Statue der Gottesmutter
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Rosenkranzmonat (01.10.2020)

Im Oktober lädt uns die Kirche ein, durch das Rosenkranzgebet tiefer in die Heilsgeheimnisse einzudringen. Wer den Rosenkranz mit Andacht betet und beten lehrt, darf sich der Erfüllung jener 15 Verheißungen sicher wähnen, die Maria dem Dominikanermönch Alano della Rupe versichert hatte.

Als er die Geschehnisse jener Zeit niederschrieb, berichtete er über sich selbst in der dritten Person: „Jener Mönch… pflegte lange den Rosenkranz Marias zu beten, in unermüdlicher täglicher Verehrung Gottes, durch die Fürsprecherin und Gottesmutter Maria.“ Dass er seine Berufung im Stand der Gnade leben konnte, führte er auf das Rosenkranzgebet zurück. Doch schon bald sollte seine heile Welt in sich zusammenbrechen. So geschah es, dass er ab 1457 „von schlimmen, lästigen und grausamen Versuchungen geplagt wurde und gegen diese ankämpfen musste. …In der Tat, da Gott es so zuließ, wurde er sieben Jahre lang von grausamen Versuchungen durch den Teufel geplagt, mit Ruten geschlagen und mit heftigen Peitschenhieben traktiert.“ Diese Grausamkeiten waren für den Ordensmann zu viel – und er wollte sich im Jahr 1464 das Leben nehmen: „Einmal kam, es, dass er sich im Zustand allergrößter Seelennot gerade in der Kirche seines heiligen Ordens befand. Die Hand des von der Versuchung Gequälten hatte bereits das Messer gezückt, wollte sich mit der scharfen Klinge den sicheren Todesstoß versetzen, die Kehle durchschneiden. …Die barmherzige Retterin Maria näherte sich ihm, gebot der mörderischen Hand mit festem Griff Einhalt. Dann versetzte sie dem Verzweifelten eine Ohrfeige und sagte: ‚Was tust Du, Elender? Wenn Du mich um Hilfe angerufen hättest, wie Du das bereits andere Male getan hast, wärst Du nie in solch große Gefahr geraten‘. Nach diesen Worten verschwand sie und ließ den Elenden allein zurück.“

Wer hätte erwartet, dass die Heilige Jungfrau so resolut auftreten würde, um eine Seele zu retten? Aber Marias Sprache war sehr deutlich und eindringlich. Ihre Handlung sollte ihm den rechten Weg weisen. Wer nun aber meint, dass mit dem Kommen der Gottesmutter die Versuchungen aufhörten, irrt sich gewaltig. Nach und nach verschlimmerten sich diese Bedrängnisse sogar noch. Völlig verzweifelt fand der arme Mönch nur noch eine Lösung: das Ordensleben aufzugeben. Diese jahrelang andauernde Krise spitzte sich immer weiter zu und erreichte ihren Höhepunkt, als er zu allem Übel auch noch schwer erkrankte. Er fühlte sich dem Ende nahe und bat um die Letzte Ölung. Der Tod ließ jedoch auf sich warten. Vom Leiden zermürbt begann der im Elend gefangene Ordensmann  stöhnend die Gottesmutter anzurufen. Maria erhörte sein Flehen und kam ein zweitesmal zu ihrem auserwählten Kind: Zwischen der zehnten und elften Stunde brach plötzlich ein himmlischer Lichtstrahl in die Zelle des Mönches ein und erfüllte schließlich den ganzen Raum, und „vor ihm stand die majestätische Erscheinung der seligen Jungfrau Maria, die ihm ihren liebevollen Gruß entbat.“ Ganz Majestät und zugleich ganz Mutter, beugte sich Maria über ihren Sohn und linderte seine Leiden. Sie legte ihm eine aus ihrem Haar geflochtene Kette um den Hals, an der 150 Edelsteine hingen; weitere 15 waren dazwischen eingebunden, „der Zahl ihres Rosenkranzes entsprechend,“ wie der Mönch anmerkt. Die Muttergottes sagte zu Alano: „Freue dich also und sei guten Mutes, oh Bräutigam, denn so viele Male hast du mich erfreut, wie oft hast du mich in meinem Rosenkranz gegrüßt. Und wie oft warst du, während ich glücklich war, in Angst und Sorge…, aber warum? Ich hatte beschlossen, Dir Süßes zu bereiten, und deshalb habe ich Dir viele Jahre lang Bitteres gebracht... Wohlan denn, freue Dich nun.“

Von da an konnte Alano die Hölle hinter sich lassen und in ein neues Leben eintreten: „Wenn er den Rosenkranz Marias betete, strahlte er vor bewundernswertem Frohmut, vereint mit einer unerklärlichen Freude.“ Und eines Tages, als er gerade im Gebet versunken war, „gewährte ihm die Jungfrau erneut die Ehre vieler kurzer Offenbarungen,“ schreibt er. Es waren die sogenannten 15 Verheißungen, die für die normalen Rosenkranz-Andachten, das heißt, für die offiziellen Rosenkranz-Geheimnisse gelten:

15 Verheißungen an Alano della Rupe

1. Diejenigen, welche meinen Rosenkranz beharrlich beten, erlangen eine besondere Gnade.

2. Ich verspreche jenen, die andächtig den Psalter meines Rosenkranzes beten, große Gnaden und meinen besonderen Schutz.

3. Der Rosenkranz ist ein mächtiger Schild gegen den höllischen Feind; er vernichtet das Laster, verhindert die Sünde und rottet die Irrlehre aus.

4. Der Rosenkranz bewirkt das Wiederaufblühen der Tugend und Werke der Gottseligkeit. Durch ihn wird den Seelen die Fülle der göttlichen Erbarmungen zuteil; indem sie sich von der eitlen Anhänglichkeit an die Güter dieser Welt losschälen, werden sie erfüllt von dem Verlangen nach den ewigen Gütern; viele Seelen werden durch den heiligen Rosenkranz gerettet.

5. Die Seele, welche in rechter Weise durch meinen Rosenkranz ihre Zuflucht zu mir nimmt, geht nicht verloren.

6. Alle diejenigen, welche andächtig den Rosenkranz beten, und dabei die Geheimnisse betrachten, werden vom Unglücke nicht niedergebeugt und vor dem unvorhergesehenen Tode bewahrt bleiben. Sind sie in Sünden, so werden sie die Gnade der Bekehrung erlangen; die Gnade der Beharrlichkeit aber, wenn sie gerecht sind, und sie werden würdig befunden werden des ewigen Lebens.

7. Die Gläubigen, welche eine wahre Andacht zu meinem Rosenkranz haben, werden nicht ohne Empfang der heiligen Sakramente sterben.

8. Ich will, dass jene, die meinen Rosenkranz andächtig beten, während ihres Lebens und im Augenblicke ihres Todes der Fülle göttlicher Erleuchtungen und Gnaden teilhaftig werden sowie der Verdienste der Heiligen Gottes.

9. Jeden Tag befreie ich aus dem Fegfeuer die Seelen, welche in ihrem Leben die Andacht des heiligen Rosenkranzes beharrlich gepflegt haben.

10. Denen, die wahrhaft andächtig meinen Rosenkranz beten, wird im Himmel eine besondere Glorie zuteil werden.

11. Alles, was man mich vermittels des heiligen Rosenkranzes bittet, wird man erhalten.

12. Diejenigen, welche an der Verbreitung meines Rosenkranzes arbeiten, werden in all‘ ihren Nöten meine Hilfe erfahren.

13. Ich habe von meinem göttlichen Sohne die Gnade erlangt, dass alle, welche der Bruderschaft vom heiligen Rosenkranze einverleibt sind, die glückseligen Bewohner des Himmels zu ihren Brüdern und Schwestern haben, während ihres Lebens und in der Stunde ihres Todes.

14. Diejenigen, welche meinen Rosenkranz beten, sind meine bevorzugten Kinder und Brüder Jesu Christi, meines eingeborenen Sohnes.

15. Die Andacht zum hl. Rosenkranz ist ein besonderes Merkmal der Auserwählung.

(Imprimatur: Patrick J. Hayes, D.D.; Archbishop of New York, USA.)

Maria, die Königin der Milde

Mit diesen 15 Versprechen verabschiedete sich Maria von Alano mit dem Auftrag: „Predige das, was Du gesehen und gehört hast. Hab keine Furcht: ich bin mit Dir: ich werde Dich und allen meinen Psalmodisten zur Seite stehen. Ich werde all jene bestrafen, die sich Dir entgegen stellen.“

In den zwei Lebensjahren, die dem frommen Mönch noch verblieben, erfüllte er die Bitten der Jungfrau Maria als ihr gehorsamer Sohn und verstand es durch seine Predigten die beliebte Marienverehrung zu verbreiten und die jeweiligen Bruderschaften zu gründen. Im Jahr 1474 gelang es ihm sogar, das Kapitel der Dominikaner Hollands davon zu überzeugen, zum ersten Mal das Rosenkranzgebet für die Lebenden und die Toten vorzuschreiben. Im selben Jahr wurde in Frankfurt, in der Kirche der Dominikaner, der erste Altar für eine Rosenkranzbruderschaft errichtet.

In seinem letzten Lebensjahr verfasste Alano die Apologia des Rosenkranzes Marias für einen gewissen Ferrico, Bischof von Tournai, in der er ihm all das berichtete, was er in den elf Jahren zuvor erlebt hatte. In Zwolle erkrankte Alano am 15. August, dem Hochfest Mariä Aufnahme in den Himmel, schwer. Am 8. September darauf, das war damals der Vorabend von Maria Geburt, entschlief Alan im Kreise seiner Brüder im Rufe der Heiligkeit. Maria, die Königin der Milde, wie er sie in seinen Niederschriften nannte, hat ihn heimgeholt.