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Siehe, mein Knecht wird Erfolg haben (02.04.2021)

„Siehe, mein Knecht wird Erfolg haben, er wird sich erheben und erhaben und sehr hoch sein. Wie sich viele über dich entsetzt haben -so entstellt sah er aus, nicht mehr wie ein Mensch, seine Gestalt war nicht mehr die eines Menschen -, so wird er viele Nationen entsühnen, Könige schließen vor ihm ihren Mund.“ Diese prophetischen Worte des Jesaja im vierten Lied des Gottesknechts zeigen die Divergenz in der Sichtweise dieser Welt und des Himmels auf.

Menschlich gesehen ist Jesu Tod am Kreuz die größte Niederlage: Er starb in den Augen des weltlichen Gerichts als Verbrecher. Jesaja beschreibt dieses bittere Ende des Gerechten: „Er hatte keine schöne und edle Gestalt, sodass wir ihn anschauen mochten. Er sah nicht so aus, dass wir Gefallen fanden an ihm. Er wurde verachtet und von den Menschen gemieden, ein Mann voller Schmerzen, mit Krankheit vertraut. Wie einer, vor dem man das Gesicht verhüllt, war er verachtet; wir schätzten ihn nicht.“

Man könnte sagen, dass Erfolg im Auge des Betrachters liegt. Vieles in dieser Welt bekommt vor Gott eine andere Bedeutung. Erst wenn wir die einzelnen Begebenheiten einfügen in die große Heilsgeschichte Gottes, können wir den wahren Wert erkennen.

So wird die Niederlage Jesu am Kreuz sein größter Triumph: Er hat sein Volk, die Vielen, die bereit waren und sind, die Erlösung anzunehmen, gerettet. Er hat Gott mit dem Menschen versöhnt, indem er „unsere Krankheit getragen und unsere Schmerzen auf sich geladen“ hat.

Doch was war unsere Krankheit? Wir, das ganze Menschengeschlecht, waren erkrankt an der Wunde des Hochmuts und des Ungehorsams, die eine Trennung von Gott verursachte und damit den ewigen Tod nach sich zog. Evas und Adams Ungehorsam verletzten das Liebesband zwischen Gott und dem Menschen. Das Misstrauen war erwacht und ist einer der Schmerzen, an der die Menschheit nach dem Sündenfall litt. Jesus und Maria heilten durch ihren Gehorsam und ihr Gottvertrauen dieses Liebesband, sodass es wieder als unversehrter Bund Gott und den Menschen in der Freiheit der Liebe bindet.

Wir Menschen, „nur wenig geringer gemacht als Gott“ (Ps 8,6), litten an den Schmerzen der Trennung von Gott. Erst in Jesus haben wir wieder diese Hoffnung auf das ewige Leben erhalten. Letztendlich ist für den, der mit seinem Mund bekennt: Jesus ist der Herr – und der mit dem Herzen glaubt, dass Jesus von den Toten auferweckt worden ist (vgl. Röm 1,10), das ewige Leben schon Gewissheit.

Jesus gab uns in seiner Brotrede in der Synagoge in Kapharnaum diese Sicherheit, durch seine vollkommene Hingabe gerettet zu sein: „Amen, amen, das sage ich euch: Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht esst und sein Blut nicht trinkt, habt ihr das Leben nicht in euch. Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben, und ich werde ihn auferwecken am Letzten Tag.“ (Joh 6,53-54)

Der heilige Johannes Chrysostomus nimmt uns in seiner Katechese über das kostbare Blut Jesu mit auf Golgotha: „Schau bitte, woher es kommt und aus welcher Quelle es entspringt. Vom Kreuz Christi kam es zuerst, aus der Seite Christi nahm es den Anfang. Denn das Evangelium (Joh 19,33ff.) berichtet: Als Jesus tot war und noch am Kreuz hing, kam ein Soldat herbei und stieß die Seite auf.

Da floss Wasser und Blut heraus: Symbol der Taufe das eine, Symbol des Mysteriums (der Eucharistie) das andere. Der Soldat hat die Seite geöffnet und die Wand des Tempels aufgetan.

Ich habe den herrlichen Schatz gefunden und bin glücklich, den glanzvollen Reichtum entdeckt zu haben. So war es auch mit dem Lamm: Die Juden haben es geschlachtet, und ich erfahre die Frucht des Opfers. Blut und Wasser aus der Seite.

Lieber Hörer, bitte geh nicht eilig an dem verborgenen Mysterium vorbei. Denn ich muss noch mystische und geheime Dinge aussprechen: Ich sagte, dieses Wasser und Blut seien Sinnzeichen für die Taufe und das Mysterium. Daraus ist die heilige Kirche aufgebaut, durch die Wiedergeburt aus dem Wasser und die Erneuerung des Heiligen Geistes, ich sage euch: durch die Taufe und das Mysterium, das aus seiner Seite hervorging.

Aus seiner Seite nämlich baute Christus die Kirche, wie aus der Seite Adams Eva, die Gattin, kam. Dafür ist auch Paulus Zeuge, wenn er sagt: "Wir sind Glieder seines Leibes, von seinem Gebein genommen (Vgl. Eph 5,30; Gen 2,23.), womit er die Seite meint. Denn wie Gott aus der Seite des Adam die Frau schuf, so gab uns Christus aus seiner Seite Wasser und Blut, wodurch die Kirche erbaut werden sollte. Wie Gott die Seite öffnete, während Adam im Schlaf ruhte, so schenkte er uns jetzt nach dem Tode Christi aus seiner Seite das Wasser und das Blut.“

Hier wird der Triumph Christi deutlich: Dort, wo auf den ersten Blick nur der Tod ist, entspringt neues Leben für die Kirche, für alle, die an ihn glauben. Der ewige Tod wurde durch den Tod Christi besiegt, sodass Pauls im leichter Ironie sagen kann: „Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel? Der Stachel des Todes aber ist die Sünde, die Kraft der Sünde ist das Gesetz. Gott aber sei Dank, der uns den Sieg geschenkt hat durch unseren Herrn Jesus Christus. Daher, meine geliebten Brüder und Schwestern, seid standhaft und unerschütterlich, seid stets voll Eifer im Werk des Herrn und denkt daran, dass im Herrn eure Mühe nicht vergeblich ist!“ (1 Kor 15,55ff)