Statue der Gottesmutter
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Krippenandacht (25.12.2014)

„Wie viele und große Lehren gehen von der Krippe in Bethlehem aus! O welch’ glühende Liebe muss das Herz für den empfinden, der für uns ganz zart und klein geworden ist! Bitten wir das göttliche Kind, es möge uns mit Demut erfüllen; denn allein dank dieser Tugend sind wir imstande, dieses Geheimnis göttlicher Zärtlichkeit und Menschenfreundlichkeit zu erfassen und zu genießen.“

P. Pios Worte geben eine gute Anregung, wie wir uns vor der Krippe einfinden können: Als demütige Schüler, die sich von diesem kleinen Baby und dessen Familie belehren lassen. Mit der Geburt des Erlösers erteilt uns Gott selbst eine Lehre, deren Kern die demütige, sich entäußernde Liebe ist. Nur der wahrhaft Liebende kann sich verdemütigen und herabsteigen; kann sich auf die Ebene des Geringeren herablassen, ohne herablassend zu sein.

Die Kirche betet in einem Hymnus: „Der Herr und Schöpfer aller Welt hüllt sich in arme Knechtsgestalt, im Fleische zu befrein das Fleisch, vom Tod zu retten, die er schuf. Er scheut es nicht, auf Stroh zu ruhn, die harte Krippe schreckt ihn nicht. Von einer Mutter wird gestillt, der allem Leben Nahrung gibt.“ Gott kam, um uns zu erlösen durch die Annahme aller menschlichen Schwächen und Gebrechen und durch das Erdulden aller Demütigungen, Schmerzen und Leiden, deren ein Mensch fähig ist. Nur in einem unterschied er sich von uns, wie Paulus sagte: Denn in Christus haben wir „einen, der in allem wie wir in Versuchung geführt worden ist, aber nicht gesündigt hat.“ (Hebr 4,15) Und das war der Grund seines Kommens in diese Welt: „Weil das Gesetz, ohnmächtig durch das Fleisch, nichts vermochte, sandte Gott seinen Sohn in der Gestalt des Fleisches, das unter der Macht der Sünde steht, zur Sühne für die Sünde, um an seinem Fleisch die Sünde zu verurteilen.“ (Röm 8,3)

Das Kind in der Krippe will uns lehren, dass wir in jedem Stadium unseres Lebens heilig leben können. Durch seine Menschwerdung wollte Gott uns wieder mit sich versöhnen, um uns Anteil zu geben an seiner Heiligkeit. Eine, die das hervorragend verstanden hat, war die kleine heilige Therese vom Kinde Jesu, die bekannte: „Ich wollte immer eine Heilige sein!“ Später fand sie auch den Schlüssel dazu. Sie stellte fest: „Dazu brauche ich nicht zu wachsen, im Gegenteil, ich muss klein bleiben, ja, es mehr und mehr werden.“ Klein sein und klein bleiben, das will uns das Kind in der Krippe sagen, das bis zum Ende seines Lebens klein blieb, das heißt: In der Haltung des demütigen Kindes. Nur so konnte Jesus kurz vor seinem Tod, zu jener Zeit als König gefeiert, den Aposteln in dienender Liebe die Füße waschen und letzten Endes auch sein Leben geben für jene, die sich von Gott abgewandt hatten. Echte Größe hat nur der, der „so klein sein kann wie dieses Kind“. (Mt 18,4)