Statue der Gottesmutter
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Mariä Heimsuchung (02.07.2013)

Das einst adventliche Fest Maria Heimsuchung wurde 1263 vom heiligen Bonaventura für den Franziskanerorden auf den 2. Juli, den Oktavtag Johannes des Täufers, verlegt. Seit 1389 wurde das Fest auf die ganze abendländische Kirche ausgedehnt und auf den 31. Mai festgelegt. Nur im deutschen Sprachraum wird Maria Heimsuchung am heutigen Tag gefeiert.

Im Tagesevangelium ziehen wir gedanklich mit Maria durch das Bergland von Judäa. Maria hat dem Engel Gabriel geglaubt und sich auf dem Weg zu Elisabeth gemacht, die schon im sechsten Monat schwanger war. Zwei werdende Mütter begegnen sich, tauschen sich aus, denn Gott hat ihnen große Gnade erteilt. Elisabeth wird ein Kind gebären, von dem sein Vater Zacharias einmal sagen wird: „Und du, Kind, wirst Prophet des Höchsten heißen; denn du wirst dem Herrn vorangehen und ihm den Weg bereiten.“ (Joh 1,76)

Von Mutterschoß zu Mutterschoß begegnen sie heute einander: Der Prophet und der Höchste. Von beiden Kindern hat der Erzengel Gabriel bei der Verkündigung den Namen genannt: Johannes und Jesus sollen sie heißen. Johannes erkennt Jesus, den Sohn Gottes, und hüpft vom Heiligen Geist berührt im Schoß seiner Mutter. Die Verheißung des Engels hatte sich bewahrheitet: „Schon im Mutterleib wird er vom Heiligen Geist erfüllt sein.“ (Lk 1,41) Im Heiligen Geist erkannte auch Elisabeth die Gegenwart Gottes im Schoß Marias und rief mit lauter Stimme: „Gesegnet bist du mehr als alle anderen Frauen, und gesegnet ist die Frucht deines Leibes. Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt?“ (Lk 1,42-43)

Maria zu begegnen, heißt Jesus zu begegnen, denn wo Maria ist, da ist auch Jesus. „Maria ist die Mutter Gottes. Sie war auf Erden wie kein anderer Mensch mit Jesus verbunden – eine Nähe, die auch im Himmel nicht aufhört.“, berichtet der Jugendkatechismus. (YC 147) Elisabeth wagt noch gar nicht davon zu sprechen, dass mit Maria auch der Sohn Gottes zu ihr gekommen ist. Tief ergriffen von der Auserwählung Mariens stellt sie in aller Demut die Frage: „Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt?“ Gott hat Maria groß gemacht, wie sie selbst im Magnificat betont: „Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut. Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter. Denn der Mächtige hat Großes an mir getan, und sein Name ist heilig.“ (Lk 1,48-49) Maria führt allen Ruhm auf Gott zurück. Sie weiß, dass sie nichts aus ihr selber hat, sie bleibt klein obwohl sie zu Großem auserwählt wurde.

Durch die Jahrhunderte hindurch bis in unsere Zeit blieben und bleiben viele Menschen Maria die entsprechende Liebe und Ehre schuldig oder zollen ihre Hingabe an Gott und für die ganze Menschheit mit Schmähungen und Beleidigungen. Warum? Es fehlt ihnen die Erkenntnis im Heiligen Geist. Darum erkennen sie das Wesen Marias nicht. Das Wirken Gottes kann nur im Heiligen Geist erfasst werden, denn es übersteigt das natürliche Begreifen. Aber auch für „eingefleischte Marienverehrer“ geht das Staunen über die Größe der „Königin über Engel und Menschen“ manchmal verloren. Der selige Adolf Kolping wies einmal darauf hin, indem er sagte: „Gott hat den Menschen keine Magd, sondern eine Mutter gegeben.“ Maria ist auch kein Automat, bei dem man eine Fürbitte einwirft und dafür die gewünschte Gnade erhält. Sie ist wohl die Mittlerin aller Gnaden und tritt als solche stets als Mutter für ihre Kinder ein. Aber in erster Linie schulden wir ihr die Ehre, die ihr als Mutter und Königin zusteht. Bitten wir Elisabeth, Maria mit ihren Augen sehen zu können, damit auch wir voll Ehrfurcht fragen können: „Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mit kommt?“