreuz nicht, dann wäre das Leben nicht ans Kreuz geheftet worden. …, dann hätten die Quellen der Unsterblichkeit nicht aus der Seite des Gekreuzigten Blut und Wasser fließen lassen, durch welche die Welt gereinigt wird. Der Schuldschein der Sünde wäre nicht zerrissen worden, wir hätten die Freiheit nicht erhalten, wir hätten nicht vom Baum des Lebens gekostet, und das Paradies wäre nicht geöffnet worden. … Darum ist das Kreuz groß und kostbar.“

Der heilige P. Pio empfiehlt allen Leidtragenden: „Umarme immer das Kreuz Jesu, denn es ist die Tröstung der Auserwählten.“, denn „Die Liebe ist immer gekreuzigt und man findet sie nur am Kreuz.“

Johannes Tauler († 1361) betonte: „Wer aber das Kreuz nicht in sich, noch auf der Stirne trägt, der wird nicht verschont. Nicht die Gelehrten, nicht die Beschaulichen noch die Tätigen werden geschont werden, sondern die Leid getragen haben. Unser Herr sagt nicht: »Wer mir nachfolgen will, soll mir in beschaulicher Betrachtung folgen«, sondern: »Er soll mir folgen, indem er sich selbst verlässt und leidet.« Wer aber das Kreuz, von dem ich jetzt sprechen werde, auf sich nimmt, wird der allerbeste Mensch auf Erden; keine Plage kann ihm schaden, ja die ganze Welt nicht, und er wird auch nicht ins Fegefeuer kommen.“

Was Tauler anschließend über die Leidensfähigkeit der Menschen seiner Zeit feststellt, gilt in besonderem Maße auch für die Spaß- und Wellnessgesellschaft unserer Tage: „Es ist dabei nicht die Rede von besonders großen Leiden; denn es ist heute leider so, dass die Menschen glauben, große Leiden nicht mehr ertragen zu können; sie sind schwach geworden, und leider ist der Eifer und die Festigkeit der früheren Zeiten erkaltet und erloschen, und niemand will sich mehr etwas sauer werden lassen.“

Auch der eifrige Seelsorger und Beichtvater P. Pio sah sich mit demselben Problem konfrontiert und sagte: „Schaut, alle kommen und wollen von ihrem Kreuz befreit werden; so wenige kommen und bitten um Kraft, es tragen zu können!“

Die vier Teile des Kreuzes

Tauler beschreibt die „vier Teile“ des Kreuzes, für das „niemand zu schwach, zu alt oder zu unerfahren“ ist, um „dieses edle Kreuz auf sich zu nehmen.“ Er beschrieb die Balken des Kreuzes mit folgenden Worten: „Der obere Teil bedeutet die wahre Liebe zu Gott, der linke Balken tiefe Demut. An ihn wird der Mensch geheftet durch Geringschätzung seiner selbst und aller Dinge, die ihm zufallen können. Der rechte Kreuzesarm mag wahre Lauterkeit bedeuten. An ihn wird man geheftet durch rechte, bereitwillig ertragene Armut. Der Fußteil, an den die Füße geheftet sind, versinnbildet wahren, vollkommenen Gehorsam. Er bedeutet wahre, willige Gelassenheit gegenüber allem, womit du verbunden bist nach eigenem Willen. Die Teile des Kreuzes werden in der Mitte zusammengefasst durch das »fiat voluntas tua« [Dein Wille geschehe!].“

P. Pio nimmt dem Kreuz ebenfalls die Schärfe, mit dem es behaftet ist, und meinte ermutigend: „Das Kreuz wird euch nicht zermalmen. Wenn es auch lastet, so gibt es Kraft und hält aufrecht. … Denken wir an das Leiden und den Tod unseres Herrn und an sein Blut, das er für uns vergossen hat. Dann werden wir uns nicht mehr über unser Leiden beklagen.“

Der königliche Weg des heiligen Kreuzes

Thomas von Kempen rügt uns mit der Frage: „Wie kannst du einen anderen Weg suchen als diesen königlichen Weg des heiligen Kreuzes? Das ganze Leben Christi war Kreuz und Martyrium und du suchst Ruhe für dich und Freude?“ Mahnend hält er fest: „Um der Liebe willen musst du gern alles auf dich nehmen: Mühen und Leiden, Versuchungen und Qualen, Ängste, Nöte, Krankheiten, Unrecht und Widerspruch, Tadel und Demütigungen, Schmach, Zurechtweisungen und Verachtung. Das leitet zur Tugend an, erprobt den Streiter Christi und wirkt die Krone des Himmels.“

Beten wir mit dem heiligen Thomas von Kempen:

Herr, für dich will ich gern leiden,

was immer du über mich willst kommen lassen.

Ohne Unterschied will ich das Gute und das Böse,

das Angenehme und das Bittere,

Frohes und Trauriges gleichmütig aus deiner Hand annehmen

und für alles, was mir widerfährt, Dank sagen.

Bewahre mich vor aller Sünde,

dann fürchte ich weder Tod noch Hölle.

Wenn du mich nur nicht „auf ewig verwirfst“ (Ps 77,8)
und nicht „aus dem Buche des Lebens streichst“ (Off 3,5),

dann wird mir keine Trübsal schaden,
mag, was immer, über mich kommen.