Statue der Gottesmutter
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Seliger Laurentius vom heiligen Franz Xaver (12.06.2018)

Seit dem vergangenen Jahr beherbergen wir in der Vorauer Kapelle auch eine Reliquie des seligen Lorenzo Salvi. Geboren am 30. Oktober 1782 in der ewigen Stadt Rom, im Palazzo der Grafen von Carpegna, wurde er noch am selben Tag auf den Namen Laurentius Cajetanus Maria getauft. Marianna Biondi, seine Mutter, starb einen Monat nach seiner Geburt. Sein Vater war Antonius Biondi. Im nahegelegenen Collegio Romano absolvierte der junge Lorenzo seine Ausbildung gemeinsam mit dem heiligen Kaspar di Bufalo und Mauro Cappellari, den Gründern der Missionare vom kostbaren Blut. Capellari wurde später Papst Gregor XVI. Durch einen Passionisten, dem heiligen Bischof Vinzenz Maria Strambi, der auch geistlicher Begleiter des heiligen Kaspar di bufalo und der seligen Anna Maria Taigi war, wurde Lorenzo auf den Passionistenorden aufmerksam. Am 14. November 1801 trat der damals Neuzehnjährige bei den Passionisten ein und erhielt als Ordensmann den Namen Lorenzo Maria vom heiligen Franz Xaver. Sein Noviziat verbrachte er im Noviziatshaus San Giuseppe am Monte Argentario. Dort legte er 20. November 1802 auch seine ewigen Gelübde ab. Drei Jahre später, am 29. Dezember 1805, empfing der junge Pater in Rom die Priesterweihe.

Im Jahr 1808 fiel Napoleon in den Kirchenstaat ein und unterdrückte die Orden, was letztendlich in eine Aufhebung der damaligen Orden mündete. Von 1811 bis 1814 musste P. Lorenzo als Eidverweigerer in den kleinen Konvent von Pievetorina fliehen. Im Jahr darauf durfte er nach Rom zurückkehren, wo er bald viele Ämter der Kongregation innehatte. Unter anderem war er Rektor im Generalat Santi Giovanni e Paolo in Rom, wo der spätere selige Domenico Barberi als sein Stellvertreter eingesetzt war. In kluger Weise verstand er es, Kontemplation und Aktion zu verbinden. „Immer in Bewegung“, sollte einmal zu seinem Attribut erklärt werden. Sein Leben war ausgefüllt mit missionarischem Eifer, der ihn dazu veranlasste, mehr als 260 Volksmissionen und Exerzitien zu leiten. Als Prediger erreichte er die Herzen der einfachen und gebildeten Leute gleichermaßen. Was sein Wort so wirkungsvoll machte, waren die zahlreichen Wunder, die seine Verkündigung begleiteten – und nicht zuletzt sein heiligmäßiges Leben, das in seinem umsichtigen und eifrigen Umgang mit den Leidenden zum Ausdruck kam. Er war ein gesuchter geistlicher Begleiter und ein ausgezeichneter Organist und besaß die Gabe der Prophetie.

1812 erkrankte P. Lorenzo schwer. Da erschien ihm das Jesuskind und heilte ihn. Von da an zeichnete ihn eine besondere, zärtliche Liebe zum göttlichen Kind aus. Bei dieser Erscheinung erlebte er das Mysterium von Bethlehem, das er als „das süßeste und lieblichste der Mysterien“ bezeichnete. Dieser Moment veränderte sein Leben. Sein Bezug zur Askese, zur seiner persönlichen Mystik, zu seinem Apostolat und seinen Schriften, veränderte sich.

Die Begegnung mit dem Jesuskind veranlasste ihn, zu den vier Gelübden der Passionisten noch ein fünftes, privates Gelübde hinzuzufügen, das die Verbreitung der Verehrung des göttlichen Kindes zum Gegenstand hatte. Der „Missionar des Jesuskindes“, welches er liebevoll „mein süßer kleiner Herrscher“ nannte, verfasste er viele Schriften über das Jesuskind. Die „Seligpreisung der Kleinen und Unmündigen“, denen der Herr die „Geheimnisse des Himmelreiches“ offenbart, wurden durch Lorenzo gelebtes Evangelium. Lange vor der kleinen heiligen Therese wurde er zum Verkünder des „kleinen Weges der geistlichen Kindschaft“, in dem er die Antwort auf die Probleme seiner Zeit, den aufkommenden Geist der Aufklärung, fand. Dem aufgeklärten Menschen hielt er einen Gott entgegen, der aus Liebe zu uns menschliche Natur annahm und als kleines Kind alle auf den Weg der Einfachheit des Herzens ruft. „Bethlehem ist die Grundschule jeder Tugend“, war seine tiefste Überzeugung.

 

 

 

 

Der „Missionar des Jesuskindes“

 

Bei seinen Missionen wurde ein Bild des göttlichen Kindes zu einem bewährten Hilfsmittel, durch das er auch viele Wunder wirkte. Es gibt bis heute noch Jesuskinder, die der Selige selbst hergestellt hatte. Für seine Nachwelt hat er sogar eine Anleitung hinterlassen, wie die Jesuskinder herzustellen sind. Damit hatte er noch nicht genug getan: Er gründete die Vereinigung „Drappello della Sacra Culla“, die Schar der Heiligen Wiege, für die er ein Statut verfasste.

In Rom arbeitete er eine Zeit lang mit einem Mitbruder, dem seligen Domenico Barberi, dem künftigen „Apostel Englands“, zusammen. Als dieser sich zur Mission in England berufen fühlte und in die Mission nach Aston Hill aufbrach, wollte auch P. Lorenzo mit ihm nach England gehen. Seine Oberen aber gaben ihm Rom als Missionsgebiet.

Seinem Oberen gehorsam ging er 1856 nach Capranica bei Vetralla, um einigen Kranken seinen Segen zu erteilen. Zuvor machte er seinen Oberen darauf aufmerksam, dass er dort nicht länger als drei Tage sein werde. Er kam am 09. Juni in Capranica an, empfing die Besucher, hörte Beichte, segnete die Kranken, tröstete die Leidenden – und starb am 12. Juni an einem Schlaganfall. Er wurde sofort als Heiliger verehrt: „Wir haben unseren Heiligen verloren“, sagten sie, und versuchten Reliquien zu erhalten. Sie ließen ihren Heiligen nicht in den Konvent San Angelo in Vetralla zurückbringen, bevor er nicht in einer Prozession durch die Straßen der Stadt getragen wurde. Die angeforderten Wachen hatten alle Hände voll zu tun, um die Menschenmenge im Zaum zu halten.

Am 01. Oktober 1989 wurde P. Laurentius vom heilige Franz Xaver, der Apostel des Jesuskindes, durch Papst Johannes Paul II. seliggesprochen. Milde und Demut, sowie Bescheidenheit und Lauterkeit, die er vom Jesuskind und der Heiligen Familie erlernt hatte, zeichneten diesen Seligen aus.

Gebet zum göttlichen Kind

O göttliches Kind, wie die Hirten in Betlehem will auch ich vor dir niederknien und dich anbeten. Sei du mein König! Lass mich dir ähnlich werden in deiner Milde und Güte, in deiner Weisheit und Schönheit, in deiner Kraft und deiner Gnade, wachse in mir, dass ich immer mehr Zeugnis gebe von deiner Größe und Güte. O liebes Jesuskind, lass mich denen, die dir fernstehen, zum Stern werden, der sie wie der Morgenstern die Heiligen Drei Könige zu dir führen lässt. Amen.