Statue der Gottesmutter
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Leben im Hier und Jetzt (15.05.2021)

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Die Sendung Jesu begann mit einer 40-tägigen Fastenzeit und sie endet mit einer 40-tägigen Osterzeit, während der er den Jüngern nach der Auferstehung an zahlreichen Orten begegnet ist. In dieser Zeit stärkte der Auferstandene den Glauben seiner Apostel und Jünger. Er bezeugte die Auferstehung und gab ihnen wieder Hoffnung. „Ihnen hat er nach seinem Leiden durch viele Beweise gezeigt, dass er lebt; vierzig Tage hindurch ist er ihnen erschienen und hat vom Reich Gottes gesprochen.“, berichtet Lukas am Beginn der Apostelgeschichte. Nur wenige seiner letzten Worte und Lehren wurden aufgeschrieben. Aber die wichtigsten Weisungen wurden dennoch festgehalten: „Beim gemeinsamen Mahl gebot er ihnen: Geht nicht weg von Jerusalem, sondern wartet auf die Verheißung des Vaters, die ihr von mir vernommen habt! Denn Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber werdet schon in wenigen Tagen mit dem Heiligen Geist getauft werden.“ (Apg 1,4-5)

Manchmal kann es in unserem Leben passieren, dass wir Gott aus den Augen verlieren. Dann ist es wichtig, sich nicht beunruhigen zu lassen und es nicht den Emmausjüngern gleich zu tun, die nach dem Tod Jesu entmutigt aufbrachen und Jerusalem verließen. Wir müssen uns an Jesu Wort halten und bleiben, bis der Heilige Geist kommt; warten auf die Verheißung Gottes, die wir in der Taufe und Firmung ja schon empfangen, aber häufig noch nicht entdeckt haben. Warten, bis wir den Heiligen Geist in uns vernehmen, der uns anleiten und auf den rechten Weg führen wird; der uns helfen wird, dass wir uns an Jesus Wort und Handeln – ganz konkret auch in unserem Leben – wieder erinnern können. Lukas berichtet in der Apostelgeschichte von den letzten Minuten Jesu in dieser Welt: „Als sie nun beisammen waren, fragten sie ihn: Herr, stellst du in dieser Zeit das Reich für Israel wieder her? Er sagte zu ihnen: Euch steht es nicht zu, Zeiten und Fristen zu erfahren, die der Vater in seiner Macht festgesetzt hat. Aber ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch herabkommen wird; und ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an die Grenzen der Erde.“ (Apg 1,6-8)

Jesus lehrt uns vor dem Abschied, worauf wir unser Denken konzentrieren sollen: Auf unsere Sendung! In der Kraft des Heiligen Geistes sollen wir Zeugen Christi sein, die seinen Tod verkünden, seine Auferstehung preisen und seine Wiederkunft erwarten! Tun wir das? Ganz konkret, mehr mit unserem Leben als durch Worte? Sind wir schon erfüllt mit dem Heiligen Geist? Wenn nicht, Pfingsten kommt wieder – in wenigen Tagen. Das Beten der Pfingstnovene wird uns auf sein Kommen erneut vorbereiten.

Das Hochfest Christi Himmelfahrt ist nicht nur eine Einladung zum Gebet um den Heiligen Geist, es ist ein Auftrag Jesu, der uns geboten hat, auf die Herabkunft des Beistandes von oben zu warten. In der Apostelgeschichte erfahren wir, wie das die heiligen Apostel getan haben: Sie alle scharten sich um Maria, die Braut des Heiligen Geistes. Sie haben sich im Obergemach eingeschlossen und durch das Gebet ihr Herz auf sein Kommen vorbereitet – angeleitet durch Maria, die sich unerschrocken als Mutter der verängstigten Apostel angenommen hat.

 

Das ist auch unser Weg: Gemeinsam in ein geistiges Obergemach zu gehen und mit Maria um die Gabe des Heiligen Geistes zu beten. Die ganze Welt liegt heute in Angst und Schrecken, viele Ereignisse verunsichern und ängstigen die Menschen – weil sie nicht ins Obergemach gehen und Hilfe und Rettung von oben erwarten. Wir möchten wissen – nicht glauben. Aber es genügt, dass Gott weiß, was kommen wird und was er tun wird. Es zählt nicht zu unseren Aufgaben und Notwendigkeitn Zeiten und Fristen zu kennen. Hingegen ist es unsere vornehmliche Pflicht, das Reich Gottes auszubreiten und Christus als das Heil zu verkünden. Wenn wir uns das noch nicht trauen, dann mangelt es uns am Durchdrungensein vom Heiligem Geist; dann brennt unser Herz noch nicht im Feuer der Gottesliebe; dann müssen wir uns ernsthaft um das Kommen des Heiligen Geistes in unser Leben bemühen. Wenn uns die Menschenfurcht hindert, mutige Zeugen Christi zu sein, dann ist der Heilige Geist noch nicht wirklich in unserem Leben angekommen.

 

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Wer Angst vor der Zukunft hat, beschäftigt sich zu sehr mit dieser Welt und rechnet nicht mit der Hilfe und dem Trost des Himmels. Wer Angst vor dem Kommenden hat, der muss um die Kraft von oben, um die persönliche Begegnung mit dem Heiligen Geist beten. Denn er ist das stärkste Anxiolytikum – der stärkste „Angstauflöser“ – den der Himmel uns bietet. Er ist Gott selbst in seiner dritten göttlichen Person. Er ist der Arm Gottes, der ausgestreckt ist, um uns zu beschützen, zu leiten, zu trösten und uns seine Nähe zu bezeugen.

Diese anxiolytische Wirkung des Heiligen Geistes sehen wir am Pfingstfest, an dem die zuvor verängstigten Apostel die Türen aufbrechen und unerschrocken vor das Volk treten. Der Heilige Geist ist das Vermächtnis Jesu, der nicht nur in den Sakramenten, sondern auch indirekt durch den Heiligen Geist bei uns bleibt – bis zum Ende aller Tage.

Nach diesem letzten Sendungsauftrag Jesu (Apg 1,8) kam der große, unausweichliche Moment: Er wurde „vor ihren Augen emporgehoben und eine Wolke nahm ihn auf und entzog ihn ihren Blicken.“ Es muss ein sehr stimmungsvoller Augenblick gewesen sein, in dem sich Freude und Schmerz mischten. Ein Moment des Loslassens und Freigebens. Damit sie durch dieses Nachschauen und Festhalten dessen, was durch dieses Ereignis bereits vergangen war – nämlich das Leben Jesu in dieser Welt – ähnlich wie Lots Frau zur Salzsäule erstarrten, kam ihnen der Himmel zu Hilfe.

Lukas erzählt weiter: „Während sie unverwandt ihm nach zum Himmel  emporschauten, siehe, da standen zwei Männer in weißen Gewändern bei ihnen und sagten: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel empor? Dieser Jesus, der von euch fort in den Himmel aufgenommen wurde, wird ebenso wiederkommen, wie ihr ihn habt zum Himmel hingehen sehen. Dann kehrten sie von dem Berg, der Ölberg genannt wird und nur einen Sabbatweg von Jerusalem entfernt ist, nach Jerusalem zurück.“

Wie oft sind auch wir versucht, an Erinnerungen festzuhalten und dabei den Blick für das Hier und Jetzt zu verlieren. Es ist wirklich von größter Bedeutung, dass wir das Leben Jesu betrachten; dass wir uns daran erinnern, wie und welchen Weg er mit uns persönlich gegangen ist, denn es hilft uns ihm ähnlicher zu werden. Aber, wir dürfen darüber nicht unsere Sendung vernachlässigen oder gar vergessen. Als Gesandte sind wir Menschen im Hier und Jetzt, berufen, die Frohe Botschaft – auch durch gute Werke – zu verkünden bis an die Grenzen der Erde.

Täglich müssen wir uns fragen: Was ist mein Lebensauftrag, wozu sendet Gott mich heute, an diesem Tag, in dieser Stunde. Wir dürfen nicht nur dastehen und unseren Blick an fromme Ereignisse heften; wir müssen zurückkehren, um den Heiligen Geist beten und danach handeln und in der Kraft Gottes Teil neuer Ereignisse werden. Damit unsere Sendung gelingen kann, braucht es ein ausgewogenes Verhältnis von Aktion und Kontemplation. Der Heilige Geist wird jedem zeigen, welches „Mischverhältnis“ für den Einzelnen das Richtige ist, um im Hier und Jetzt das zu tun, was  Gott von uns erwartet.