Statue der Gottesmutter
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Palmsonntag (29.03.2015)

Zwei Themen prägen den Palmsonntag: Der Jubel um den erhofften König und das Leiden des vom Volk verworfenen Messias. Die Hoffnung Israels zog in Jerusalem ein. Nicht hoch zu Ross, sondern bescheiden auf einem Esel.

Ist es nicht gerade die Bescheidenheit, die einen Menschen adelt? Sirach (3,17) sagt: „Mein Sohn, bei all deinem Tun bleibe bescheiden und du wirst mehr geliebt werden als einer, der Gaben verteilt.“ Der König der Juden lebte in Armut. Er hatte nicht viel zu geben, doch was er hatte, gab er den Armen.

Papst Franziskus, als Stellvertreter Christi, möchte uns alle wieder auf einen Weg der Bescheidenheit, der Einfachheit, zurückführen und gibt uns sein gelebtes Beispiel als Vorbild.

Sich selbst zurücknehmen für das Wohl des Ganzen, den eigenen Glanz verbergen, um andere zu ehren, das ist für den heutigen Menschen vielleicht schwieriger denn je geworden. Locken doch von allen Seiten die unterschiedlichsten Medien mit dem, was der Mensch haben „muss“ – im geistigen Bereich ebenso, wie im materiellen. Um jemand zu sein, muss man aber nicht hoch hinaus.

Jesus kannte seinen „Wert“, weil er als Mensch vollkommen in Gott verwurzelt war und sein Leben unter den Blick des Vaters gestellt hatte. Die Ehre erwartete er nicht von den Menschen, sondern vom Vater allein. Das hat der Herr auch uns verheißen: „Wenn einer mir dient, wird der Vater ihn ehren.“ Auch wir können wirkliche Ehre nur von Gott her empfangen, von ihm, der das Verborgene sieht und dessen Urteile gerecht sind. Vom deutschen Schriftsteller Christian Morgenstern stammt der Ausspruch: „Manche Menschen machen sich vor anderen so klein wie möglich – um größer als diese zu bleiben.“ In der Leidensgeschichte Jesu erleben wir den geschundenen, gedemütigten Gottmenschen, der sich vor Gott und der Welt ganz klein gemacht hat. In dieser Demut zeigt sich aber seine wahre Größe. Symbolhaft am Kreuz erhöht, bleibt der Menschensohn für immer erhöht. In und aus Liebe hat er das, was den Menschen in seiner Würde erniedrigte – die Sünde – besiegt.

Ohne auf sein Recht als Unschuldiger zu pochen, nahm Jesus unsere Schuld auf sich und erwies sich damit als König der Welt, die ihm nun zu Füßen liegt, wie bereits der Psalmist verkündete: „So spricht der Herr zu meinem Herrn: Setze dich mir zur Rechten und ich lege dir deine Feinde als Schemel unter die Füße.“ Wer Jesus zujubelt, muss Acht geben, dass er nicht falschen Vorstellungen erliegt. Er ist wahrhaft König, aber ein König nach göttlichen Maßstäben. Wer von Gott enttäuscht wurde, muss im Grunde seines Herzens dafür dankbar sein. Die Ent-täuschung bedeutet ja, dass wir von einem falschen Bild befreit wurden. Der Heilige Geist zieht von Zeit zu Zeit unsere falschen Gottesbilder von uns ab, um unseren Blick auf Gott neu zu schärfen. In der Enttäuschung wurde das falsche Bild gegen das wahre Bild eingetauscht. Damit sehen wir klarer, wie der Blinde, der nach seiner noch unvollständigen Heilung die Menschen als wandelnde Bäume sah. Mit Gott geht es uns in vielen Bereichen genauso.

Nur der Heilige Geist kann uns Gott offenbaren, wie er wirklich ist. Und wir dürfen darauf vertrauen: Gott ist anders, als wir es uns in unserer menschlichen Armut vorstellen können. Er ist größer, besser und reiner, als es unser Geist zu fassen vermag. Achten wir darauf, dass wir bei der nächsten Enttäuschung nicht wie das damalige Volk reagieren und Jesus ans Kreuz nageln, weil er nicht irdisch sondern göttlich handelt. In der Enttäuschung ist Gott derselbe geblieben, nur unser Blickwinkel hat sich verändert und ist der Wahrheit ein Stück näher gekommen. Auch wenn wir diese Wahrheit noch etwas verschwommen sehen und deshalb mitunter nicht richtig einordnen und verstehen können: Wir dürfen immer darauf vertrauen, dass Gott gut ist!