Statue der Gottesmutter
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Nachprimiz mit Neupriester Mag. Walter Obenaus (21.07.2011)

Die Freude über die Nachprimiz war groß, denn durch sein Praktikum in unserem Krankenhaus im August 2010 war der Neupriester allen bekannt.

Ab 15 Uhr spendete er den Patienten auf den Stationen den Primizsegen. Um 18:30 Uhr begann in einer voll besetzten Kapelle die heilige Messe. Es war schön zu sehen, dass sich die Gläubigen über einen Neupriester sehr freuen und auch gerne den Primizsegen empfangen.

In seiner Predigt erzählte Mag. Obenaus von seinem interessanten Berufungsweg aus der Gastronomie in die Kirche und zum Priestertum. Er betonte auch die Wichtigkeit der Sakramente und dass man nicht anderswo das Heil suchen sollte, weil unser Glaube so reich ist, dass er uns in allen Lebenssituationen helfen kann. Nach dem allgemeinen Primizsegen wurde noch lange der Einzelsegen gespendet. Wir freuten uns, dass dieser Gottesdienst von der  Familie Trimmel musikalisch sehr schön umrandet wurde. Wir danken dem Primizianten für sein Kommen und seine Verbundenheit mit unserem Haus.

Für sein priesterliches Wirken in Bad Aussee wünschen wir Mag. Walter Obenaus Gnade und Segen.

Predigt zur Nachprimiz in Vorau Mag. Walter Obenaus

Liebe Schwestern und Brüder im Herrn!

Ich bin 37 Jahre alt und komme aus Albersdorf/Prebuch. Ich habe die Volkschule und Hauptschule in Gleisdorf absolviert und besuchte dann in Bad Gleichenberg die 3 jährige Hotelfachschule, da ich die elterliche Gastwirtschaft einmal übernehmen wollte. Als Kind lernte ich Knopfharmonikaspielen (diatonische Ziehharmonika). Dadurch erlebte ich oft schöne Stunden mit unseren Gästen im Gasthaus.

Bis zu meinem 26. Lebensjahr übte ich meinen Beruf als Koch (meist in Saisonbetrieben in Österreich und der Schweiz) aus. Wenn ich zu Hause war, ging ich regelmäßig zum Sonntagsgottesdienst in Gleisdorf. Auf Saison war mir dies aufgrund der Arbeit nicht möglich. Auch von Seiten meiner Eltern war die Gastwirtschaft zu Hause für mich bestimmt.

Der Herr aber hatte mit mir andere Pläne. Im Jahr 1999 erfuhr ich ab der Wallfahrt nach Medugorje eine größere Hinkehr zu Gott und ich erlebte Kirche als eine für mich lebendigeren Weise, als bisher. Ich lernte in dieser Zeit die charismatische Erneuerung (Jugendtreffen in Pöllau) kennen, und das beflügelte mich sehr. Pfarrer Konrad Sterninger begleitete mich damals und wies mich tiefer in den katholischen Glauben ein. Mein Heimatpfarrer Mag. Alois Kowald erblickte mich öfters auch unter der Woche in der Pfarrkirche in Gleisdorf und sprach mich eines Tages an. Er sah in mir eine geistliche Berufung. Da ich zunächst sehr auf das Gasthaus zu Hause fixiert war, kam für mich der geistliche Beruf nicht in Frage. Dechant Kowald bot mir Einzelexerzitien an, um zu prüfen, ob ich eine geistliche Berufung habe. Dieses Angebot nahm ich gerne an. Im August desselben Jahres 1999, nach diesen Exerzitien, stellte sich klar heraus, dass ich für einen geistlichen Weg berufen bin. Im September ging ich dann in das Spätberufenenseminar nach Horn, um dort die Studienberechtigungsprüfung abzulegen. Meine jüngere Schwester erklärte sich bereit, den elterlichen Betrieb zu übernehmen. Nach einer Pause begann ich im Jahr 2002 das Studium der Fachtheologie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Benedikt XVI. in Heiligenkreuz. Dort lernte ich P. Dr. Bernhard Vošicky OCist kennen, der mich auch sehr auf meinem Weg unterstützte. 2008 schloss ich das Studium ab und trat dann in das Priesterseminar der Diözese Graz-Seckau ein. Mein Pastoralpraktikum absolvierte ich in den Pfarren Fernitz und Kalsdorf. Am 12 Dezember 2010 empfing ich durch unseren Hwst. Herrn Diözesanbischof Dr. Egon Kapellari die Diakonweihe.

„Ich, ich kenne meine Pläne, die ich für Euch habe – Spruch des Herrn -, Pläne des Heils und nicht des Unheils; denn ich will euch eine Zukunft und eine Hoffnung geben.“

Liebe Schwestern und Brüder in Jesus Christus!

Diesen, meinen Primizspruch trage ich schon einige Jahre in meinem Herzen. Er ist eingebettet in das Schicksal der Israeliten, die nach Babel verbannt wurden. In einem Brief an die Verbannten spricht Gott durch den Propheten Jeremia diese tröstlichen Worte, dass Er, Gott auch in dieser Situation Seinem Volk nahe ist. „Sucht ihr mich, so findet ihr mich“ heißt es weiter. Der Gott der Juden und der Christen ist ein Gott der Offenbarung. Das heißt, dass Er den ersten Schritt zu den Menschen macht. Er will sich uns mitteilen. Das wird besonders im neuen Bund durch Seinen Sohn Jesus Christus deutlich. Einzelne Verse in der Bibel soll man immer im größeren Zusammenhang deutend lesen. Aber es gibt zentrale Aussagen von Gottes Heilswirken, die man auch außerhalb des Kontextes für das eigene Leben in Anspruch nehmen kann. Gott will uns immer eine Zukunft und eine Hoffnung geben. Wenn wir mit Gott gehen – dann gibt Er immer diese Hoffnung auf Heil und Segen, nicht nur die Hoffnung auf Heil sondern das Heil selbst. Heil bedeutet Besitz dauernden Lebens und gesicherter Geborgenheit – im biblischen Sinn heißt das: Heimkehr zu Gott. Diese Erfahrung hat das auserwählte Volk immer gemacht. Nur wenn es sich von Ihm und Seinen Geboten getrennt hat, erfuhr es Unglück und Verbannung, wie wir es in den Versen lesen können, die meinen Primizspruch vorausgehen.

Ich habe diesen Primizspruch auch deswegen gewählt, weil ich im Laufe der Jahre seit 1999, als ich meinen Weg zum geistlichen Beruf eingeschlagen habe, auch vielfach Heilung erfahren habe durch die Sakramente der Beichte und der Krankensalbung, sowie durch Heilungsgebete.

Heilung benötigen alle Menschen!

Niemand wächst vollkommen behütet auf. Verletzt werden gehört zum Leben eines Menschen dazu. Entscheidend ist, was man aus den Verletzungen macht. Denn oftmals geschieht es, dass verletzte Menschen wiederum andere verletzen. Diesen Teufelskreislauf kann man aber stoppen, wenn man sich Gott zuwendet und von Ihm heilen lässt. „Zu unserem Heil lag die Strafe auf ihm, durch Seine Wunden sind wir geheilt.“, lesen wir beim Propheten Jesaja im 4. Gottesknechtlied. Vom Anfang der Kirche an wurde in diesem Gottesknecht immer unser Herr und Heiland Jesus Christus erkannt. Er, Christus vermag uns vollständig zu heilen. Er ist der eigentliche Heiler und Heiland. Schon der Name Jesus bedeutet: Gott heilt, Gott rettet. Wenn wir uns in seinen Wunden bergen, erfahren wir wahrhaftig Heilung. Dieser Dienst Jesu wird von den Priestern fortgesetzt. So bin ich allen Priestern sehr dankbar, die diesen Dienst der Heilung an mir durchgeführt haben. Das Sakrament der Versöhnung – die Beichte und das Sakrament der Krankensalbung sind die Sakramente der Heilung. Man könnte jetzt fragen, warum die Beichte ein heilendes Sakrament ist. Wenn die Sünde die Seele verwundet, kann sich das auf den ganzen Menschen auswirken. So möchte ich Sie ermutigen, diese wertvollen Dienste der Kirche in Anspruch zu nehmen. Der Heilungsdienst der Kirche ist leider heutzutage sehr verkannt und viele Menschen glauben nicht mehr an die Wirkung der Sakramente und der Sakramentalien. So sehe ich meinen Dienst als Priester besonders auch im Heilungs- und Heiligungsdienst. Mein Ziel ist es, den Glauben an die Sakramente zu stärken. Die Sakramente sind die höchste Form der Christusbegegnung – Jesus Christus ist in den Sakramenten in besonderer Weise gegenwärtig! Was Jesus vor zweitausend Jahren gewirkt hat, wird heute durch die Sakramente Realität. Erlösung, Heil und Heilung geschehen durch die Sakramente der Kirche. Nehmen wir heute diese Geschenke von Gott an!

Für einen Priester ist es eine Gnade, wenn er vielen Menschen die Lossprechung erteilen kann, um dann den von der Sünde gereinigten Gläubigen den Leib Christi reichen zu können. Dafür ist der Priester geweiht – darin lebt er seine Identität. Der Priester besitzt die Binde- und Lösegewalt. D.h. er hat die Vollmacht, die Seelen mit Gott zu verbinden und die Sünde und Schuld vom Menschen zu lösen und wegzunehmen. Ich sage dies deswegen mit so viel Nachdruck, damit viele diese großen Geschenke der Kirche wieder entdecken.

 

Ihr Primiziant Walter Obenaus