Statue der Gottesmutter
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Mutter des Höchsten (01.01.2022)

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Nirgendwo lässt sich die Demut Gottes ausdrucksvoller erkennen als in der Menschwerdung Christi. Gott, der Allerhöchste, wird in Maria so klein, dass kein Auge ihn sehen konnte. Ein kleines Pünktchen, das zu wachsen begann. Verborgen wächst er in Maria heran zu jenem kleinen Kind, das einst in Betlehem in einem Stall geboren wurde.

Mit der Empfängnis des Sohnes Gottes wird Maria die Mutter des Höchsten. Sie wird Mutter für den, der weit über ihr steht. In dieser Konstellation zieht Gott in Christus seine Autorität und Macht zurück und unterstellt sich als Kind der Autorität seiner Mutter, einer armen, einfachen aber frommen jungen Frau in Nazareth, die er später zur Königin über Engel und Menschen stellen wird. Dieses Handeln Gottes macht offenbar, wie stark und bedingungslos er Maria vertraut hat und wie sehr er auf ihr Mitwirken in seinem Heilsplan zählte.

Eltern wissen instinktiv, dass sie ihre Kinder nicht einfach in die Obhut anderer geben können. Sie prüfen deshalb vorher genau, ob die Person, der sie ihr Kind – wenn auch nur kurzzeitig – überlassen wollen oder müssen, auch vertrauenswürdig ist. Hegen sie hier nur das geringste Misstrauen, erfasst sie Sorge und Unruhe, bis das Kind wieder unter ihrer eigenen Aufsicht steht.

In Maria ist Gott Vater dieses Wagnis auch nicht unvorbereitet eingegangen. Für seinen Sohn hat er Maria den Gnadenvorzug eingeräumt, schon vor ihrer Empfängnis von der Erbsünde vorerlöst zu sein.

Mit dieser Auserwählung hat er seinem Sohn eine würdige Wohnung bereitet. Maria war so reich mit Gande erfüllt, dass sie nicht nur würdig, sondern auch fähig war, Christus in seiner Berufung als Messias vorzubereiten und ihn später während seiner Mission als Retter und Erlöser der Menschheit zu unterstützen.

Andererseits sehen wir in der Bereitschaft Mariens auch das Vertrauen der Heiligen Jungfrau in Gott selbst, das sie in ihrem Fiat, in ihrem „mir geschehe“ ohne zu zögern ausdrückt. Sie hat nicht den geringsten Zweifel an seiner Güte in seinem Willen und seinen Plänen. Sie weiß, dass alles, was Gott will, gut ist – für sie selbst ebenso, wie für alle anderen Menschen.

Dieser außergewöhnlichen, ja im wahrsten Sinn des Wortes hervorragenden Mutterschaft Mariens gedenkt die katholische Kirche am 01. Jänner, dem Oktavtag von Weihnachten, der zugleich den Beginn eines neuen Kalenderjahres darstellt, mit einem Hochfest.

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Was bedeutet es, Mutter Gottes zu sein?

Diese Frage hat sich Maria sicher sehr häufig gestellt. Wie jede andere Frau sah sich die Gottesmutter zunächst damit konfrontiert, schwanger zu sein, ein Kind in sich zu tragen, das ganz auf ihr Wohlwollen angewiesen ist und über die Geburt hinaus noch für viele weitere Jahre sein wird. Sie war gerufen, den menschlichen Bedürfnissen ihres Sohnes liebevoll und fürsorglich nachzukommen, seinen kindlichen Mangel in der Selbstfürsorge durch helfendes und pflegendes Eingreifen auszugleichen und ihn zunehmend darin zu unterstützen, diese natürlichen, kindlichen Defizite abzubauen, indem sie ihn seiner Entwicklung entsprechend anleitet die Welt zu entdecken und seine eigenen Fähigkeiten zu fördern und zu entwickeln.

Darüber hinaus teilte sie eine zweite Sorge mit allen jüdischen Müttern. Als Mutter war sie bevorzugt, Jesus mit Gott, mit der Religion und ihren Gepflogenheiten, vertraut zu machen. Darin unterschied sich ihre Mutterschaft nicht im Geringsten von anderen.

Aber Mutter des Höchsten zu sein, war mit einer Aufgabe verbunden, welche andere Mütter so nicht kannten. Konnte sie sich vermutlich in Pflege- und Erziehungsfragen bei anderen Müttern Rat holen, hier stand sie ganz alleine da. Es war ein einmaliges Experiment Gottes, als er Maria seinen Sohn anvertraute, der eine einzigartige Mission auf dieser Erde zu erfüllen hatte. Maria, als die Unbefleckte Empfängnis, wurde durch diese herausragende Mutterschaft in eine Rolle hineingezogen, die alle übrigen Mutterpflichten weit übertraf. Sie war mit der Empfängis ihres Kindes zugleich Miterlöserin der gefallenen Menschheit, denn Jesu Passion begann schon mit der Menschwerdung. So wurde sie mit der Empfängis Christi zur selben Zeit die Mutter aller Menschen, denn im Leib ihres Kindes empfing sie bereits die ganze Kirche, deren Haupt Christus ist und deren Glieder die Gesamtzahl der Getauften sind.

Gestählte Mutterliebe

Die Mutterschaft der Gottesmutter geht also weit, weit, über gewöhnliche Mutterpflichten und Muttersorgen hinaus. In Bethlehem hat sie den Kopf der Kirche geboren, Christus. Ihn, den Sündenlosen, hat die Sündenlose ohne Schmerzen geboren. Der Rest aber, die Glieder des Leibes, hat sie auf Kalvaria unter den schlimmsten Schmerzen und schrecklichsten Seelenqualen geboren, als sie hilflos und gottergeben mitansehen musste, wie ihr eigen Fleisch und Blut maltretiert und getötet wurde.

Mutter des Höchsten zu sein, schließt mit ein, Mutter aller Menschen zu sein. Es bedeutet, zu lieben ohne Maß. Die Liebe der Gottesmutter zu uns musste nicht geläutert werden, denn, da sie ohne Sünde war, war ihre Liebe ja schon rein von Anfang an. Aber im Feuer der Leiden und in der Glut des Schmerzes wurde ihre Liebe zu uns gestählt.

Stahl wird als fester und zugleich weicher Baustoff beschrieben. Marias Liebe ist fest und tragfähig, besitzt aber auch die nötige Weichheit und Formbarkeit, welche mütterliche Liebe so besonders macht.

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In Jesus sind wir Maria anvertraut

In Jesus hat Gott Vater auch uns alle der Muttergottes anvertraut. Gott hat ihr vertraut, warum sollten dann wir an Maria zweifeln? Wenn Gott eine solch erhabene Mutter auf seinem Pilgerweg hier auf Erden für notwendig erachtet hat, warum sollten wir sie dann nicht erst recht als mütterliche Begleiterin und Wegweiserin brauchen?

Ein wunderbares Geheimnis tritt heute ans Licht: Gott wurde Mensch, er blieb, was er war, und er nahm an, was er nicht war, ohne Vermischung und ohne Teilung. So wurde Gottes Schöpfung neu. (Antiphon Laudes)

Voll der Gnade bist du, Jungfrau Maria, denn ein großes Geheimnis hat dein Schoß getragen. Halleluja. (Antiphon Vesper)

Maria, Mutter unsres Herrn

 

1) Maria, Mutter unsres Herrn,
o Himmelspfort, o Meeresstern,
hilf der bedrängten Christenheit
auf ihrem Wege durch die Zeit.

 

2) Ein Staunen die Natur erfasst,
dass du den Herrn geboren hast,
den Herrn und Schöpfer aller Welt,
der dich erschaffen und erwählt.

 

3) So trat der Engel bei dir ein:
„Gegrüßet seist du, Jungfrau rein.“
„Ave Maria“ singen wir,
„sei benedeit, Gott ist mit dir.“

 

4) O Mutter, reich an Güt’ und Huld,
erbarme dich: wir sind in Schuld.
Steh du uns bei an Gottes Thron
und zeig uns Jesus, deinen Sohn.

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