Statue der Gottesmutter
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Maria Goretti – Märtyrin der Reinheit (06.07.2018)

Im italienischen Corinaldo bei Ancona wurde am 16. Oktober 1890 Marietta Goretti als drittes von sieben Kindern in eine „an irdischen Gütern armen, aber an Glauben und Tugenden reichen Familie“ hineingeboren. Das gemeinsame Gebet und der tägliche Rosenkranz sowie die Sonntagsmesse und der Empfang der heiligen Kommunion gaben der Familie die rechte Struktur und den notwendigen Halt in einer schweren Zeit. Marias Eltern, Luigi Goretti und Assunta Carlini, sorgten dafür, dass ihre kleine Tochter schon am Tag nach der Geburt in der Taufe ein Kind Gottes wurde.

Nach der Geburt des vierten Kindes brach für die Familie eine große Leidenszeit heran. Der Vater musste 1897 fortziehen, um Arbeit zu finden. Er ließ sich mit seiner Familie in Le Ferriere di Conca, mitten in einem Sumpfgebiet nieder, weil er beim Grafen Mazzoleni Arbeit fand. Die Arbeit war hart, das Gebiet sumpfig, und so wurde er schon nach einem Jahr krank und verstarb an Malaria.

Maria beweinte häufig den Tod ihres Vaters, am liebsten vor seinem Grab. Sie sorgte sich, dass ihr Vater im Fegefeuer sein könnte und betete deshalb voller Inbrunst für sein Seelenheil. Durch ihren Gebetseifer erlangte sie die Gnade der Herzensgüte und machte darin immer größere Fortschritte. Der Rosenkranz war für sie nicht Pflicht, sondern Bedürfnis. Er war ihr treuer Begleiter, den sie nach Möglichkeit nie aus der Hand gab. Die Liebe zum gekreuzigten Heiland, den sie oft am Kreuz betrachtete, entfachte in ihr eine immer glühendere Gottesliebe. Zugleich wuchs auch ihre Abscheu von der Sünde.

Frühreif und mit Verstand begabt wurde das fromme Mädchen mit sechs Jahren bereits gefirmt, aber auf die heilige Kommunion musste sie noch sehnsuchtsvoll warten. Damals war es nämlich üblich, dass Kinder erst mit elf Jahren zur Erstkommunion zugelassen wurden.

Eines Tages fragte sie ihre Mutter: „Wann werde ich die Erstkommunion machen?… Ich will Jesus.“ Die Mutter winkte ab und erinnerte sie daran, dass sie nicht die Mittel hatten, um Kommunionkleid, Schleier und Schuhe zu kaufen, und dass sie durch die viele Arbeit gar keine Zeit dafür hätte. Da kam ihr durch eine bestimmte Person die nötige Hilfe, denn das ganze Dorf half zusammen, um ihr die nötige Kleidung zu besorgen.

Am 29. Mai 1902 war es endlich so weit: Christus stieg in der Kommunion zum ersten Mal in das reine Herz dieses tugendhaften Mädchens nieder. Aus der Kommunion schöpfte sie die Kraft, ihre Reinheit zu bewahren und weiter in den Tugenden zu wachsen.

Einen Monat vor ihrem Tod wurde sie Zeuge einer unanständigen Konversation zwischen einem Burschen und einem Mädchen. Sie war darüber so entsetzt, dass sie zu ihrer Mutter, die sie ermahnte, sich solchen Gesprächen fernzuhalten, sagte: „Ich kann nicht einmal daran denken, Mama; bevor ich das täte, würde ich lieber…“ – sterben. Ein Wort das sie noch nicht aussprechen konnte, aber schon bald wahrmachen würde.

Die Familie teilte sich seit der Übersiedelung mit Giovanni Serenelli und dessen Sohn Alessandro eine gemeinsame Küche, die Wohnbereiche waren aber getrennt. Giovanni war ein Trinker, der immer einen lockeren oder unflätigen Spruch auf den Lippen trug. Die Gorettis waren seit dem Tod des Vaters, diesem trunksüchtigen Tyrannen ausgeliefert. Maria versuchte ihre Mutter zu trösten: „Nur Mut, Mama, hab keine Angst, wir werden größer. Es reicht, wenn uns der Herr Gesundheit schenkt. Die Vorsehung wird uns helfen. Wir werden kämpfen, wir werden kämpfen!“ Marias Mutter arbeitete auf den Feldern. Maria sorgte für den Haushalt und begnügte sich mit dem, was übrigblieb. Demütig wie sie war, machte sie sich zur Dienerin aller im Haus, auch der Serenellis.

Alessandro zählte damals 19 Jahre. Er hatte von seinem alkoholkranken Vater und seiner Mutter, die in der Psychiatrie war, wenig Zuwendung bekommen und lebte deshalb ein ungezügeltes Leben. Sein Zimmer war tapeziert mit obszönen Bildern, seine geistige Nahrung schöpfte er aus schlechten Büchern. Durch Marias Vorbild stellten sich allmählich auch bei ihm religiöse Gefühle ein. Aber er missbrauchte sie, um dem Mädchen nahe sein zu können und machte ihr des Öfteren unanständige Anträge.

Je mehr Maria sein ungeläutertes Wesen und seine unreinen Absichten erkannte, umso häufiger nahm sie Abstand von ihm und flehte die Mutter an, sie nicht mehr alleine zu lassen. Den Grund für diese Bitte wagte sie der Mutter nicht zu bekennen, denn Alessandro hatte ihr gedroht: „Wenn du deiner Mutter etwas sagst, bringe ich dich um!“ Von der Mutter nicht verstanden, nahm Maria Zuflucht im Gebet. Das Leben der Elfjährigen sollte sich bald dem Ende zuneigen. Das untergewichtige Kind war nur 1,38 groß und zeigte bereits Symptome einer fortgeschrittenen Malariaerkrankung.

Am 04. Juli, nur wenige Wochen nach ihrer Erstkommunion, brachte Maria ihre Bitte, nicht allein gelassen zu werden, erneut vor, aber weil sie den Grund ihres Wunsches abermals verschwieg, ging die Mutter nicht weiter darauf ein. Am nächsten Tag wurden vierzig Meter vom Haus entfernt Saubohnen mit einem Ochsenkarren gedroschen. Am Nachmittag gegen drei Uhr war Maria allein im Haus, flickte Alessandros Hemd und passte auf ihre kleine Schwester Teresina auf, die neben ihr eingeschlafen war. Alessandro wusste, dass er Maria alleine antreffen würde und bat deshalb ihre Mutter an seiner statt das Ochsengespann zu übernehmen. Eilig lenkte er seine unheilvollen Schritte auf das Haus zu und forderte Maria auf, mit ihm mitzukommen. Maria entgegnete ihm: „Sag mir, was du willst, sonst komme ich nicht mit.“ Durch die Zurückweisung gekränkt wollte er sich das Mädchen mit Gewalt gefügig machen, packte sie am Arm, zog sie in die Küche und verriegelte die Tür. Marias Schreien wurde nicht gehört. Um sie zum Schweigen zu bringen knebelte er sie und bedrohte sie mit einer Ahle, einem Stechwerkzeug.

Als er versuchte, ihr die Kleider vom Leib zu reißen, konnte sich Maria vom Knebel befreien. Zitternd und um sein Seelenheil besorgt rief sie ihm zu: „Tu das nicht… Das ist eine Sünde… Du kommst in die Hölle!“ Er drohte aber erneut: „Wenn du nicht willst, töte ich dich!“ Maria fügte sich nicht, denn die Reinheit war ihr heilig – heiliger als das Leben. Durch den Widerstand gereizt, stieß ihr der Gekränkte die Ahle mehrmals in den Leib. Maria schrie auf: „Mein Gott! Mama!“, dann fiel sie zu Boden. Ihr Peiniger dachte, sie sei tot, warf seine Waffe weg und wollte fortlaufen. Da gab das Mädchen ein Lebenszeichen von sich. Durch ihr Stöhnen alarmiert, drehte Alessandro nochmals um und stach erneut auf sein Opfer ein. Danach schloss er sich in seinem Zimmer ein.

Ohnmächtig, mit vierzehn Stichen schwer verwundet, blieb Maria zurück. Als sie das Bewusstsein wiedererlangte, rief sie Alessandros Vater: „Giovanni! Alessandro hat mich umgebracht… Kommt…“ Assunta, Marias Mutter wurde herbeigerufen und Maria stöhnte: „Mama!… Alessandro hat mir Böses gewollt!“

Während die herbeigerufenen Gendarmen die Nachbarn daran hinderten, Alessandro umzubringen, veranlasste der Arzt einen Transport ins Krankenhaus. Diesen langen und äußerst mühsamen Weg überlebte das Kind trotz der schweren Verletzungen: Sie hatte Stichwunden am Darm, am Zwerchfell, am linken Lungenflügel und am Herzbeutel. Auch das Herz selbst war verletzt. Die Ärzte waren sehr erstaunt, sie noch lebend anzutreffen, mussten aber zugleich feststellen, dass es für die kleine Patientin keine Rettung mehr gab.

Ein Priester wurde gerufen, bei dem Maria bei klarem Bewusstsein beichten konnte. In den nächsten zwei Stunden wurde sie ärztlich versorgt, aber keine Klage kam über ihre Lippen, nur Gebete. Der Schmerzensmutter opferte sie ihre Leiden auf. Sie versuchte ihre Mutter, die an ihrem Bett saß, zu trösten: „Mama, meine liebe Mama, mir ist jetzt wohl!…Wie geht es den kleinen Brüdern und Schwestern?“

Maria war sehr durstig und bat ihre Mutter um einen Tropfen Wasser. „Meine arme Maria, der Doktor will es nicht, das würde dir noch mehr weh tun!“ Das Mädchen heftete ihren Blick auf den gekreuzigten Heiland und erinnerte sich an seine Worte: „Mich dürstet!“ Sie sagte: „Ist es möglich, dass ich nicht einen Tropfen Wasser haben kann!“ Aber aus Liebe zu Jesus ergab sie sich.

Wenn sie auch kein Wasser trinken durfte, so wurde ihr das Liebste nicht verwehrt: Sie durfte Jesus noch einmal empfangen. Bevor ihr der Krankenhausseelsorger die Kommunion reichte, fragte er sie:

„Maria, vergibst du auch aus ganzem Herzen deinem Mörder?“

Jeden Widerwillen überwindend sagte sie: „Ja, ich vergebe ihm aus Liebe zu Jesus… und ich will, dass er auch mit mir ins Paradies kommt… ich will ihn neben mir haben… Gott möge ihm vergeben, weil ich ihm schon vergeben habe…“

Mit Gott und den Menschen versöhnt empfing sieh noch die Krankensalbung. Nachdem sie den guten Kampf gekämpft und heldenhaft gesiegt hatte, strahlte die Sterbende eine große Ruhe und Heiterkeit aus. Gegen Ende rief sie aus: „Papa!“ Am 06. Juli 1902, fast vierundzwanzig Stunden nach dem Attentat, voller Wunden und vom Durst geplagt, verstarb die elfjährige Märtyrin zur Todeszeit Jesu Christi um drei Uhr nachmittags, nachdem sie ein letztes Mal eine Anrufung an Maria gesprochen hatte.

Maria Gorettis Mörder, Alessandro Serenelli, zeigte keinerlei Reue und wurde zu dreißig Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Der zuständige Diözesanbischof, Mgr. Blandini, vergaß Alessandro ebenso wenig wie Maria selbst. Der Bischof ging dem verlorenen Schäfchen bis ins Gefängnis nach. Er redete ihm ins Gewissen und erinnerte ihn an Marias heroische Vergebung und an Gottes Barmherzigkeit. Und wie durch ein Wunder fand die Gnade ihren Weg in das Herz des Unbußfertigen und Tränen der Reue stiegen in ihm hoch.

Weiß gekleidet, in den Gärten des Paradieses wandelnd, erschien Maria Goretti dem nun reumütigen jungen Mann eines Nachts im Traum und schenkte ihm 14 Lilien. Alessandro schrieb daraufhin dem Bischof: „Ich bereue mein Verbrechen umso mehr, als ich mir dessen bewusst bin, dass ich einem armen, unschuldigen Mädchen das Leben geraubt habe, das bis zum letzten Augenblick seine Ehre retten wollte und sich lieber aufopferte als meinem kriminellen Trachten nachzugeben. Ich bitte Gott und die arme Familie öffentlich um Vergebung für dieses große Verbrechen. Ich will hoffen, dass auch ich Vergebung erlangen werde, wie so viele auf dieser Erde.“

Serenelli charakterisierte die Heilige, an deren Seite er seine Jugendzeit verbracht hatte: „Ich habe sie nicht anders gekannt als gut, den Eltern gehorsam, gottesfürchtig, ernst, nicht leichtsinnig und launenhaft wie andere Mädchen; auf der Straße war sie immer bescheiden und ausschließlich darauf bedacht, die empfangenen Aufträge auszuführen.“

Alessandro begann sein Leben zu ändern und wurde wegen guter Führung vier Jahre früher aus der Haft entlassen. Er wusste, dass noch eine Versöhnung ausständig war. So ging er Weihnachten 1927 nach Corinaldo, um Assunta Goretti um Verzeihung zu bitten und Wiedergutmachung zu leisten. „Assunta, können Sie mir vergeben?“ Leise stammelte die Mutter: „Maria hat Ihnen vergeben, warum sollte nicht auch ich Ihnen vergeben können? Und am Weihnachtstag gingen sie Seite an Seite zum Tisch des Herrn.

Als Gärtner arbeitete er nach seiner Entlassung im Kapuzinerkloster Ascoli Piceno. Sein vorbildliches Leben als Frucht einer vollkommenen Umkehr ermöglichten ihm noch einen weiteren Schritt: Er wurde in den Dritten Orden des heiligen Franziskus aufgenommen und führte bis zu seinem Tod im Jahr 1970 ein Leben der Buße.

Darüber hinaus durfte er als Zeuge im Seligsprechungsprozess Zeugnis für Maria Goretti ablegen: „Ich muss Wiedergutmachung leisten und alles, was in meiner Macht steht, für ihre Verherrlichung tun. Das Böse ist ganz auf meiner Seite. Ich habe mich von der brutalen Leidenschaft hinreißen lassen. Sie ist eine Heilige. Eine richtige Märtyrerin. Sie ist nach dem, was sie meinetwegen hat erleiden müssen, eine der Ersten im Paradies.“

Am 27. April 1947 wurde Maria Goretti seliggesprochen. Die Heiligsprechung fand am 24. Juni 1950 durch Papst Pius XII. statt. Den Heiligsprechungsprozess betreuten die Passionisten. Maria Goretti wird als Jungfrau und Märtyrin verehrt. Ihre Mutter war bei der Selig- und Heiligsprechung ihrer Tochter anwesend.

Johannes Paul II. sagte über diese Heilige am 29.09.1991: „Unsere Berufung zur Heiligkeit, die die Berufung eines jeden Getauften ist, wird durch das Beispiel dieser jungen Märtyrerin ermutigt. Seht ihr sie an, vor allem ihr Heranwachsenden und Jugendlichen. Seid wie sie fähig, die Reinheit des Herzens und des Leibes zu verteidigen; bemüht euch, gegen das Böse und die Sünde zu kämpfen, indem ihr eure Gemeinschaft mit dem Herrn durch das Gebet, das tägliche Üben von Selbstbeherrschung und die gewissenhafte Befolgung der Gebote nährt.“

Und an anderer Stelle forderte er auf: „Habt keine Angst, gegen den Strom zu schwimmen, die Idole der Welt abzulehnen. Durch die Sünde wendet man sich von Gott, unserem einzigen Gut, ab und entscheidet sich dafür, sich auf die Seite der ,Idole‘ zu begeben, die uns in den Tod und die ewige Verdammnis, in die Hölle, führen.“  Maria Goretti „ermutigt uns, die Freude der Armen zu erfahren, die auf alles verzichten können, wenn sie nur die einzige notwendige Sache nicht verlieren: die Freundschaft mit Gott! Liebe Jugendliche, hört auf die Stimme Christi, der euch, auch euch, auf den engen Weg der Heiligkeit ruft.“

(Quellen: wikipedia, kathpedia, mein-italien.info, clairval.com, heiligenlexikon.de)

 

Seit dem 06. Juli 2017 können Sie eine Reliquie der Heiligen Maria Goretti in der Vorauer Kapelle verehren und sie um ihre Fürbitte anrufen.