Statue der Gottesmutter
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Meine Drei! (07.06.2020)

„Wie mir scheint, wird meine Sendung im Himmel darin bestehen, Seelen anzuziehen und ihnen zu helfen, Gott anzuhangen durch eine ganz einfache Regung der Liebe. Ich will sie bewahren in dem großen inneren Schweigen, in dem Gott sich in ihr Inneres einprägen und sie in sich selbst umwandeln kann.“ Dieses Zitat stammt von jener Heiligen, die eine außergwöhnliche Liebe zur Heiligsten Dreifaltigkeit besaß, eine Liebe, die in die Gemeinschaft des dreifaltigen Gottes tief eingedrungen ist. Wenn sie von Gott sprach, so nannte sie ihn „Meine Drei“.  Damit verdeutlichte sie eine Grundwahrheit unseres Glaubens: Ein Gott in drei Personen: Vater, Sohn und Heiliger Geist. Drei Personen und doch nur eine Wesenheit: Wahrer Gott. Dafür steht bei der heiligen Elisabeth von Dijon das Wort „Drei“. „Meine“ hingegen zeigt an, welch innige Beziehung sie mit Gott verband. Gott gehörte ihr, wie es im Hohen Lied 6,3 zum Ausdruck kommt: „Meinem Geliebten gehöre ich und mir gehört der Geliebte!“

Unsere Gottesliebe ist heute vielfach etwas einseitig. Es gibt jene, die sich im Gebet nur an den Vater wenden. Dann gibt es jene, deren Gebet und Gottesbeziehung ausschließlich an Jesus, oftmals in bräutlicher Liebe, festgemacht ist. Nur wenige beten zum Heiligen Geist. Echte Gottesliebe sollte nach einer gewissen Ausgeglichenheit in der Liebe zu den drei göttlichen Personen streben. Sicher hat die Seele auch zu den unterschiedlichsten Zeiten und Lebensabschnitten verschiedene Bedürfnisse. Aber wir sollten darauf achten, dass wir in dieser Liebe zu Gott nicht einseitig werden. In der Ernährung achten wir heute vermehrt darauf, dass wir uns ausgewogen ernähren. Gott ist unsere Seelenspeise. Seine Liebe ernährt uns und hält uns am Leben. Wir sollten daher auch auf eine ausgewogene Ernährung unserer Seele achten.

Wir alle brauchen einen Vater, von dem wir alles erwarten dürfen. Ein Vater ist Sinnbild für Stärke und Kraft, für Schutz und Sicherheit, aber auch für die väterliche Liebe und Zuneigung. Diese Vaterliebe finden wir am Herzen unseres Himmlischen Vaters, der weiß, was wir alles brauchen. Der seinen eigenen Sohn geopfert hat, damit wir am göttlichen Leben Anteil bekommen. Der Vater sorgt auch für die Gerechtigkeit, nach der wir uns oft sehnen.

Wir alle brauchen einen guten Freund und Bruder, der uns in unserer menschlichen Schwachheit liebt und versteht. Jesus, der Fleisch angenommen hat, um die Mühsal des menschlichen Lebens am eigenen Leib erfahren zu können, kommt uns mit seiner unendlichen Barmherzigkeit in allem zu Hilfe. In Jesus finden wir den Bräutigam unserer Seele, zugleich auch den „großen Bruder“, den sich vielen wünschen. Große Brüder beschützen uns und wirken (im besten Fall) ausgleichend und mildernd. So tritt Jesus für uns beim Vater ein. Damit wir Barmherzigkeit erfahren können, legt er das fehlende Opfer zum Ausgleich der Gerechtigkeit beim Vater in die Waagschale.

Wir alle brauchen einen Beistand, einen Lehrer und Tröster in unserem Leben. Im Heiligen Geist finden wir jenen tröstenden Beistand, der fähig ist, uns alles zu lehren, alles in Erinnerung zu bringen, was Jesus gelehrt hat. Niemand kennt Jesus besser, als der Heilige Geist. Durch ihn erfahren wir alles über Jesus.

Vielleicht ist es für den einen oder anderen jetzt an der Zeit, an einer neuen – ausgewogenen – Gottesbeziehung zu arbeiten. Wir sind es gewohnt, Jesus anzubeten. Aber wir bedenken nicht, dass auch der Vater und der Heilige Geist angebetet werden wollen, denn Gott gebührt die Anbetung. Es ist ein lebenslanges Abenteuer, Gott in seinen drei Personen kennenzulernen. In Gott zu leben bedeutet, dass wir uns im Zentrum dieser dreifaltigen Liebe bewegen. Wir dürfen von einer Person zur anderen gehen. Das bedeutet, dass wir uns der einen oder anderen Person nähern dürfen.

Man stelle sich ein kleines Kind vor, das innerhalb des Familienkreises von einem zum anderen gereicht wird. Auf Gott hin gesehen bedeutet das, dass wir uns manchmal in den Armen Jesu wiederfinden oder am Herzen des Vaters ruhen oder auch von der Liebe des Heiligen Geistes umfangen sind. In der Liebe ist immer eine lebenspendende Dynamik. Kinder lassen sich nicht nur herumreichen. Kinder haben ihr eigenes Bestreben und verlangen oft mit ausgestreckten Armen danach, in die Arme der Mutter oder des Vaters genommen zu werden.

In der Gottesbeziehung geht es uns nicht anders. Es gibt Zeiten, in denen wir uns am Herzen Jesu ausruhen wollen, oder seine Zärtlichkeit suchen. Dann wieder strecken wir uns aus nach dem Vater oder wir verlangen nach dem Heiligen Geist. Gottesbeziehung heißt im Wesentlichen: Eintauchen in diese dynamische, lebendige Beziehung des Dreifaltigen Gottes. Diese Sehnsucht nach der dreifachen lebendigen Liebe Gottes hatte die heilige Elisabeth von Dijon. Lassen wir uns durch ihre Worten hineinführen in das Geheimnis der Dreifaltigkeit:

Ein Gott in drei Personen

„O mein Gott, Dreifaltigkeit, die ich anbete ich will mich vergessen um in dir zu wohnen regungslos und friedvoll, als weilte meine Seele schon in der Ewigkeit. Nichts soll meinen Frieden stören, nichts mich aus dir herausführ’n.

O mein Gott, unwandelbarer. Vielmehr soll jede Minute mich tiefer hineinführn in dein Geheimnis.

O ewiges Wort, Wort meines Gottes, ich will mein Leben damit verbringen, auf dich zu hören und alles von dir zu lernen. Durch alle Nächte und alles Unvermögen hindurch will ich den Blick auf dich richten und in deinem Licht bleiben.

O verzehrendes Feuer, Geist der Liebe, komm über mich damit in meiner Seele eine neue Menschwerdung des Wortes geschehe!
Ich will ihm eine zusätzliche Menschheit sein, in der er sein ganzes Mysterium erneuern kann.

Und du o Vater, neige dich über dein armes Geschöpf, bedecke es mit deinem Schatten. Sieh in ihm nur den Vielgeliebten an dem du dein Wohlgefallen hast.

O meine Drei, mein Alles meine Seligkeit, Unendlich Einer, Unermesslichkeit, in die ich mich verliere. Ich liefere mich dir als Beute aus, um in deinem Licht zu bleiben und deine Erhabenheit und Größe zu schauen.“