Statue der Gottesmutter
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Kreuzverhüllung (17.03.2013)

Am 5. Fastensonntag werden traditionell in den Kirchen die Kreuze und Kruzifixe verhüllt.

Damit möchte uns die Kirche zwei grundsätzliche Botschaften vermitteln. Die Christen sehen im Kreuz ein Zeichen der Auferstehung. Das Tuch verhüllt den sterbenden Jesus und weist damit schon auf das leere Kreuz und die Frohbotschaft des Ostermorgens hin. Gleichzeitig lenkt das Tuch unsere Aufmerksamkeit auch auf den Gekreuzigten: Denn alles, was unseren Augen verborgen ist, weckt bekanntlich unser Interesse und regt zum Nachdenken an.

Diesen Gedankengang hat auch die Verhüllungsaktion der Katholischen Kirche zum Jahr des Glaubens bewegt, christliche Symbole in ganz Österreich zu verhüllen, um den Glauben im öffentlichen Raum wieder mehr ins Gespräch zu bringen. Begonnen hat diese Aktion mit dem Aschermittwoch. Enthüllt wird nach Empfehlung der „Aktion Glaube“ am Karsamstag im Rahmen der Osterspeisensegnung.

Anders ist es beim Brauchtum der Kreuzverhüllung, die jedes Jahr mit dem 5. Fastensonntag beginnt: Diese Kreuze werden schon am Karfreitag enthüllt. In der Karfreitagsliturgie wird das violette Tuch unter dem dreimaligen Ruf: „Seht das Holz des Kreuzes!“ vom Kreuz abgenommen. Danach erfolgt die persönliche Verehrung des Kreuzes.

Im Matthäusevangelium ruft Jesus seine Jünger zum furchtlosen Bekenntnis auf und während er die kommende Zeit der Verfolgung anspricht, sagt er über die Verfolger der Kirche: „Darum fürchtet euch nicht vor ihnen! Denn nichts ist verhüllt, was nicht enthüllt wird, und nichts ist verborgen, was nicht bekannt wird.“ (Mt 10,26) Jesus, dessen Barmherzigkeit in der Gerechtigkeit begründet ist, wird die Wahrheit ans Licht bringen. „Ein Jünger steht nicht über seinem Meister und ein Sklave nicht über seinem Herrn.“, lässt uns Jesus wissen und fordert uns auf: „Der Jünger muss sich damit begnügen, dass es ihm geht wie seinem Meister, und der Sklave, dass es ihm geht wie seinem Herrn. Wenn man schon den Herrn des Hauses Beelzebul nennt, dann erst recht seine Hausgenossen.“ (Mt 10,4-25)

Das Verhüllungstuch erinnert aber auch an das Petruswort: „Die Liebe deckt viele Sünden zu.“ (1 Petr 4,8) Indem das Tuch den Gekreuzigten verhüllt, der für uns zur Sünde geworden ist, sagte es uns, dass die Liebe Gottes unsere Sünden durch das Opfer Jesu zugedeckt hat.

Oft hingegen sind wir es aber selbst, die gerne zu einem Tuch greifen, um unsere eigene Schuld zu verdecken oder sie sprichwörtlich „unter den Teppich zu kehren“. Manchmal treiben auch Stolz, Neid oder Eifersucht uns dazu, die guten Werke der Mitmenschen zu verdunkeln, in dem wir sie gleichsam mit dem Tuch der üblen Nachrede, der Prahlerei oder der Verachtung zudecken. Es gibt aber noch ein anderes Tuch, das unsere guten Werke zudeckt. Es ist das Tuch der Demut, das den Selbstlosen eigen ist.

Manchmal kommt Gott einer Seele zu Hilfe und breitet selbst ein Tuch über ihre Seele und bewahrt sie dadurch einerseits vor vielen Sünden, andererseits regt er sie noch mehr dazu an, Verdienste für sich und die anderen zu sammeln.

Einer Sache dürfen wir jedenfalls gewiss sein: Der Tag kommt, an dem Gott selbst alle Tücher von uns abnehmen wird, die wir selbst oder andere über uns gebreitet haben, damit alles offenbar wird. Leben wir so, dass wir diesen Tag nicht fürchten müssen, sondern in dankbarer Freude erwarten können.

Nur ein Tuch wird Gott niemals abnehmen: Das Tuch des Vergessens, das unsere vergebene Schuld zudeckt.