Statue der Gottesmutter
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Seliger Bruder Isidor vom hl. Josef De Loor (06.10.2018)

Am 18. April 1881 gebar Kamilla De Loor ihrem Gatten Alois De Loor einen Sohn: Isidor. Die arme Bauernfamilie lebte in Vrasene in Flandern. Für ihn und seine beiden Geschwister bestimmten der tägliche Rosenkranz und Messbesuch den Tagesablauf. Gott gehörte zu ihrem Leben genauso wie die harte Arbeit. Isidor besuchte bis zum zwölften Lebensjahr die Schule. Seine Erstkommunion feierte er mit zwölf Jahren, die Firmung empfing er ein Jahr darauf. Als zwölfjähriger fing für ihn der Ernst des Lebns an. Isidor wurde auf dem elterlichen Bauerhof gebraucht, wo er tatkräftig und mit Leidenschaft mitanpackte. Er war der Modernisierung gegeüber sehr aufgeschlossen und gehörte zu den ersten, die sich in seiner Region für eine fortschrittliche Landwirtschaft einsetzte. Er besuchte sogar die Abendschule, um neue Arbeits- und Produktionsmethoden kennenzulernen. Im Winter half er im Bauunternehmen seines Onkels und verlegte Pflastersteine. Aber Bauer sein machte ihn glücklich, weil er durch die Naturverbundenheit auch die Gottverbundenheit fand.

Und er wäre Bauer mit Leib und Seele geworden, hätte Gott nicht einen anderen Plan mit ihm gehabt. Angeblich machte sich schon als vierzehnjähriger seine Berufung vage bemerkbar, die aber erst langsam in ihm heranreifte und an Klarheit gewann. Isidor erkannte, dass ihn nur die seelsorgliche Arbeit in der Pfarre wirklich erfüllte. In seinem Verlangen nach Gott besuchte er sonntags zwei heilige Messen. Mit dem Pfarrer gemeinsam lehrte er die Kinder von Vrasene und St. Gillis den Katechismus. Er hiel die Vesper und empfing den eucharistischen Segen und sang im Kirchenchor. Das geistliche Leben trat für ihn immer mehr in den Vordergrund. Es wurde für Isidor zum Schwungrad seines Lebens. Von seinem 16. Lebensjahr an wirkte er in seiner Heimatpfarre als Katechet.

Sein ganzes Leben lang war er angezogen vom Leiden Christi. Dieser Faszination kam die „Unia pia für den wöchentlichen Kreuzweg“ entgegen, deren Mitglied er war. Den Kreuzweg des Herrn zu betrachten war seine stille Mission, der er ganz hingegeben war und aus der er so viele Lehren für sich und andere ziehen konnte. Als er 26 Jahre alt war, gab ihm der Redemptorist P. Boukaert bei einer Volksmission den Rat, bei den Passionisten einzutreten, weil das der richtige Platz für ihn sei.

Diesen Rat beherzigte Isidor und trat bereits am 15. April 1907 bei den Passionisten ins Kloster Ere bei Doornik in Flandern ein, nachdem er seine engen Familienbande für Christus gelöst hatte. Er schrieb an seine Lieben: „Die Trennung von euch, die ihr mir so teuer seid und denen ich mich so verbunden fühle, hat mich auf eine harte Probe gestellt, doch mit Gottes Hilfe konnte ich es ertragen.“ Isidor war Laienbruder und erhielt den Ordensnamen Isidor vom heiligen Josef. Seine Berufung erfüllte ihn mit Freude und seine Liebe galt uneingeschränkt dem Gekreuzigten: „Indem ich alles zur Ehre Gottes tue, habe ich Anteil an der Bekehrung der Sünder und an der Verbreitung der Verehrung des Leidens Christi und der Schmerzen Mariens… Während die Priester ihre Predigten halten, arbeiten wir Brü­der für die Kommunität; auch die niedrigste Arbeit geschieht zur Ehre Gottes und zu unserem Heil. Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als mich ganz für das Heil der Seelen aufzuopfern.“ Sein Professtag war der 13. September 1908.

Schon bald wurde er in ein anderes Kloster versetzt. Zuerst kam er am 04. Dezember 1910 in das Kloster St. Josef in der Nähe von Brüssel und am 11. August 1912 wurde er in das St. Antonius Kloster nach Kortrijk geschickt, in dem er bis zu seinem Tod ein heiligmäßiges Leben als Gärtner, Koch, Pförtner, Bettelmönch oder Sakristan führte. An der Verkündigung des Leidens Christi wirkte er durch sein Gebet und seine Opfer mit – still und verborgen hinter den Klostermauern, wo er versuchte, seine Mitbrüder in der Mission zu unterstützen. Wo auch immer er gebraucht wurde, er tat es mit Liebe und Gewissenhaftigkeit. Er suchte und fand in allem den Willen Gottes – auch wenn ihm etwas schwer fiel.

Über seine überraschende Versetzung im Jahr 1910 ließ er seine Angehörigen wissen: „Es kam mir in den Sinn, dass die Oberen so ent­schieden haben, weil Gott es wollte. Bei diesem Gedanken konnte ich meine Freude nicht länger verbergen.“ Gottes Willen zu tun war ihm Herzensfreude, seine Stütze und sein ganzer Reichtum. Wie auch die Armut, in der er seine wahre Freiheit fand: „Ich besitze nicht viel, nur ein Kreuz, ein Rasiermesser, ein Taschenmesser, einen Bleistift… aber ich kann euch gar nicht sagen, wie glücklich es mich macht, wenn ich sehe, wie frei ich von allem bin, denn mein Herz liebt nur Jesus.“

Ein erstes große Kreuz musste er umarmen, als er bereits nach vier Ordensjahren ein Auge verlor, weil es von einem bösartigen Tumor befallen war. Wieder informierte er seine Familie über sein Befinden: „Ich habe gebeichtet und in der heiligen Kommunion bot ich Gott mein Auge zur Tilgung meiner Sünden, für euer geistiges und zeitliches Wohl und für viele andere Intentionen an. Es war mir ein Leichtes, mich dem Willen Gottes zu beugen, und ich empfand keine Trauer.“ Und er fügte hinzu: „Mit meinem Glasauge sehe ich weiterhin nichts. Innerlich aber bin ich außerordentlich glücklich und zufrieden mit meinem Zustand… Wenn ich die guten Dinge nur zur Hälfte sehe, dann sehe ich auch die schlechten nur zur Hälfte.“ Die Tatsache, dass er vermutlich nur noch fünf oder sechs Jahre zu leben hatte und möglicherweise an Darmkrebs sterben würde, nahm er gelassen hin.

Seine Krankheit tat der Erfüllung seiner Aufgaben keinen Abbruch und Isidor fasste den festen Entschluss: „Für die Kongregation will ich die schwersten Opfer ertragen, auch mein Leben würde ich opfern, wenn es notwendig ist“.

Nach seiner Versetzung nach Kortrijk führte er „sein Leben der Arbeit und des Gebetes zur Erbauung aller“ fort, obwohl sich sein Leben schon zu Ende neigte. Er wurde immer schwächer. Aber er blieb gleichmütig: „Wenn Gott so entschieden hat, beuge ich mich Seinem Willen ohne Seufzen und Klagen… Alles was er [will!] Wir müssen in allem Seinen Willen tun.“ „Allein könnte ich dieses Leiden nicht ertragen, mit Gottes Hilfe aber ge­lingt es… Wir müssen unsere Leiden in Gemeinschaft mit Jesus annehmen, der für uns Beispiel der Ergebenheit in Gottes Willen ist.“

Neuerliche Krebssymptome und heftige Schmerzen durch eine eitrige Brustfellentzündung ertrug er zehn Tage lang in „heldenhafter Geduld und Ergebung“. Eine einzige Bitte äußerte er in diesen leidvollen Tagen: „Man möge ihm helfen, das Ave Maria zu beten und nach der Kommunikon das Dankgebet sprechen.“ An seinem Sterbetag hatte Isidor große Schmerzen. Er saß auf einem Stuhl, stützte den Kopf in beide Hände und murmelte die Stoßgebete nach, die man ihm vorsagte. Als sein Oberer ihn ermutigte und sagte, dass nun die Stunde gekommen sei, um in den Himmel einzugehen, sagte Isidor: „O ja, in den Himmel!“

In seinem Sterben und den damit vebundenen Umständen kann man sehen, dass Gott sein Opfer für die Gemeinschaft angenommen hatte. Mitten im I. Weltkrieg wurde ein Teil des Klosters von den Deutschen als Feldspital annektiert. Isidor war erst 34 Jahre alt, als er am 06. Oktober 1916 in die ewige Heimat aufbrechen durfte. Wegen des Krieges wurde er ohne jeglicher Zeremonie begraben, nicht einmal die Mitbrüder durften ihn zum Friedhof begleiten – die ganze Stadt war Militärzone. Papst Johannes Paul II. hat Bruder Isidor vom heiligen Josef De Loor am 30. September 1984 seliggesprochen. In der Vorauer Kapelle dürfen wir eine Reliquie des seligen Isidor verehren.

(Quellen: RESCH, ANDREAS: Die Seligen Johannes Pauls II. 1979 – 1985.; Passionisten.de)