Statue der Gottesmutter
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Maria Lichtmess (02.02.2015)

„Nutzt man sein inneres Licht, um zur Erleuchtung zurückzufinden, so vergeht man nicht bei des Leibes Zerstörung.“ (Laotse) Einer hat heute das Licht sehen dürfen, das die Heiden erleuchtet: Simeon.

Von ihm erzählt Lukas: „Er war gerecht und fromm und wartete auf die Rettung Israels und der Heilige Geist ruhte auf ihm. Vom Heiligen Geist war ihm offenbart worden, er werde den Tod nicht schauen, ehe er den Messias des Herrn gesehen habe. Jetzt wurde er vom Geist in den Tempel geführt; und als die Eltern Jesus hereinbrachten, um zu erfüllen, was nach dem Gesetz üblich war, nahm Simeon das Kind in seine Arme und pries Gott mit den Worten: Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden. Denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast, ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel.“ (Lk 2,28-32)

Legenden nach soll der alte Greis nach weiteren Weissagungen noch vor Ort in Gegenwart des göttlichen Kindes gestorben sein. Für das selige Sterben des alten Simeons finden sich passende Worte bei Friedrich Schiller: „Seht, welcher Glanz sich um sein Aug ergießt! Das ist nicht das Erlöschen der Natur, das ist der Strahl schon eines neuen Lebens.“ Man darf annehmen, dass das Hinscheiden Simeons ein glückliches war, beseelt von der Freude, den Messias gesehen zu haben. Erleuchtet vom Licht dessen, der Quell und Ursprung des Lichtes ist. Der heilige Zisterzienserabt Guerric von Igny hingegen, spricht dem alten Greis noch eine Lebenszeit zu. In einer Ansprache beginnt er einen Dialog mit Simeon: „Freue dich also, du rechtschaffener Greis, und schau, was du vorhergesehen hast: die Finsternis der Welt ist vertrieben, »Völker wandeln in deinem Licht« (Jes 60,3), »die ganze Erde ist erfüllt von der Herrlichkeit« (Jes 6,3) jenes verborgenen Lichtes, das du liebkosend in deinen Armen trugst, oder besser: mit dem du deine Sinne wieder erwärmtest!... Umfange also, glücklicher Greis, die Weisheit Gottes, und dein Herz wird wieder erglühen und weise werden! Drücke die Barmherzigkeit Gottes an deine Brust, und dein Alter wird reich an Barmherzigkeit (Ps 91,11).“ Einige Zeilen später wendet er sich an uns und fordert uns auf: „Nun denn, meine Brüder, seht: die Kerze brennt in der Hand Simeons. Entzündet auch ihr eure Kerzen, indem ihr von seinem Lichte borgt... so dass ihr nicht nur Leuchten tragt, sondern selbst Leuchten seid, die innen und außen leuchten – für euch selbst und für eure Nächsten.“

Mögen alle Menschen zu demselben Glück finden, und spätestens an ihrem Lebensabend, vielleicht sogar erst im letzten Augenblick ihres Lebens ausrufen können: „Meine Augen haben das Heil gesehen!“ Antoine de Saint-Exupéry erklärt: „So ist das Wesentliche einer Kerze nicht das Wachs, das seine Spuren hinterlässt, sondern das Licht.“ Leben wir so, dass wir der Welt unser Licht hinterlassen, ein Licht, das vom Lichte Gottes gespeist wird.