Statue der Gottesmutter
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Maria, Maienkönigin (01.05.2020)

„Maria, Maienkönigin, dich will der Mai begrüßen, o segne ihn mit holdem Sinn und uns zu deinen Füßen!“ In diesem altbekannten Lied ehren wir die Jungfrau und Gottesmutter, die „Rose ohne Dornen“, die reinste Lilie, die schönste Blume des Paradieses und vertrauen uns gleichzeitig ihrer Güte an. Maiandachten haben in unserer Gemeinschaft seit jeher ihren festen Platz vor dem Abendgebet. Vielleicht kann der eine oder die andere auch nach altem Brauch einen Maialtar zu Ehren der Gottesmutter errichten. Dafür genügt ein kleiner Platz, gut sichtbar im Haus, mit einem Marienbild, Blumen und Kerzen ausgestattet. Für Kinder kann es ein besonderes Erlebnis sein, diesen Hausaltar täglich mit schönen Blumen zu verzieren. Jeden Abend kann sich dann die Familie dort zum gemeinsamen Beten und Singen versammeln.

Die Ostkirche kennt ein sehr schönes Gebet. Im sogenannten Offizium „Paráklesis“, dem kleinen Kanon auf die Gottesmutter, wird Maria um Hilfe in großer Not angerufen. Dieses wunderbare Gebet ist mit einem vollkommen Ablass verbunden. Er wird demjenigen Gläubigen gewährt, der … das  Offizium „Paraclisis“ [Paráclesis] in einer Kirche oder einer Kapelle, in der Familie, in der Ordensgemeinschaft, in einer frommen Vereinigung oder überhaupt mit mehreren, die zu einem ehrenvollen Zweck zusammenkommen, andächtig betet. (HA 2008, Nr. 23, §1, S. 70; EI 2004, Nr. 23, §1, S. 68)

Früher konnten diesen vollkommenen Ablass nur Mitglieder der orientalischen Kirchen gewinnen. Jetzt kommen auch Christen der Westkirche in diesen Vorzug. Gemäß „Lumen gentium“ (13) sollen die Teilkirchen ihre Gaben allen Christgläubigen anbieten, damit jeder Christ aus den Schätzen der ganzen Kirche schöpfen kann. Das Offizium „Paráklesis“ (meint: trösten, bitten, flehen) richtet sich als Bittgottesdienst an die Gottesmutter. Düren hält dazu fest: „Er kann sowohl in Kirchen als auch in Privathäusern gehalten werden, um göttliche Hilfe bei geistigen und körperlichen Leiden ode rsonstigen persönlichen Schwierigkeiten auf die Fürsprache Mariens zu erflehen. Während des Gottesdienstes nennt der Priester die Namen jener, in deren Anliegen gebetet wird. Es gibt zwei Formen des „Paraklesis“. Der Kleine parakletische Kanon ist in der Regel das, was „Paraklesis“ genannt wird; der Große paraklesische Kanon wird meist in Kirchen gelesen… Beide Kanones werden abwechselnd an den Abenden des Muttergottesfastens (1.-15. August) gesungen, nicht jedoch an den Festen Christi Verklärung und Entschlafung der Gottesmutter (Aufnahme Mariens in den Himmel).“

Offizium „Paráklesis“, der kleine Kanon auf die Gottesmutter

von Theosteriktos Monachos

Erste Ode

Da es die Flut wie trockenen Grund durchschritten
und der Fron Ägyptens entflohen, schrie auf Israel:
Lasst uns singen unserm Gott und Erretter.

Bedrängt von vielen Prüfungen,
fliehe ich zu dir und suche das Heil:
o Mutter des Wortes und Jungfrau.
Sei mir Retterin vor Beschwernis und Schrecken.

Stürme der Leidenschaft umtosen mich.
Mit großer Verzagtheit
erfüllen sie mir meine Seele.
Gib Frieden, o Braut,
durch die Ruhe deines Sohns,
deines Gottes,
über allen Tadel Erhabene.

Ich flehe dich an, o Jungfrau,
die Gott, den Heiland, geboren,
von den Feinden mich zu befreien.
Denn da ich jetzt zu dir meine Zuflucht nehme,
halte hin ich dir die Seele, den Geist.

Ihn, der an Leib und Seele erkrankt ist,
würdige deiner heiligen Sorge und Fügung,
einzige Gottesmutter,
die du als Gute den Guten geboren.

Dritte Ode

Du der Himmelskuppel Bedacher,
Herr, der Kirche Erbauer,
mach mich stark in deiner Liebe,
du der Gebieter oberster Herr, der Gläubigen Halt,
Menschenfreund du allein.

Zu meines Lebens Schutz und Schirm bestelle ich dich,
Gottesgebärerin, Jungfrau.
Zu meinem Hafen lenke du mich,
du Ursache alles Guten, der Gläubigen Stab,
einzig all gefeiert in Hymnen.

Jungfrau, ich flehe zu dir:
Zerstreu mir der Seele Verwirrung,
der Mutlosigkeit Stürme.
Denn du, Gottesbraut, hast Christus,
den Fürsten des Friedens, empfangen,
du allein Makellose.

Du hast geboren den gnädigen Herrn,
der Tugend Begründer.
Lasse allen sprudeln den Reichtum der Huld.
Denn du kannst ja alles, da du Christus geboren,
Gottseligste, als den, der mächtig an Kraft.

Von schlimmer Kraftlosigkeit,
von krankhafter Leidenschaft
werde ich versucht, o Jungfrau.
Sei du mir Helferin.
Denn als der Heilungen Schatz erkenne ich dich,
der nicht vergeht, o Allreine,
den man niemals erschöpft.

Errette aus Gefahren deine Knechte, Gebärerin Gottes,
weil wir alle nächst Gott zu dir unsre Zuflucht nehmen
als einer unzerbrechlichen Mauer und Hilfe.

Schaue in Huld, Gebärerin Gottes,
allbesungen in Hymnen,
auf meines Leibes schlimme Bedrängnis
und heile den Schmerz meiner Seele.

Warmherzige Mittlerin,
unbezwingliche Mauer,
der Erbarmung Born, Zuflucht der Welt,
mit ausgebreiteten Armen rufen wir zu dir:
Gottesgebärerin, Herrin,
zuvorkommend befreie uns aus Gefahren,
du allein hilfst uns schnell.

Vierte Ode

Vernommen hab ich, Herr,
deiner Heilsordnung Mysterium,
bedacht deine Werke,
deine Gottheit gerühmt.

Beruhige meiner Leidenschaften Verwirrung
und meiner Fehler Brandung,
die du, Braut Gottes,
Christus, den Steurer, geboren.

Die Tiefe deiner Erbarmung schenke mir,
der darum fleht.
Denn du hast den Erbarmer geboren,
den Retter aller, die dich besingen in Hymnen.

Da wir, Allheilige, genießen deine Geschenke,
senden wir empor eine Hymne des Dankes,
die wir als Gottes Mutter dich kennen.

Da wir in dir die Hoffnung besitzen,
den Halt, des Heiles unerschütterte Mauer,
in Hymnen Allgepriesene,
werden wir von allem Ungemache befreit.

Fünfte Ode

Erleuchte uns, Herr, durch deine Gebote,
mit deinem erhabenen Arme reiche, Menschenfreund,
deinen Frieden uns dar.

Mit Heiterkeit, Reine, erfülle mein Herz:
Gib uns deine ungemischte Freude,
die du der Heiterkeit Bringer geboren.

Befreie uns aus Gefahren, Gottesgebärerin, Reine,
die du ewige Erlösung geboren und jenen Frieden,
der allen Verstand übersteigt.

Die Nacht meiner Fehler verscheuche, Gottes Braut,
durch das Licht deines Glanzes,
die du geboren das göttliche und ewige Licht.

Meiner Seele Krankheit heile, o Reine,
deiner Sorge würdige mich,
durch deine Fürbitte schenk mir die Heilung.

Sechste Ode

Das Flehen gieße aus ich beim Herrn,
ihm künde ich meine Bedrängnisse.
Denn von Sünden ist meine Seele erfüllt,
und dem Hades hat sich mein Leben genaht.
Und ich flehe wie Jonas:
Aus dem Verderben, o Gott, führ mich empor.

Der Retter aus Tod und Verwesung
überlieferte sich selber dem Tod.
Ihn, deinen Herrn, deinen Sohn, o Jungfrau,
fleh an, dass er meine Natur,
die dem Verderben, dem Tode verfallen,
von der Feinde Bosheit befreie.

Als des Lebens Schirmerin erkenne ich dich,
als seine zuverlässige Wächterin, Jungfrau,
die auflöst der Versuchungen Schwarm
und den Übermut der Dämonen verjagt.
Und ich bitte, mich stets zu befreien
aus der Leidenschaften Verderben.

Eine Mauer der Zuflucht besitzen wir in dir,
der Seelen vollendete Rettung,
eine Weite in den Drangsalen, Braut.
Und wir freuen uns stets deines Lichtes, o Herrin.
Aus Leidenschaften und Gefahren
sei uns Retterin auch jetzt.

Auf dem Lager der Kranken liege jetzt ich danieder.
Nicht gibt für mein Fleisch es noch Heilung.
Wohlan, die du Gott hast empfangen,
den Heiland der Welt, den Befreier von Krankheit,
dich, Gute, flehe ich an:
Erhebe mich von der Krankheit Verderben.

Errette aus Gefahren deine Knechte, Gebärerin Gottes,
weil wir alle nächst Gott zu dir unsre Zuflucht nehmen
als einer unzerbrechlichen Mauer und Hilfe.

Schaue in Huld, Gebärerin Gottes,
allbesungen in Hymnen,
auf meines Leibes schlimme Bedrängnis
und heile den Schmerz meiner Seele.

Der Christen Helferin,
die nicht wird zuschanden,
unwandelbare Mittlerin beim Bildner,
verachte nicht die Rufe der Gebete der Sünder.
Nein, komm uns zu Hilfe, o Gute,
die wir gläubig rufen zu dir:
Eilig bitte, schnell flehe,
die stets du jene beschirmst, Gottesmutter,
die dich verehren.

Siebente Ode

Die Jünglinge, die aus Judäa einst nach Babyion kamen,
im Glauben an die Dreiheit
traten die Glut des Ofens sie nieder und sangen:
Gott unserer Väter, gepriesen bist du.

Weil du unsere Rettung, Heiland, betreiben wolltest,
hast du im Schoße der Jungfrau gewohnt,
die du der Welt als Beschirmerin zeigtest:
Gott unserer Väter, gepriesen bist du.

Ihn, der da liebt das Erbarmen,
den du geboren, Mutter, du Reine,
fleh an, zu befreien von Fehlern,
von den Makeln der Seele, die gläubig rufen:
Gott unserer Väter, gepriesen bist du.

Als Schatz des Heiles,
als der Unverweslichkeit Quell hast du die gezeigt,
welche dich empfangen,
als der Sicherheit Burg,
als Pforte der Reue denen, die rufen:
Gott unserer Väter, gepriesen bist du.

Des Körpers Weichlichkeit und der Seele Kraftlosigkeit,
Gottesgebärerin, lass dich herab,
denen zu heilen, die in Liebe unter deinen heiligen Schutz eilen,
die du uns Christus, den Heiland, geboren.

Achte Ode

Den König der Himmel,
den die Heere der Engel in Hymnen besingen,
preiset in Hymnen und erhebet ihn in alle Äonen.

Verachte, Jungfrau, nicht, die Hilfe von dir erflehen,
die dich in Hymnen besingen
und, Braut, dich erheben in die Äonen.

Der Heilungen Reichtum gieße aus über die,
welche gläubig dich, Jungfrau, in Hymnen besingen
und erheben dein unsagbares Gebären.

Meiner Seele Schwachheiten heile,
die Leiden des Fleisches, o Jungfrau,
dass ich dich, die Begnadete, preise.

Der Versuchungen Stürmen
und der Leidenschaft Andrang verjagst du, o Jungfrau.
Drum erheben in Hymnen wir dich in alle Äonen.

Neunte Ode

Mit Recht bekennen wir dich als Gottesgebärerin,
wir, die durch dich errettet sind, Jungfrau, du Reine,
mit den Reigen der Körperlosen erheben wir dich.

Den Strom der Tränen entferne mir nicht,
die du, Jungfrau, Christus geboren,
der aus jedem Antlitz jede Träne entfernte.

Mit Freude erfülle, o Jungfrau, mein Herz,
die du die Fülle der Freude empfangen
und zunichte machtest die Trauer der Sünde.

Hafen und Hilfe sei denen,
die ihre Zuflucht, Jungfrau, nehmen zu dir,
und unerschütterte Mauer, Zuflucht, Schutz und Frohlocken.

Mit den Strahlen des Lichtes erleuchte, o Jungfrau,
der Unwissenheit Dunkel verscheuchend,
jene, die als Gottesgebärerin gläubig dich künden.

Ihn, der am Orte der Trübsal
durch Schwachheit gebeugt ist,
heile, o Jungfrau,
aus Kraftlosigkeit führe ihn zur Kraft.