Statue der Gottesmutter
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Niemand bleibe dem Tragen des Lichtes fern (02.02.2020)

Vierzig Tage sind seit der Geburt des Jesuskindes vergangen. Heute bringen Maria und Josef ihren Sohn in den Tempel, um die Erstlingsweihe zu vollziehen, getreu dem Wort, das der Herr zu Mose gesprochen hatte: „Erkläre alle Erstgeburt als mir geheiligt! Alles, was bei den Israeliten den Mutterschoß durchbricht, bei Mensch und Vieh, gehört mir.“ (Ex 13,1)

Die Eltern Jesu brachten Gottes Sohn in den Tempel um ihn auszulösen und mit ihm, dem Licht vom Lichte, kam die Herrlichkeit Gottes in den Tempel. Daran erinnern die Kerzenweihe und die Lichterprozessionen, welche an diesem Tag stattfinden.

Sophorius von Jerusalem hielt dazu fest: „Wir entzünden den Glanz der Kerzen, um das göttliche Licht der Ankunft dessen anzuzeigen, von dem alles leuchtet, durch den die böse Finsternis verjagt wird und alles in der Fülle ewigen Lichtes hell wird. Wir tun es auch, um sichtbar zu machen, mit welchem Glanz der Seele wir Christus entgegeneilen müssen. Wie die jungfräuliche Gottesmutter unbefleckt das wahre Licht auf den Armen trug und bei denen war, die in Finsternis und im Dunkel des Todes saßen, so wollen auch wir, von seinen Strahlen erleuchtet, in den Händen das Licht, das allen erscheint, dem entgegeneilen, der wahrhaft das Licht ist.“

Mit der Aufopferung Jesu zutiefst verbunden ist der greise Simeon, dessen Ausruf bis heute täglich in der Komplet gebetet wird: „Nun lässt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden. Denn meine Augen haben das Heil gesehen, das du vor allen Völkern bereitet hast, ein Licht, das die Heiden erleuchtet, und Herrlichkeit für dein Volk Israel.“ (Lk 2,29f)

Sophronius führt dazu weiter aus: „,Das Licht kam in die Welt‘ und erhellte sie, die von Finsternis umfangen war. Das strahlende Licht aus der Höhe kam zu uns und leuchtete denen, die in Finsternis und um dunkel des Todes saßen. Das ist unser Mysterium, und darum schreiten wir mit Lampen einher, darum sind wir mit Lichtern herbeigeeilt, um zu zeigen, dass uns das Licht aufgeleuchtet ist, um anzudeuten, welcher Glanz von ihm auf uns übergehen wird. Darum lasst uns alle zusammenlaufen, lasst uns alle Gott entgegeneilen! Niemand von uns bleibe ohne die Weihe dieses Lichtes, nimand, den es erfüllt, bleibe im Finstern. Voll Glanz vollen wir alle hervortreten, erleuchtet lasst uns ihm alle zusammen entgegengehen und mit dem greisen Simeon das klare und ewige Licht in Empfang nehmen. Mit ihm wollen wir im Herzen jubeln und dem Erzeuger und Vater des Lichtes, der das wahre Licht gesandt, das Dunkel verscheucht und alles zum Leuchten gebracht hat, den Hymnus des Dankes singen!“

Oration vom Fest Darstellung des Herrn
Allmächtiger, ewiger Gott,
dein eingeborener Sohn hat unsere menschliche Natur angenommen und wurde am heutigen Tag im Tempel dargestellt.
Läutere unser Leben und Denken, damit wir mit reinem Herzen vor dein Antlitz treten.

Du führst mich hinaus ins Weite, du machst meine Finsternis hell

Wir kennen in unserem Leben helle und dunkle Tage. Auch und gerade in den dunklen Zeiten unseres Lebens will Christus uns Licht sein. Er kann die Finsternisse unseres Lebens erhellen.

Mit ihm kommt die Freude, die unsere Gesichter zum Strahlen bringt. Wir dürfen Gott vertrauen, dass er sich unser erbarmt. Die kinderlose Hanna, die durch inniges Gebet von Gott einen Sohn, Samuel, geschenkt bekam, jubelte in ihrem Loblied: „Mein Herz ist voll Freude über den HERRN, erhöht ist meine Macht durch den HERRN. Weit öffnet sich mein Mund gegen meine Feinde; denn ich freue mich über deine Hilfe. Keiner ist heilig wie der HERR; denn außer dir ist keiner; keiner ist ein Fels wie unser Gott.“

Auch der Psalmist spricht im Psalm 18,29: „Ja, du lässt meine Leuchte erstrahlen, der HERR, mein Gott, macht meine Finsternis hell.“

Der Jubel und die Freude sind denen eigen, die Gott in ihr Herz gelassen haben. Die Finsternis muss dem Licht weichen. Der Lobpreis ist wie eine Tür zum Licht. Er erhellt den Menschen, weil Gott, das ungeschaffene Licht, in den Menschen eindringt. Im Lobpreis werden Geist und Seele weit und Gottes Licht kann den Menschen erhellen. Der murrende, griesgrämige Mensch verschließt sich und kann das Licht nicht in sich aufnehmen.

Licht, das die Heiden erleuchtet

Simeon hat viele Jahre mit bereitem Herzen und einem wachen Geist auf Christus gewartet und hat das Licht, das die Heiden erleuchtet, sofort erkannt. Von ihm können wir lernen, nicht aufzugeben, sondern in Treue auszuharren in den dunklen Zeiten. Denn das Licht wird kommen. Niemandem, der sich danach sehnt, wird es für immer fern bleiben. In den Sakramenten ist Christus ganz gegenwärtig. Wir können ihn zwar nicht von Angesicht zu Angesicht sehen. Aber er ist da, um unser Leben zu erhellen. In jeder Beichte vertreibt der Herr die Finsternis der Sünde von uns. In jedem Kommunionempfang kommt Christus zu uns, um mit seinem Licht alles in uns zu erhellen. Und wir dürfen erfahren, was wir im Psalm 139 lesen: „Auch die Finsternis ist nicht finster vor dir, die Nacht leuchtet wie der Tag, wie das Licht wird die Finsternis.“ (Ps 139,12)

Papst Franziskus sprach 2019 in der Botschaft zum Welttag des geweihten Lebens davon, dass die Begegnung mit Gott ihren Höhepunkt in der Schau findet: „Simeon sagt: »Denn meine Augen haben das Heil gesehen« (Lk 2,30). Er sieht das Kind und sieht das Heil. Er sieht nicht den Messias, der Wundertaten vollbringt, sondern ein kleines Kind. Er sieht nicht etwas Außerordentliches, sondern Jesus mit den Eltern, die zum Tempel ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben bringen, also die bescheidenste Gabe (vgl. V. 24). Simeon sieht die Einfachheit Gottes und nimmt seine Gegenwart auf. Er sucht nichts anderes, er verlangt und will nicht mehr, ihm genügt es, das Kind zu sehen und es in die Arme zu nehmen: „Nunc dimittis“ , nun kannst du mich scheiden lassen (vgl. V. 29). Ihm genügt Gott, wie er ist. In ihm findet er den letzten Sinn des Lebens. Es ist die Schau des gottweihten Lebens, eine einfache Schau, prophetisch in ihrer Einfachheit, wo man den Herrn vor Augen und in den Händen hält und man nichts anderes braucht. Er ist das Leben, er ist die Hoffnung, er ist die Zukunft. Das gottgeweihte Leben ist diese prophetische Schau in der Kirche: es ist der Blick, der Gott in der Welt gegenwärtig sieht, auch wenn viele ihn nicht bemerken; es ist die Stimme, die sagt: „Gott genügt, das Übrige vergeht“; es ist der Lobpreis, der trotz allem ertönt, wie die Prophetin Hanna zeigt. Sie war eine sehr alte Frau, die über viele Jahre als Witwe gelebt hatte, aber sie war nicht verfinstert, nostalgisch oder auf sich selbst zurückgezogen; im Gegenteil, sie kommt unvermittelt, lobt Gott und spricht nur über ihn (vgl. V. 38). Gerne stelle ich mir vor, dass diese Frau „gut schwatzte“, und gegen das Übel des Tratsches wäre sie eine gute Patronin, um uns zu bekehren. Sie ging nämlich von da nach dort und sagte feierlich: „Dieser ist es! Dieses Kind ist es! Geht hin, ihn zu sehen!“ Gerne sehe ich sie so, wie eine Frau aus dem Viertel.“

„Wir wollen dem Herrn alle entgegengehn, wir alle, die sein Geheimnis verehren; mit willigem Herzen lasst uns alle gehen! Keiner schließe sich von der Begegnung aus, niemand bleibe dem Tragen des Lichtes fern!“ (Sophronius von Jerusalem)

Bitten wir Josef und Maria, heute, am Fest Darstellung des Herrn, Jesus in den Tempel unseres Herzens zu bringen, damit sein Glanz uns mit der Herrlichkeit Gottes erfülle. Damit wir Lichtträger während unseres ganzen Lebens sein können, weil sein Licht in uns unvergänglich aufstrahlt.