Statue der Gottesmutter
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Nachprimiz von P. Kilian Müller OCist (20.02.2014)

Eine äußerst bewegende Nachprimiz durften wir heute erleben. In ergreifenden Worten wies der Primiziant P. Kilian Müller OCist aus dem Stift Heiligenkreuz darauf hin, wie notwendig es ist, für die Priester zu beten, gerade in der heutigen Zeit. Er machte deutlich, dass heutzutage viele Priester auch zu den bekehrten Sündern gehören, bei denen „der Herr manchmal tief, manchmal sehr, sehr tief in die Finsternis der Sünde und der Glaubensferne“ greifen musste.

Sehr eindringlich bat er die Gläubigen, die er in Anspielung an die Salbung beim Taufritus „das heilige Volk von Priestern, Königen und Propheten“ bezeichnete, für die Priester zu beten und sie „auszuhalten“ im Bewusstsein, dass auch sie nur bekehrte Sünder sind. Denn gerade in diesem „Aushalten“ würde sich die Heiligkeit dieses priesterlich, königlichen, prophetischen Volkes erweisen, meinte er.

Am Ende der Heiligen Messe spendete P. Kilian den Primizsegen, zu dem wieder viele gekommen waren. P. Prior Mag. Simeon Wester OCist, begeisterte alle Anwesenden mit der musikalischen Gestaltung der Heiligen Messe. Wir wünschen P. Kilian Gottes Segen für sein Wirken im Weinberg des Herrn und schließen ihn und alle Priester in unsere Gebete ein.

Mitschrift der Predigt: P. Kilian Müller OCist

„Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“, so fragt der Herr den Petrus in diesem Tagesevangelium, das die Leseordnung der Kirche, und damit auch die Vorsehung, uns heute geschenkt hat. Wenn ich heute hier vor euch sein, und meine Nachprimiz feiern darf, dann soll das Messformular, das ich mir gewünscht habe, das ich ausgewählt habe, gewisser Maßen, Antwort geben. Denn der Herr fragt heute, hier und jetzt, mich und jeden von uns, von euch, genau das, was er den Petrus gefragt hat: „Du aber, für wen hältst du mich?“ Unsere Antwort soll aus ganzem Herzen lauten: „Du bist Jesus Christus, der ewige hohe Priester, du allein bist der Messias, und dafür danken wir dir o Herr – mit dieser Votivmesse.“

Petrus hat recht mit seiner Antwort und dennoch sind wir heute im Vergleich zu Petrus in einer ähnlichen, aber auch anderen Situation. Denn wir wissen, anders als in der Situation, die wir da im Evangelium gehört haben, wir wissen ja schon um das Leiden, um das qualvolle Sterben Jesu. Aber wir wissen vor allem auch um das Osterereignis. Wir wissen und bekennen, dass das Grab leer ist und dass Jesus Christus der Erstgeborene der Toten ist. Wir kommen Gott sei Dank nicht mehr zurück hinter all diese Berichte des Neuen Testaments von den Begegnungen mit dem Auferstandenen in den Evangelien. Wir kommen nicht mehr zurück hinter einen Petrus, hinter einen Johannes, hinter einen Stephanus, hinter einen heiligen Paulus und hinter eine Kirchengeschichte, die in 2000 Jahren nicht nur die Apostel in ihren Schwachheiten, sondern auch vieler anderer Antihelden überstanden hat. Es ist die Geschichte der Kirche, die bis heute fortbesteht, die wächst und die in der ganzen Welt durch Menschen den mystischen Leib, die Gegenwart Christi, wirklich garantiert. Es ist unfassbar. Es ist die Garantie der Gegenwart Jesu. Die Kirche ist die Erfüllung dessen, was der Herr im Matthäusevangelium im 28. Kapitel ganz zum Schluss verheißen hat: „Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“

Liebe Schwestern und Brüder, ich will euch nicht zu nahe treten, aber wenn ich mich selbst anschaue, dann kann ich nur sagen, wir gehören in der Nachfolge Christi in unseren Schwachheiten, in unseren Kleinheiten, in unseren Armseligkeiten und in unserem Ringen, ganz offensichtlich auch zu den Bausteinen dieser Welt, die allzu oft verworfen wurden oder bis heute noch verworfen werden mit unserer scheinbaren so merkwürdigen und für viele Menschen gerade heutzutage so suspekten Weltsicht. Das ist wirklich eine Weltsicht. Die heilige Edith Stein, sie spricht in einem Brief von ihrer Bekehrung, wo der Herr selbst ihr die Binde von den Augen genommen hat. Man sieht auf einmal anders. Jeder der das, eine Begegnung mit dem Herrn, eine Bekehrung erlebt, hat, kann das bestätigen. Viele Zeugen in der Kirchengeschichte sind da, um das zu bestätigen. Zeugenschaft – ein so kostbares Geschenk.

Der Herr als Auferstandener rügt die Apostel, dass sie denen nicht geglaubt haben, die ihn gesehen haben. Zeugenschaft ist das Wichtigste, um an Christus zu glauben, wenn das auch nicht jedem geschenkt ist – eine besondere Bekehrung, ein besondere Begegnung. Ja, es ist eben eine Weltsicht, die dazu führt, dass wir eben manchmal verworfen werden von den Bauleuten dieser Welt, weil es eine Weltsicht ist, die an der Wahrheit des Evangeliums festhält. Aber diese Botschaft ist bis heute ein Ärgernis für die Welt. Aber gerade darin zeigen wir doch, dass wir dem Herrn wirklich nachfolgen – in diesem Zeugnis für das Evangelium. Darum teilen wir sein Los.

Wenn wir ganz persönlich daran leiden, dass so viele Menschen um uns herum – Jung und Alt, Nah und Fern, von diesem ewigen Hohepriester und von der Erlösung und der Frohen Botschaft nichts wissen wollen. Genau darin teilen wir sein Los. Wenn wir daran leiden, dass unsere Familien und unsere Freunde, ja wirklich Menschen, die uns am Herzen liegen, sowie Johannes dem Herrn am Herzen gelegen hat, uns am Herzen liegen und wir leiden daran, dass diese Menschen nicht so recht zum Herrn finden. Wenn wir sehen wie Jugendliche sich abwenden, wenn wir sehen und daran leiden, wie so viele nicht verstehen können, warum wir versuchen wollen, die rein weltlichen Gedanken, Worte und Werke abzulegen, um uns dem Herrn zuzuwenden, um ihm nachzufolgen, jeder an seinem Platz. So zum Beispiel im Ordensleben, im geweihten Leben oder auch im gelebten Glauben in der Welt. Wenn das so ist, wenn wir daran leiden, meine lieben Brüder und Schwestern, dann leidet Christus in uns. Dann können wir gewissermaßen das Wort des heiligen Paulus aus dem Galaterbrief abwandeln und sagen: Nicht mehr ich leide, sondern Christus leidet in mir. Dann kann auch das eine mystische Vereinigung mit Christus unserem Bräutigam, mit seinem Kreuzesleiden, sein. Und genau darin erfahren wir dann ganz konkret unsere Erlösung. Denn sonst bleibt ja alles Leiden buchstäblich an uns hängen. Und dann werden eben wir niedergedrückt und erschlagen, fallen in die Mutlosigkeit, in die Traurigkeit, in die Lähmung, weil die Erlösung nicht weltlich ist, weil sie nicht von uns kommt, sondern von Gott kommt.

Er ist Christus, er ist der ewige Hohepriester. Durch ihn und mit ihm fließen in jeder heiligen Messe, unser Leid, auch unser Leiden an dieser Welt, mit hinein in das Kreuzesopfer auf Golgotha. Aber jeder von uns weiß, dass Christus auch an uns und durch uns leidet. Auch das gehört zur Frohen Botschaft. Sogar, so bitter es ist, wir fallen immer wieder ins Dunkel der Sünde. Wir fallen trotz des regelmäßigen Gebetes, trotz des Lebens in der Gemeinschaft, trotz aller unserer guten Vorsätze, trotz der Liebesheirat, die wir in der Ordensprofess mit dem Herrn gefeiert haben, wir fallen trotz der bitteren Tränen der Reue, trotz aller Dankbarkeit für unsere Erlösung. Und ich kann euch sagen, nach fünf Monaten nach meiner Priesterweihe, kann ich euch versichern, man fällt auch trotz des Empfanges des Weihesakramentes – immer und immer wieder.

Aber trotzdem ist die Zahl der Sünden, wenn sie auch noch so groß und schwer sind, begrenzt, weil die Sünde Menschenwerk ist. Verführung und Versuchung kommt vom Teufel – aber die Sünde ist Menschenwerk. Sünde ist weltlich und sie hat ein Ablaufdatum. Sie ist sogar schon faul, wenn sie entsteht. Wenn die Verführung auch vom Teufel kommt. Die Sünde können wir auf ihn nicht abwälzen. Die Sünde ist und bleibt Menschenwerk und deshalb ist sie vergänglich. Aber wir haben ja, wie es im Hebräerbrief heißt, nicht einen Hohepriester, der nicht mitfühlen könnte mit unserer Schwäche, sondern einen, der in allem wie wir in Versuchung geführt worden ist, aber nicht gesündigt hat. Liebe Schwestern und Brüder unsere Erlösung ist ewig, weil sie vom ewigen Hohepriester kommt. Was ist das für eine Botschaft? Dass diese die Welt nicht versteht, kann man gut verstehen. Dieses Werk der Erlösung ist im Letzten Ausdruck der tiefen Liebe und Barmherzigkeit Gottes – kein Verdienst – schon gar nicht des Menschen.

Dass ich heute hier als Priester stehen darf, das ist ein Werk der Barmherzigkeit Gottes, der festhält, in Treue festhält an seinem ewigen Plan, mögen die Umstände noch so widrig sein. Beten sie und wir weiter um die Bekehrung der Sünder und stärken wir uns dabei gegenseitig, denn wir sind jetzt schon ein Leib und ein Geist in Christus. Und außerdem bete ich und beten sie mit mir für all jene, die für die Bekehrung der Sünder beten – nämlich dafür, dass diese und wir es aushalten, wenn dann einer dieser bekehrten Sünder als Neupriester am Altar steht, damit wir es aushalten, wenn der Herr manchmal tief, manchmal sehr, sehr tief in die Finsternis der Sünde und der Glaubensferne greift. Damit wir und alle diejenigen aushalten, die er von Ewigkeit her auserwählt hat, um die Sünder in der heiligen Beichte von ihrer Last zu befreien und das heilige Messopfer zu feiern.

Liebe Brüder und Schwestern, dies darf ich nun tun für die Kirche, für dieses heilige Volk von Priestern, Königen und Propheten, für euch. Dies darf ich tun und dadurch erweist sich vielleicht in diesem Aushalten dieser Priester, solcher bekehrter Sünder, die Heiligkeit dieses priesterlichen, königlichen, prophetischen Volkes. Diesen Dienst darf ich tun, das heilige Messopfer feiern bis zum Ende meines Lebens, in Dankbarkeit und jeden Tag im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.